Western Sammelband 4 Romane: Wo die Wölfe warten und andere Western. Alfred Bekker

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Western Sammelband 4 Romane: Wo die Wölfe warten und andere Western - Alfred Bekker

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und wieder gemahnten bleiche Ochsen- und Pferdeschädel am Wegrand daran, wie schnell für jeden, der sich hierher wagte, die Reise zu Ende gehen konnte.

      Endlich preschten die Reiter heran. Schon aus der Ferne war der Hufschlag zu hören. Insgesamt zählte Grainger fünfzehn bis an die Zähne bewaffnete Männer. Tatsächlich ritten sie zum Ufer des White Creeks und stiegen dort aus den Sätteln. Die Gäule dampften. Die Reiter führten sie ins seichte Wasser und ließen sie erst einmal ausgiebig saufen.

      So gierig, wie die Pferde soffen und so träge, wie die Reiter sich bewegten, vermutete Grainger, dass die Gruppe die ganze Nacht über geritten war. Reiter und Pferde machten einen erschöpften Eindruck. Nacheinander sanken die Männer in die Uferböschung und streckten sich aus.

      Der ratschende Laut einer Winchester, die gerade durchgeladen wurde, ließ Grainger erstarren. Jemand drückte ihm den Lauf einer Waffe ziemlich schmerzhaft in den Rücken.

      „Keine Bewegung, Hombre!“, wisperte eine Stimme. „Und hoch mit den Händen.“ Grainger hing am Leben, also hob er die Arme. Der Unbekannte nahm ihm den Revolver und die Winchester ab und warf sie zur Seite.

      „Aufstehen!“, befahl er. „Wir werden schon aus dir herausprügeln, wo deine Leute sind.“

      „Du machst einen Fehler!“ Grainger drehte sich halb herum.

      Ein heiseres Lachen war die Antwort. „Nein, den Fehler hast du gemacht, als du dich an dem Überfall auf den Zug zwischen Ogden und Bear River City beteiligtest!“

      Grainger gehorchte und stand auf. Vorsichtig drehte er sich jetzt ganz um. Der Mann, der sich so geräuschlos angeschlichen hatte, war zweifellos ein Indianer oder zumindest ein Halbblut. Die wettergegerbte, dunkelrote Haut wirkte ledrig. Zwei Zöpfe aus blauschwarzem Haar hingen bis zu den Schultern herab. Er trug einen blauen, etwas verblichenen Army-Mantel ohne Rangabzeichen, über den er einen breiten Gürtel mit Revolverholster und Messer geschnallt hatte.

      Seine Augen wurden schmal, als er Grainger musterte. „Die Hände noch höher!“

      „Ich bin keiner von den Eisenbahnräubern, hinter denen ihr offenbar her seid!“, sagte Grainger.

      „Das Gewinsel eines Coyoten hört sich überzeugender an als deine Lüge.“

      „Es ist die Wahrheit!“ Graingers Winchester und Revolver hatte der Kerl außerhalb seiner Reichweite auf den Boden geworfen. Den Lauf der eigenen Waffe richtete er auf den Bauch des Mannes, der gut einen halben Kopf größer war als er selbst.

      „Jetzt werden wir schön langsam zu den anderen gehen“, forderte er.

      „Du gehörst zu der Truppe dort unten?“

      „Erraten, Hombre. Und du kannst von Glück sagen, dass es hier so wenig Bäume gibt, an denen man dich aufhängen könnte!“

      4

      Der Indianer trieb Grainger den Hügel hinunter zum Bachufer. Die Männer dort sahen sie kommen und erhoben sich aus der Böschung. Sie sahen müde und abgekämpft aus. Zweifellos hatten sie einen langen, scharfen Ritt hinter sich. Doch die Tatsache, dass einer der ihren einen Gefangenen gemacht hatte, weckte ihre Lebensgeister wieder.

      „Wen bringst du uns denn da mit, Cold Blood?“, fragte ein graubärtiger Mann mit leuchtend blauen Augen. Er schien der Anführer der Gruppe zu sein.

