Western Sammelband 4 Romane: Wo die Wölfe warten und andere Western. Alfred Bekker

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Western Sammelband 4 Romane: Wo die Wölfe warten und andere Western - Alfred Bekker

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fragte Baxter zurück. Er trat auf den regungslos daliegenden Tomahawk Mann zu und hob dabei das Beil auf, dass dieser in Graingers Richtung geschleudert hatte.

      „Ist das nicht George Allister?“, fragte Cole. „So viele Weiße gibt es doch nicht, die einen Tomahawk benutzen!“

      Baxter griff in die Tasche seiner Jacke und holte einen zusammengefalteten Steckbrief hervor. Er blickte auf das Bild. Grainger sah ihm dabei über die Schulter. „Stimmt!“, stellte er fest. „Wir haben George Allister erwischt.“

      „Einer der Passagiere hat nach dem letzten Überfall der Eisenbahnräuber ausgesagt, dass ein Mann mit einem Tomahawk dabei war“, stellte Cole fest.

      „Dann hat sich unsere Vermutung also bestätigt“, murmelte Baxter.

      „Was wissen Sie über diesen Allister?“, erkundigte sich Grainger.

      „Ein ehemaliger Jayhawker aus Missouri. Er ritt mit einem gewissen Jim Barrymore zusammen und plünderte jeden, der im Verdacht stand, die Sache der Konföderierten zu unterstützen.“

      „Er reitet immer noch mit Barrymore“, sagte Grainger. „Das weiß ich aus sicherer Quelle. Barrymore ist der Kopf der Bande, die der Union Pacific Railroad und ihren Fahrgästen das Leben zur Hölle macht.“

      „Sie sind verdammt gut im Bilde, Grainger.“ Baxter schien beeindruckt. „Haben Sie noch mehr solcher Neuigkeiten auf Lager?“

      „Barrymores Leute lesen Zeitung. Jedenfalls den Anzeigenteil. Wenn er einen neuen Überfall plant, schaltet er Inserate einer Firma aus Boston.“ Er berichtete, was Garrett ihm über den Code und die Taktik der Banditen verraten hatte.

      Baxter musterte Grainger mit einem abschätzenden Blick. „Rossita behauptet, die Eisenbahngesellschaft hätte Sie angeheuert, um die Bande unschädlich zu machen. Stimmt das?“

      Grainger grinste. „Anders als Rossita bin ich nicht ganz so freigiebig mit meinen Informationen.“

      „Ich weiß gerne, mit wem ich es zu tun habe, Grainger.“

      „Kann ich verstehen.“

      „Und nachdem wir Sie hier aus einer ziemlich brenzligen Situation herausgehauen haben, sind Sie es mir eigentlich schuldig, mir zu erklären, was Sie mit der ganzen Sache zu tu haben.“

      Grainger atmete tief durch. „Okay – nennen wir es ‚persönliche Gründe’. Ich kannte Owen Jennings gut, den Mann, den die Banditen erschossen, weil er ein Zigarettenetui zog.“

      Schweigend hörte Baxter sich die Geschichte an, die Grainger sich für solche Fälle zurechtgelegt hatte. Sie schien ihn nur halb zu überzeugen. „Und deswegen wollen Sie nun ihr eigenes Leben aufs Spiel setzten?“, fragte er zweifelnd.

      „Nein, ich will den beiden Kerlen folgen!“, sagte Grainger. „Ich hoffe, Sie werden mich zu Barrymore führen.“

      Der Marshal zuckte mit den Schultern. „Ich kann Sie nicht davon abhalten, Grainger.“

      „Nein, das können Sie wirklich nicht.“

      „Ich reite zurück nach Bear River City stelle eine Gruppe von Männern auf, die mit Waffen umgehen können. Spätestens Morgen werden wir uns an Ihre Fährte heften, Grainger.“

      „Davon wiederum kann ich Sie nicht abhalten.“

      21

      Sie wiesen ihr ein Tipi im Zentrum des Lagers zu. Eine Mischung aus widerwilliger Gastfreundschaft und dem Bedürfnis, sie zu kontrollieren – der Einstieg des Tipis führte nämlich auf den Kultplatz mit dem Totempfahl. Die Wohnstätten der wichtigsten Krieger grenzten an die andere Seite. Mondblüte übernachtete praktisch gegenüber dem Häuptling und dem Medizinmann.

