Western Sammelband 4 Romane: Wo die Wölfe warten und andere Western. Alfred Bekker
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„Das glaube ich auch.“ Sie lächelte. „Ich werde dich begleiten.“
23
Viele Stunden lang ritten sie durch die schroffe Bergwelt. Eine Zeitlang verlief die Schneegrenze kaum einen Steinwurf weit entfernt. Gegen Abend ging es dann steil bergab bis zur Baumgrenze hinunter und dann in den dichten Bergwald hinein. In der Dämmerung erreichten sie ein kleines Flusstal und endlich, vielleicht zweihundert Meter von der Schlucht des Flusses entfernt, die Blockhütte.
Sie lag im Schutz hoher, dunkler Douglasien, sodass man sie erst ein paar Pferdelängen vor der Palisade, die sie umgab, bemerkte.
Mit geschickten Fingern öffnete Mondblüte das Vorhängeschloss vor dem Riegel des Palisadentors. Sie ritten hinein. Ein baumfreier Streifen von drei Meter Breite umgab die Hütte zwischen Fassade und Palisade. Wie in einem kleinem Fort kam Grainger sich vor.
Die Hütte hatte eine Grundfläche von gut zehn auf zwölf Metern. Die Hälfte davon belegte die Stallung. In einem Schuppen für Werkzeuge und Vorratsholz, in dem auch eine Räucherkammer untergebracht war, fesselten sie den Banditen an einen Stützbalken. Während Mondblüte ein Abendessen zubereitete, erkundete Grainger die Umgebung des Blockhauses.
Er schritt das Unterholz zwischen Palisade und Schlucht ab, prägte sich entwurzelte Bäume, ausgedehnte Hecken und Wildwechselpfade ein. Ein paar hundert Meter ging er am Steilufer des schmalen aber wasserreichen Flusses entlang. Dreihundert Meter flussabwärts, nach steinigem Steilhang, gab es eine alte Hängebrücke, der Grainger sich nur im Notfall anvertrauen würde.
Auch die flussabgewandte Seite des Blockhauses durchstreifte er. Er merkte sich den Verlauf des Pfades, den sie heraufgeritten waren, prägte sich Abzweigungen und Deckungsmöglichkeiten ein. Grainger war nicht der Typ, der an ein risikofreies Leben glaubte, doch er hatte gelernt, sich auf Überraschungen einzustellen.
Als er zurück in die Blockhütte kam, dämmerte es bereits. Grainger ging in den Schuppenanbau, um sich davon zu überzeugen, dass die Fesseln seines Gefangenen noch hielten. Mondblüte war bei dem Mann und gab ihm zu essen und zu trinken. Er beobachtete sie und den Gefangenen. Sie behandelte ihn ruppig, sie klebte ihm sogar eine, als er eine anzügliche Bemerkung über ihre Brüste machte, aber sie versorgte ihn gewissenhaft. Das beeindruckte Grainger.
Anschließend aßen sie beim Schein zweier Petroleumlampen Bohnen mit Speck und wilde Kartoffeln. Zum ersten Mal erzählte einer dem anderen aus seinem Leben. Mondblüte war ein typisches Gewächs dieser rauen Gegend: Vom Leben geschlagen, abgehärtet und widerstandsfähig. Hundert Mal hatte das Schicksal sie zu Boden geschlagen, hundert Mal war sie wieder aufgestanden. Grainger begann, sie zu bewundern.
„Was glaubst du, wann wird Barrymore hier auftauchen?“, fragte er irgendwann.
„Nicht so bald“, sagte sie. „Von den Pawnees hörte ich, dass er noch etwas in der Stadt zu erledigen hätte.“
„In welcher Stadt?“
Sie zuckte mit Schultern? „Keine Ahnung. Bear River City oder Ogden, nehme ich an.
