Die Goldminen von Midian. Richard Francis Burton

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Die Goldminen von Midian - Richard Francis Burton

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er teilnahm. Doch er war nicht sonderlich beeindruckt von der Grabesmoschee des Propheten, welche er als »unbedeutend und kitschig« empfand: »Sie vermittelt den Eindruck eines zweitrangigen Museums, eines Kuriositätenladens, voll von Schmuck und mit armseligem Glanz dekoriert.« Burtons Gemüt wurde mehr durch den großen Friedhof al-Baqi‘ bewegt, welcher am Tag des Jüngsten Gerichts Zeuge der Auferstehung von hunderttausend Heiligen mit Gesichtern gleich Vollmonden sein soll.

      Für die Fortsetzung der Reise nach Mekka bedurfte es einiger Vorbereitungen – so mussten etwa die Wasserschläuche, die von Ratten angenagt worden waren, repariert und Vorräte für vierzehn Tage besorgt werden. Burton marschierte mit Muhammad und seiner Eskorte hauptsächlich in der Nacht. Ein solcher Reiseabschnitt dauerte von drei Uhr nachmittags bis elf Uhr am folgenden Morgen. Es gab natürlich wieder einen Hinterhalt auf dem Weg, und nur wenige Meter von Burton entfernt wurde ein Kamel durch einen Flintenschuss getötet.

      Am 11. September 1853 erreichte Burton Mekka, wo er alle Riten des Hadschs unter der Anleitung seines Reisegefährten Muhammad durchführte. Dieser arrangierte auch, dass Burton das Innere der Kaaba betreten und den Schwarzen Stein küssen konnte. Burton steinigte den Teufel an den drei vorgeschriebenen Stellen, wie es die orthodoxen Rechtsschulen forderten, und erlebte die große Predigt, die Chutba, welche die Pilgerfahrt alljährlich beschließt. »Ich habe religiöse Zeremonien in vielen Ländern gesehen«, schrieb er, »aber nie war irgendetwas so feierlich, so beeindruckend wie dieses Schauspiel.«

      Die Reisegruppe ritt weiter nach Dschidda, wo im letzten Moment auch Muhammad begriff, dass er »einen Sahib aus Indien« eskortiert hatte, »der über unsere Bärte gelacht hat«.

      Burtons Bericht über diese Pilgerfahrt beinhaltet, wie alle seine Bücher, eine Unmenge detaillierter Beobachtungen, gelehrte Fußnoten, dazu aber auch haarsträubende Vorurteile, das alles durchsetzt mit einem eher grimmigen Humor. Sein Bericht bereicherte das Wissen der Orientalistik über die heiligen Stätten des Islam, doch vor allem übermittelte er die Atmosphäre der Wallfahrt spannender als irgendeiner seiner Vorgänger und berichtete auch eine Reihe seltsamer Details. So beobachtete er, dass die Augenkrankheit grauer Star mit gerösteten Maultierzähnen behandelt wurde und diese in zermahlener Form den Beduinen auch als Puder dienten. Er erzählte, wie die Affen mit ihren rosaroten Hinterteilen im Hedschas Vögel fangen: Die Affen legen sich mit dem Gesicht nach unten auf die Lauer – und die Vögel stürzen sich auf das vermeintliche Stück Fleisch. Ein anderer Affe, der sich in der Nähe in einem Gebüsch versteckt hält, stürzt sich seinerseits auf den hungrigen Vogel und dreht ihm den Hals um. Burton studierte intensiv die Märkte von Medina und stellte fest, dass man frische Straußeneier kaufen und dass ein äthiopisches Sklavenmädchen mehr als zwanzig Pfund kosten konnte. Schließlich zeigte er auch großes Interesse für die Beduinen und stellte Ähnlichkeiten zwischen den Tänzen der Beduinen und denen der Indianer Amerikas fest. Es verging indes fast ein Vierteljahrhundert, bevor Burton nach Arabien zurückkehrte und sich jenes Zechkumpans entsinnen sollte, der ihm von Gold in den Bergen Midians erzählt hatte.

      NACH HARAR UND ZU DEN NILQUELLEN

      Im Jahr 1854 versuchte Richard Francis Burton Somalia (das sogenannte Horn von Afrika) zu erkunden. Er wollte dort geographische Daten sammeln und Kenntnisse über den Handel in diesem Gebiet erwerben. Begleitet wurde er von drei britischen Offizieren: Leutnant Stroyan, Leutnant Herne und John Hanning Speke, einem geschätzten englischen Jäger und Leutnant des 46. Regiments der Eingeborenen-Infantrie von Flare in Indien. Im gleichen Jahr trafen sich die vier Expeditionsteilnehmer in Aden, an der dem Horn von Afrika gegenüberliegenden Küste, mit der Absicht, gemeinsam nach Harar und von dort nach Sansibar zu reisen.

      Nach vielen Wechselfällen gelangte Richard Francis Burton schließlich allein vor die Tore der verbotenen Stadt Harar, der Hauptstadt des alten Hadiyah-Reiches, und als Händler verkleidet war er in der Lage, sie im Januar 1855 zu betreten.