      Grauer Büffel und Weißer Bär waren mit zwei Kriegern in ihr Tipi gekommen, um zu verhandeln. Vor dem Tipi standen mindestens zwei Dutzend Pawnees und machten neugierige Gesichter. Der Tag ging zu Ende.

      Vier Krieger bewachten den Kultplatz, denn am Marterpfahl hing ein Mann. Jedes Mal, wenn Mondblüte durch den offenen Einstieg zu ihm sah, lief ein Zittern durch ihren Körper: Der Mann am Marterpfahl hieß Caleb Jackson.

      Häuptling Grauer Büffel hatte gedroht, Mondblütes Vater bei Sonnenaufgang des übernächsten Tages zu töten.

      Sie zwang sich, den Blick von ihrem Dad loszureißen und konzentrierte sich auf Weißen Bär, den Medizinmann. Er zählte das Geld, das Mondblüte für das Leben ihres Vaters angeboten hatte. Häuptling Grauer Büffel beobachtete die flinken Fingerbewegungen des Medizinmannes. Jede Dollarnote verschlang er mit seinem Blick.

      Weißer Bär nannte die Summe und begann ein drittes Mal zu zählen. Es waren über fünfzehnhundert Dollar. Der Ertrag der Arbeit eines ganzen, entbehrungsreichen Jahres.

      Mondblüte schluckte die Tränen hinunter. Fünfzehnhundert Dollar hatten ihr die Felle eingebracht, die ihr Vater in den letzten zwölf Monaten erbeutet hatte. Seit vier Wochen hielten die Pawnees ihn fest. Und wenn sie die Summe nicht akzeptierten, würde er übermorgen sterben.

      Lorraine Mondblüte Jackson versuchte, nicht daran zu denken.

      Weißer Bär beendete die dritte Zählung und nannte die Summe erneut. Auf ein Zeichen des Häuptlings hin schob er die Banknoten und Münzen zusammen. Sorgfältig legte er sie in das Ledersäckchen, in dem Mondblüte das Geld aufbewahrte. Er band das Säckchen zu und drückte es dem Häuptling in die Hand.

      Mondblüte hielte den Atem an. Die Entscheidung. Jetzt würde sie fallen. Das Geldsäckchen in der Rechten fixierte Grauer Büffel sie. Mondblüte wich seinem Blick nicht aus.

      Der gedrungene Indianer mit der hohen Stirn und den tief liegenden Augen war ein gerissener Schakal. Jim Barrymore hatte ihn beauftragt den Pelzjäger zu fangen. Jackson wusste zuviel. Auf seinen Streifzügen hatte er die Bande beobachtet, kannte ihre Treffpunkte, kannte ihre Taktik, kannte einzelne Gesichter; auch Barrymores Gesicht.

      Kein Problem für eine Schar Krieger, einen einsamen Jäger in ihre Gewalt zu bringen. Doch Grauer Büffel dachte nicht daran Jackson an Barrymore auszuliefern. Er verlangte Lösegeld. Vermutlich drohte er dem Bandenchef damit, Jackson freizulassen. Barrymore wollte nicht zahlen. Mondblüte gegenüber drohte Grauer Büffel mit dem Tod ihres Vaters. Sie zahlte. Was wirklich hinter der Stirn des Häuptlings vorging, mochten die Berggeister wissen.

      „Gut“, sagte Grauer Büffel. Er beugte sich vor und setzte das Geldsäckchen vor Mondblütes gekreuzte Beine auf den Boden. „Weißer Bär wird den Großen Geist befragen. Wenn die Antwort günstig ausfällt, nehmen wir das Geld bei Sonnenaufgang.

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