„Wahrscheinlich schaltet er ein Inserat.“ Er holte zwei Gläser von einem Regal.“
„Ein Inserat?“
„In der Ogden Times oder den River City News.“ Mit seinem Halstuch wischte er den Staub aus den Gläsern. „Er schaltet Anzeigen im Namen eines Bostoner Versandhauses, das es natürlich gar nicht gibt.“ Grainger schenkte Mondblüte und sich selbst einen doppelten Whisky ein. Die Flasche hatte er in der Satteltasche des Banditen gefunden, der jetzt gefesselt im Holzschuppen hockte. „Seine Leute lesen nur jedes dritte Wort und dann wissen sie, wann es wo zur Sache gehen soll.“
Sie stießen an und tranken. Mondblütes Hand griff nach seiner. „Weißt du noch vor fünf Tagen nach dem Schneesturm am Feuer?“, flüsterte sie.
„Wie könnte ich das vergessen?“ Siedendheiß durchfuhr es ihn. Plötzlich wusste Grainger, dass er diese Nacht nicht vorbeigehen lassen würde, ohne noch einmal zu erleben, was er mit dieser exotischen Frau ein paar Tage zuvor erlebt hatte. „Wir sollten abwechselnd wachen“, sagte er, als wollte er sich selbst zur Ordnung rufen. „Ich will nicht von Barrymore überrascht werden.“
„Er kommt frühestens morgen Nacht“, sagte sie. „Aber natürlich müssen wir trotzdem auf der Hut sein.“ Sie drückte seine Hand und stand auf. „Ich schau noch einmal nach den Pferden.“
Sie lief zur Tür, die vom Wohnraum aus in die Haushälfte mit den Stallungen führte. Grainger blickte ihr hinterher. Ihre wiegenden Hüften und die Muskelstränge ihres Gesäßes unter dem Stoff ihres Kleides entfachten die Glut der Lust in ihm. Dann schloss sich die Tür hinter ihr.
Er nippte an seinem Whisky. Doch lange hielt es ihn nicht auf seinem Stuhl. Als sie nach fünf Minuten noch immer nicht zurückgekehrt war, löschte er die Öllampen und folgte ihr in den Stall. Aus irgendeinem Grund wusste er, dass sie auf ihn wartete. Grainger hungerte nach ihr.
Er öffnete die Tür zum Stall. Der feuchte Duft von Stroh und Pferd schlug ihm entgegen. Seine Lenden pulsierten, das Bild der nackten Lorraine füllte sein Hirn aus. Die Gier flatterte in seinem Bauch, in seiner Kehle, unter seiner Zunge. Fünf Tage war es her, eine lange Zeit für einen Mann wie ihn.
Er schloss die Tür hinter sich und lauschte in die Dunkelheit. Eines der Pferde schnaubte. Er ging an den Boxen vorbei, strich seinem Schimmel über die Flanken und sah sich um. Seine Augen versuchten die Dunkelheit zu durchdringen. Mondlicht fiel durch die schmalen Fenster. Allmählich konnte er die Umrisse der Tiere erkennen. Er tastete sich an ihnen vorbei.
„Mondblüte?“ Stroh raschelte unter seinen nackten Füßen. „Lorraine?“ Sie hatte sich versteckt. Ein Liebesspiel der besonderen Art? „Wo bist du?“ flüsterte er.
Ein Kichern vom anderen Ende des Stalls – auch dort sickerte Mondlicht durch eine schmale Fensteröffnung. Er blieb stehen. Das Pferd, das am Ende des Stalles stand, hob den Schädel. Er ging zu ihm, blickte in die Box. Keine Spur von Mondblüte.
Auf einmal sprang ihn jemand von hinten an. Unterarme hebelten seinen Kopf nach hinten. Er spürte ihre Bürste an seinem Rücken, bückte sich, riss sie über die Schultern, schleuderte sie ins Stroh neben dem Pferd. Das wich erschrocken zur Seite.
Grainger aber warf sich auf sie, packte ihre Handgelenke, suchte ihre Lippen und küsste sie. Wild und gierig erwiderte sie seinen Kuss. Sie spreizte die Beine, schlang ihre Schenkel um seine Hüften. Sie wälzten sich im Stroh hin und her und plötzlich spürte er ihre Hand dort, wo es gut tat.
Er griff ihr zwischen die Beine. Da war nur Feuchtigkeit und ein haarige Pelz. Er spürte ihre kräftigen Finger um seine Männlichkeit, und ehe er begriff, was geschah, steckte