Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten. Alfred Bekker
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Gegen acht Uhr war er nur knapp einem Attentat entgangen.
Da hatte er noch an jenen geheimnisvollen Unbekannten geglaubt. Ein mysteriöses neues Syndikat, das die alte Riege in die Pension städtischer Friedhöfe schickte. Einen nach dem anderen.
Und dann hatte es das Treffen bei Jelena Shokolev gegeben, auf dem die schöne Witwe der versammelten Gangster-Mannschaft wohl wieder erwarten angekündigt hatte, die Geschäfte weiterführen zu wollen.
Da war es wohl auch zu Unstimmigkeiten zwischen Pitaschwili und der neuen Gangster-Queen gekommen.
Jedenfalls waren daraufhin bei Pitaschwili alle Alarmglocken auf einmal in Betrieb gegangen.
Vielleicht gab diesen geheimnisvollen Unbekannten gar ja nicht und in Wahrheit steckte Jelena hinter den Morden und dem Attentat auf Pitaschwili. Das musste auch eine Möglichkeit gewesen sein, die Pitaschwili durch den Kopf gegangen war.
Und diese Möglichkeit war für Pitaschwili noch bedrohlicher.
Egal ob die schöne Jelena nun selbst als Todesgöttin im Hintergrund fungierte, um ihre Position zu sichern, oder ein unbekanntes Syndikat auf der Bildfläche erschien für Pitaschwili wurde es lebensgefährlich. Und so hatte er die Flucht nach vorn angetreten.
Mit einem Anruf beim FBI.
Er war klug genug, um zu wissen, dass er es mit einem Gegner, vor dem selbst Big Vlad die Pfoten hatte strecken müssen, kaum aufnehmen konnte.
Pitaschwili hatte einfach vorausgesetzt, dass Jelena von seinen Unterschlagungen schon wusste.
"Glaubst du, sie hat sich gleich die erste Nacht nach Shokolevs Tod damit um die Ohren gehauen, Berge von Finanzakten zu wälzen?", meinte ich zu diesem Punkt zweifelnd.
Milo zuckte die Achseln.
"Dafür wird sie ihre Leute haben. Außerdem muß so ein Coup generalstabsmäßig vorbereitet werden. Es reicht nicht, ein paar Killer zu bezahlen und den großen Boss hinwegzupusten.
Man muss genau wissen, wie es dann weitergehen soll, wer Freund ist und wen man so schnell wie möglich abschießen muss..."
"Eins zu null für dich", gab ich zu.
Milo sagte: "Das ganze könnte also ein lang vorbereiteter Plan gewesen sein."
"Sowohl Shokolevs Tod, wie auch alles andere."
"Ja."
"Klingt logisch!", musste ich eingestehen.
"Komplimente höre ich immer gerne!", erwiderte Milo lachend.
"Da ist nur ein Haken", wandte ich ein.
"Wäre ja auch zu schön gewesen, um wahr zu sein!" Milo sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an während vor uns der riesige Komplex auftauchte, in dem das FBI-Headquarter untergebracht war. "Wo ist der Haken?"
"Wenn ich Jelena gewesen wäre und den Plan gehabt hätte, alles zu übernehmen, dann hätte ich mit Shokolev angefangen."
"Vielleicht gab es einen Grund dafür, dass die beiden anderen zuerst sterben mussten."
"Und welchen?"
Milo zuckte die Achseln. "Vielleicht waren sie erst Komplizen der Witwe, haben es sich dann aber dann aber anders überlegt und kalte Füße bekommen. Schließlich ist mit Big Vlad nicht zu spaßen gewesen."
"Etwas weit hergeholt, finde ich."
"Du glaubst noch immer nicht, dass es die schöne Witwe war, was?"
Ich schüttelte den Kopf.
"Nein."
"Sie hat großen Eindruck auf dich gemacht, oder?"
Ich sah ihn kurz an.
"Quatsch!"
"Ich habe nur laut gedacht, Jesse!"
"Du machst dir umsonst Sorgen!"
Milo grinste. "Beruhigend zu wissen, dass du einen Eiszapfen noch von einer Frau unterscheiden kannst!"
"Es erscheint mir nur einfach nicht logisch, dass sie die Auftraggeberin dieser Mordwelle war."
19
Es war ein eiskalter, aber sonniger Morgen. Der Mond stand immer noch als weiße Sichel am klaren Himmel, während sich sich die Journalisten und Kameraleute vor den Stufen des Gerichtsgebäudes die Füße platt traten. Nervös verlagerten sie das Gewicht von einem Bein auf das andere und warteten auf den großen Augenblick.
Den Augenblick, an dem sie den Photoshoot des Tages oder vielleicht sogar ein Mini-Interview machen konnten.
Und dann war es soweit.
Inmitten einer riesigen Menschenmenge, stolzierte Marvin Kingsroad die Stufen des Portals hinab.
Als freier Mann. Ganz offensichtlich.
So, wie es alle erwartet und viele befürchtet hatten. Ein Mann, der jahrelang als Drogendealer gegolten hatte und dem mehrere Auftragsmorde an Konkurrenten zur Last gelegt worden war. Natürlich auch Steuerhinterziehung, Bestechung von Beamten verschiedener städtischer Behörden inklusive des New York Police Departments und so weiter und so fort. Die Anklageschrift hatte einen größeren Umfang gehabt als so manche Gemeindebibliothek.
Aber nach und nach war alles in sich zusammengefallen. Ein unerfahrener Staatsanwalt hatte ein übriges dazu getan.
Zeugen hatten plötzlich kalte Füße gekriegt oder waren von Kingsroads hungriger Anwaltsmeute als völlig unglaubwürdig hingestellt worden.
Jetzt war der Freispruch also perfekt.
Er war einfach nicht zu verhindern gewesen und es gab viele in New York, die das zutiefst bedauerten. Niemand zweifelte daran, dass Kingsroad nichts anderes tun würde, als mit seinen üblen Geschäften fortzufahren. Und es gab nichts, was das Gesetz im Moment dagegen tun konnte.
Zwar war es kein Freispruch erster Klasse, sondern nur einer aus Mangel an Beweisen, aber Kingsroad