      „Ich habe einen von den verfluchten Eisenbahnräubern erwischt“, zischte der Indianer. „Er lauerte oben im Dornengestrüpp.“

      „Endlich!“ Der Graubärtige trat auf Grainger zu. „War er der einzige dort oben? Von den anderen keine Spur?“

      „So ist es“, erklärte der Indianer namens Cold Blood. „Ich habe ihn schon nach den anderen gefragt, aber der Kerl ist nicht besonders gesprächig.“

      „Dann werden wir ihm etwas auf die Sprünge helfen müssen“, sagte der Bärtige und seine Stimme klang jetzt wie klirrendes Eis. Er öffnete den Mantel. Sein Revolver kam zum Vorschein und der vergoldete Blechstern an seiner Weste auch.

      Grainger zuckte nicht einmal mit der Wimper, als er den Stern sah. Tatsächlich war auch er selbst dieser Bande wegen in die Gegend gekommen. Eine brandgefährliche Horde: Ungefähr hundert Mann, so hieß es, ritten unter dem Kommando eines bisher unbekannten Anführers.

      Sie hatten es inzwischen geschafft, den gesamten Bahnverkehr auf der Strecke zwischen Devil’s Slide und Salt Lake City unsicher zu machen. Die Überfälle wurden mit fast militärischer Präzision durchgeführt. Die Bande schlug mit großer Übermacht zu und ging dabei äußerst rücksichtslos vor. Wer sich ihr in den Weg stellte, wurde kaltblütig erschossen.

      Kein Wunder, dass ihre Jäger solche harten, zum Äußersten entschlossenen Mienen machten. Grainger musterte die Männer. Das waren Kerle, die keinen Spaß verstanden, weiß Gott nicht!

      „Hör zu, Bursche“, sagte der Sternträger bedrohlich leise. „Ich bin Jed McCabe, der Town Marshal von Ogden und diese Männer hier gehören zu einem Aufgebot, das deinesgleichen das Handwerk legen wird! Also empfehle ich dir dringend, den Mund aufzumachen und zwar jetzt. Sonst ziehen wir den Prozess vor, der dich sowieso erwartet!“

      Er trat so nahe an Grainger heran, dass der den Schweiß des anderen riechen konnte. „Es wird ein kurzer Prozess, das kannst du mir glauben, Mann.“ Der Town Marshal flüsterte fast. „Und das Urteil vollstrecken wir auf eine Weise, dass du dir wünschen wirst, man hätte dich ganz normal an den Galgen gebracht.“

      Grainger sah dem Marshal in die Augen und begriff, dass dieser Mann jedes Wort genau so meinte, wie er es sagte. Und das Unangenehme war: Er wusste, warum dieser Mann gar nicht anders konnte, als hart und unerbittlich zu sein.

      Dutzende von Fahrgästen hatten ihr Leben auf der Strecke nach Utah verloren. Die Eisenbahngesellschaft hatte versucht, dem Problem mit bewaffneten Zugbegleitern Herr zu werden. Inzwischen fand man kaum noch Männer, die bereit waren, das Risiko auf sich zu nehmen. Nach jedem Überfall floh die Bande in die Indianergebiete. Für Wochen, manchmal Monate, tauchte sie dort unter. Bisher war es niemandem gelungen, der mörderischen Rotte zu folgen, geschweige denn sie zu stellen.

      Es war nur eine Frage der Zeit bis zum nächsten Überfall.

      „Hören Sie, McCabe“, sagte Grainger. „Sie sind hinter den Eisenbahnräubern her, die seit einiger Zeit die Gegend unsicher machen – so viel habe ich verstanden. Aber Sie irren sich, wenn Sie glauben, ich würde dazu gehören.“

      „So?“ Der Marshal lachte heiser. „Das würde ich an Ihrer Stelle auch sagen.“

      „Es ist die Wahrheit, McCabe!“

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