Western Sammelband 4 Romane: Wo die Wölfe warten und andere Western. Alfred Bekker
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Western Sammelband 4 Romane: Wo die Wölfe warten und andere Western - Alfred Bekker страница 20
Grainger kletterte aus dem Fenster. Sein Oberkörper war frei und die Kälte beißend. Dort, wo das blau gestrichene Haus am Ende der Main Street stand, loderten jetzt Flammen in den Nachthimmel. Drei weitere Reiter galoppierten die Main Street herunter. Sie schwenkten Fackeln. Einer von ihnen ritt ziemlich dicht an den dem Saloon The Longest Branch vorbei.
Grainger wartete, bis er heran war, dann sprang er vom Vordach des Saloons und riss dabei den Reiter zu Boden. Sie landeten im kalten Morast. Das Pferd legte sich auf die Seite. Grainger fiel auf seinen Gegner und drückte ihn mit der Winchester nieder. Das Pferd kam wiehernd wieder auf die Beine.
Einer seiner Komplizen zügelte seinen Gaul und legte den Winchester-Karabiner an. Grainger rollte von seinem Kontrahenten herunter, riss seine eigene Waffe hoch. Beide feuerten fast im selben Moment.
Der Reiter einen Sekundenbruchteil früher. Er traf seinen eigenen Komplizen. Dessen Körper zuckte kurz, ehe er reglos liegen blieb.
Graingers Kugel fuhr dem Reiter in die Brust und schleuderte ihn aus dem Sattel. Sein rechter Fuß verfing sich im Steigbügel. Der in Panik geratene Gaul preschte davon und zog die blutüberströmte Leiche hinter sich her durch den Schneematsch.
Grainger war sofort wieder auf den Beinen. Er rannte zu dem Pferd dessen, den er aus dem Sattel geholt hatte. Friedlich und etwas verwirrt stand es in der Nähe des Hitchracks, so als suchte es instinktiv irgendeinen Halt. Grainger schwang sich in den Sattel und gab dem Tier die Sporen. In gestrecktem Galopp jagte er über die Main Street.
Inzwischen waren zahlreiche Stadtbewohner aus ihren Häusern gelaufen, um den Brand in Lizzys Haus zu löschen. Aber da kam jede Hilfe zu spät. Man beschränkte sich darauf, ein Übergreifen der Flammen auf die benachbarten Gebäude zu verhindern.
Grainger jagte den Banditen hinterher. Einen von ihnen sah er noch, die anderen waren bereits zu weit entfernt. Der Kerl drehte sich im Sattel um, feuerte in Graingers Richtung. Grainger zügelte unweit des Mietstalls sein Pferd, legte an und schoss mit der Winchester.
Ein Todesschrei gellte durch die eisige Nacht. Der Bandit wurde aus dem Sattel geholt und blieb in seltsam verrenkter Haltung im Schneematsch liegen. Sein Pferd galoppierte davon.
Ein Schuss krachte vom Sidewalk vor dem namenlosen Saloon aus, der vollkommen im Schatten lag. Das Mündungsfeuer leckte aus der Mündung eines Gewehres. Graingers Pferd stieg wiehernd auf die Hinterläufe. Ein zweiter Schuss explodierte.
Der Mann der U.S. Government Squad landete im Matsch. Sein Pferd stob wiehernd davon. Regungslos blieb Grainger liegen. Die Winchester lag fast einen Meter entfernt im Dreck.
Clayton trat aus dem Schatten heraus. Mit seinen spitz zulaufenden Stiefeln versank er fast bis zu den Knöcheln in dem Gemisch aus Morast und nassem Schnee. Er trat neben Grainger.
Der lag wie tot. Clayton nahm die Winchester in die Linke, während er mit der Rechten nach seinem Colt griff. Er spannte den Hahn, zielte auf Graingers Kopf.
„Sicher ist sicher!“, murmelte er vor sich hin. „Good Bye, Grainger!“
Blitzschnell rammte Grainger ihm den Stiefelabsatz in die Kniekehle. Im nächsten Moment krachte der Schuss aus dem Revolver. Die Kugel zischte haarscharf an Grainger vorbei.
Der hechtete nach vorn, griff nach der Winchester und rollte wieselflink durch den Schlamm. Schon riss er die Waffe hoch. Clayton richtete seinen Colt auf ihn. Beide Männer schossen kurz nacheinander. Grainger jedoch um den entscheidenden Bruchteil einer Sekunde früher.
Die Kugel traf Clayton in der Brust, warf ihn zurück und streckte ihn endgültig hin. Claytons Hand krampfte sich um den Perlmuttgriff seines 45er Peacemakers. Mit der Linken griff er sich in die Herzgegend. Blut rann ihm zwischen den Finger hindurch. Sein hasserfüllter Blick traf noch einmal Grainger, bevor sein Gesicht zu einer Totenmaske erstarrte.
Grainger erhob sich ächzend. Er gönnte sich keine Verschnaufpause – er musste die Verfolgung der Banditen aufnehmen, solange deren Spur noch frisch war. Vielleicht führten die ihn zu Barrymore, ihrem Anführer.
Im Laufschritt kehrte er zum Saloon The Longest Branch zurück, rannte die Treppe hinauf und stürmte in Rossitas Zimmer. Sie hatte sich inzwischen angezogen.
„Ich muss weg!“ Er reinigte sich notdürftig von Schlamm und Schnee, raffte seine Sachen zusammen und zog sich an.
„Mitten in der Nacht?“
„Morgen sind die Kerle über alle Berge!“
„Dann sag doch Marshal Baxter Bescheid, dass er ein Aufgebot zusammenstellen soll!“
Grainger blickte auf, während er in seine Jacke schlüpfte und die Satteltasche schulterte. Er schüttelte entschieden den Kopf. „Nein, es ist noch nicht sehr lange her, da habe ich erlebt, was geschieht, wenn eine Schar unerfahrener Männer sich aufmacht, um eine Bande zu jagen, die mit den Pawnees verbündet ist. Allein kann ich mehr ausrichten.“
„Grainger, das ist doch Wahnsinn!“
Er ging zur Tür, drehte sich noch einmal um und musterte sie von oben bis unten. „Du bist eine wunderbare Frau, Rossita. Es war schön bei dir.“
„Sehen wir uns wieder?“
„Wer weiß?“
„Adios, Hombre!“
Grainger holte sein Pferd aus dem Mietstall. Kaum jemand nahm Notiz davon. Die meisten kümmerten sich um das Feuer, das in Lizzys Haus ausgebrochen war. Der Mietstallbesitzer jedoch wurde auf ihn aufmerksam.
Er kam gerade von Lizzys Haus und hatte sich dort an den Löscharbeiten beteiligt. Jetzt wollte er nach den Tieren sehen und sie beruhigen. „Das Haus brennt wie Zunder“, berichtete er. „Wenn da jemand drin war, hatte er keine Überlebenschance. Die arme Lizzy.“
Über Garretts Aufenthalt in Lizzys Haus wusste er wohl nicht Bescheid. Grainger gab ihm ein paar Dollar für die Betreuung seines Schimmels und schwang sich in den Sattel. Er lenkte das Tier nach Südwesten, auf die Uinta-Mountains zu. Dorthin waren die Männer um den Tomahawk-Träger geritten.
Jenseits der Uinta-Mountains begann jenes unfruchtbare, sowohl im Winter als auch im Sommer gleichermaßen menschenfeindliche Land, das man den Pawnees und Crowes gelassen hatte. Und auch das nur, weil niemand sonst Verwendung für dieses kargen Gebiet hatte.
19
Der