      Burton versuchte anschließend, in das Innere Somalias zu reisen. Leutnant Speke verfolgte das Ziel, in das Wadi Walnut zu gelangen, aber aufgrund der Raubgier seines Führers konnte er nicht wie geplant mit Burton zusammentreffen und kehrte drei Monate nach seiner Abreise nach Aden zurück. Burton war somit der erste Europäer, der Harar in Äthiopien betrat – eine Leistung, die viel gefährlicher war als seine Reise nach Mekka und Medina.

      Noch im gleichen Jahr organisierte Burton eine weitere Expedition in den Ogaden. Am 19. April 1855, nur vier Tage nach ihrer Abreise von der Küste, wurden die Reisenden von Somalis überfallen und Leutnant Stroyan getötet; Speke rannte, aus elf Wunden blutend, um sein Leben. Burton selbst erhielt eine gefährliche Speerwunde im Gesicht, ein Schnitt durch beide Wangen, der die berühmte Narbe auf seinen Porträts verursachte.

      Im Jahr 1856 beauftragte die Königliche Geographische Gesellschaft Burton, eine Frage zu klären, die die Menschheit schon seit Jahrtausenden beschäftigte: Wo liegen die Quellen des Nils? Die alten Ägypter wussten bereits, dass sich der Nil mehrere Tagesreisen über Khartoum im Sudan nach Süden fortsetzt. Herodot, der griechische Historiker, beschäftigte sich 460 v. Chr. mit der Nilfrage. Ptolemäus glaubte, die Quellen des Nils lägen bei den Mondbergen. Und tatsächlich ist das Quellgebiet des Nils nicht weit von dem von Ptolemäus beschriebenen Punkt entfernt, den heutigen Ruwenzori-Bergen am Albert- und Edward-See. Später erreichten griechische Entdecker den Zusammenfluss des Weißen und Blauen Nils. Im Jahr 66 v. Chr. entsandte Kaiser Nero eine Militärexpedition auf der Suche nach den Quellen des Nils. Im 17. Jahrhundert entdeckte der jesuitische Missionar Pedro Páez den Ursprung des Blauen Nils, aber die Quelle des Weißen Nils sollte ein Geheimnis und eine faszinierende Herausforderung für Abenteurer und Forscher bleiben. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erzählten arabische Sklaven- und Elfenbeinhändler auf der Insel Sansibar Geschichten über große Seen und Berge im Inneren Afrikas und davon, dass dort ein großer Fluss entspränge. War dies vielleicht die Quelle des Nils?

      Richard Burton wandte sich an seinen Freund Speke und bat ihn, sich seiner Expedition anzuschließen. Im Dezember 1856 kamen Burton und Speke in Sansibar an. Von dort setzten sie im Juni 1857 auf den afrikanischen Kontinent nach Bagamoyo über, von wo aus sie in Richtung Innerafrika aufbrachen – der Route der Sklavenhändler folgend, um einen großen See namens Udschidschi zu erreichen. Ihr Auftrag war, seine Grenzen festzulegen und darüber Aufschluss zu erhalten, ob dieser große See die Quelle des Nils war oder nicht.

      Mit hundertdreißig Trägern und dreißig Lasttieren brachen sie Richtung Südwesten auf, immer darauf bedacht, die kriegerischen Hirtenstämme der Massai zu vermeiden. Doch die Expedition stand zunächst unter keinem guten Stern: Mehrere Träger desertierten, und Tropenkrankheiten nahmen Burton und Speke die Kraft.

      Nachdem sie zu Beginn des Jahres 1858 einen Monat in Kazeh (dem späteren Tabora) verbracht hatten, erreichten sie nahe Udschidschi (der aus den Orten Ugoï und Kawele bestehende Hauptort dieser Region liegt am Ostufer des Tanganjika-Sees) schließlich doch den großen See. Beide Männer waren in einer bedauernswerten körperlichen Verfassung, Burton hatte kein Gefühl mehr in den Beinen und Fieberwahn. Sie kehrten bald nach Kazeh zurück.

      Sklavenhändler, mit denen sie gesprochen hatten, erzählten auch von einem großen See im Norden, welchen sie Nyanza nannten. Burton hatte jedoch keine Kraft mehr und blieb in Kazeh, um über die Reise zu schreiben. Speke, der sich erholt hatte, reiste nach Norden weiter und erreichte den beschriebenen See, den er zu Ehren der britischen Königin Victoria-See nannte. Ohne ihn näher zu erkunden, kehrte er zurück und erzählte Burton, dass die Nilquellen somit entdeckt seien. Burton glaubte ihm nicht, aber er versuchte auch nicht, Spekes Entdeckung zu überprüfen. Zwischen den beiden entbrannte ein heftiger Streit um die Frage, wer Recht habe und wo der Nil nun tatsächlich seinen Ursprung hätte.

      Im März 1859 trafen beide Reisende in Sansibar ein. Speke kehrte ohne den schwer kranken Burton nach England zurück, der in Aden blieb. Im Mai 1859 berichtete Speke, ohne auf Burtons Ankunft zu warten, über seine Entdeckung

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