Die Erforschung der Ostküste Nordamerikas. Samuel de Champlain
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Diese Insel ist sechs Meilen lang und an manchen Stellen fast eine Meile breit, hier und da aber auch nur eine Viertelmeile. Auf ihr stehen eine Menge Bäume, etwa Fichten und Birken. Die ganze Küste ist gesäumt von überaus gefährlichen Felsen; für die Schiffe gibt es keinen passenden Platz außer einigen kleinen Zufluchtsorten für Schaluppen und drei oder vier kleinen Felseninseln, wo die Indianer eine große Zahl Robben fangen. Hier herrschen große Gezeitenwechsel, vor allem an der engen Durchfahrtsstelle der Insel; sie sind sehr gefährlich für die Schiffe, falls sie es wagen, hindurchzufahren.
Ab der Durchfahrt bei Long Island segelten wir zwei Meilen weit nach Nordosten und fanden dann eine kleine Bucht13 mit einem Umfang von ungefähr einer Viertelmeile, wo die Schiffe sicher vor Anker gehen können. Der Seeboden ist dort nur Sumpf, und das Ufer rundherum ist gesäumt von ziemlich hohen Felsen. Dort gibt es eine dem Urteil des mich begleitenden Bergmannes Simon nach sehr gute Silbermine. Einige Meilen weiter befindet sich auch ein kleiner Fluss, Du Boulay genannt, wo die Flut eine halbe Meile ins Land strömt; in seine Mündung14 können bis zu 100 Tonnen große Schiffe einfahren. Eine Viertelmeile von dieser Stelle entfernt gibt es einen guten Hafen15 für die Schiffe. Dort fanden wir eine Eisenerzmine, die nach Ansicht unseres Bergmannes 50 Prozent liefern würde. Drei Meilen weiter nach Nordosten sahen wir eine andere ziemlich gute Eisenerzmine, nahe welcher ein mit schönen und gefälligen Wiesen umsäumter Fluss strömt. Die Erde in der dortigen Gegend ist rot wie Blut. Einige Meilen weiter gibt es einen weiteren Fluss, der aber bei Ebbe bis auf einen kleinen Kanal trocken ist; dieser Fluss strömt nahe an Port Royal vorbei. Am inneren Ende der Bucht gibt es einen Kanal, der bei Ebbe ebenfalls austrocknet; um ihn herum befinden sich eine Anzahl Wiesen und gutes Land, das bearbeitet werden kann; auf dem letzteren steht eine gute Zahl von schönen Bäumen aller Arten, die ich weiter oben schon genannt habe. Diese Bucht mag von Long Island bis zu ihrem hinteren Ufer etwa sechs Meilen tief sein. Die ganze Minenküste besteht aus hochliegendem Land, das von Kaps unterbrochen wird, die rund aussehen und etwas ins Meer hinein stehen. Auf der anderen Seite der Bucht, nach Südosten hin, ist das Land niedrig und fruchtbar; es gibt dort einen sehr guten Hafen mit einer Bank an der Einfahrt, über die man fahren muss; sie ist bei Ebbe nur eineinhalb Faden hoch mit Wasser bedeckt, doch findet man hinter ihr drei Faden Tiefe und guten Ankergrund. Zwischen den zwei Einfahrtpunkten liegt eine Kiesinsel, die bei Flut unter Wasser steht. Dieser Hafen reicht eine halbe Meile ins Land hinein. Bei Ebbe fällt das Wasser hier drei Faden, und es gibt eine Menge Krustentiere wie Pfahlmuscheln, Sandmuscheln und Seeschnecken. Die Erde dort gehört zur besten, die ich je gesehen habe. Ich habe den Hafen Port St. Margaret16 genannt. Diese ganze Süd-Ost-Küste ist viel tiefer, als diejenige mit den Minen, die sich nur eineinhalb Meilen vom Hafen St. Margaret auf der anderen Seite der Bucht befinden. Diese ist an ihrer Einfahrt drei Meilen breit. Ich maß die Koordinaten an diesem Ort und fand ihn an etwas über 45° 30' Breite liegend, mit 17° 16' magnetischer Deklination.
Nachdem ich möglichst sorgfältig diese Küsten, Häfen und Buchten erkundet hatte, kehrte ich zu der Durchfahrt bei Long Island zurück, ohne noch weiter zu fahren. Von dort kam ich außerhalb aller Inseln zurück, um festzustellen, ob es Gefahren auf der zur See liegenden Seite gebe. Aber wir fanden keine, außer einigen Felsen, die sich etwa eine halbe Meile von den Seal Islands entfernt befinden und denen man leicht ausweichen kann, zumal die Wellen sich über ihnen brechen. Als wir unsere Fahrt fortsetzten, wurden wir von einem starken Windstoß getroffen, der uns zwang, unsere Schaluppe an der Küste auf Land zu setzen; hierbei zerschellte sie beinahe, was uns in extreme Not gebracht hätte. Als der Sturm vorüber war, stachen wir wieder in See; und am nächsten Tag kamen wir bei Port Mouton an, wo der Sieur de Monts uns seit Tagen erwartete. Er wusste nicht, was er von unserem Ausbleiben halten sollte, außer eben, dass uns ein Missgeschick passiert sein mochte. Ich berichtete ihm über unsere Reise und wo unsere Schiffe sicher ankern könnten. Inzwischen untersuchte ich jenen Ort besonders gut, der auf 44° Breite liegt.
Am nächsten Tag ließ der Sieur de Monts die Anker lichten, um zur St. Mary’s Bay zu fahren, die wir für unser Schiff geeignet erachtet hatten, während wir darauf warteten, einen passenderen Wohnplatz zu finden. Wir fuhren die Küste entlang und kamen nahe am Cape Sable und den Seal Islands vorbei. Dort beschloss der Sieur de Monts, in einer Schaluppe einige Inseln zu besichtigen, von denen und von der Unzahl der dort zu findenden Vögel wir ihm berichtet hatten. So machte er sich auf, begleitet vom Sieur de Poutrincourt und verschiedenen anderen Adligen, um nach Gannet Island zu fahren, wo wir zuvor eine große Zahl jener Vögel mit Stockschlägen getötet hatten. Doch als wir ein Stück weit von unserem Schiff entfernt waren, vermochten wir die Insel nicht zu erreichen und ebenso wenig unser Schiff; denn die Flut war so stark, dass wir uns gezwungen sahen, uns auf eine kleine Insel zu flüchten, um dort die Nacht zu verbringen. Dort gab es eine große Menge Wild. Ich erlegte einige Flussvögel, die uns sehr zugute kamen, denn wir hatten nur einigen Zwieback mitgenommen, da wir ja gleichen Tags zurückkehren wollten. Am nächsten Tag fuhren wir zum eine halbe Meile entfernten Cape Fourchu. Die Küste entlang segelnd, fanden wir unser Schiff, das sich noch in der St. Mary’s Bay befand. Unsere Leute hatten sich unseretwegen zwei Tage lang sehr geängstigt, da sie fürchteten, dass uns ein Missgeschick ereilt haben könnte; als sie uns in gutem Zustand sahen, freuten sie sich daher sehr.
Zwei oder drei Tage nach unserer Ankunft verirrte sich einer unserer Geistlichen namens Hochwürden Aubry, der in Paris zuhause war, in einem Wald; er suchte seinen Degen, den er dort vergessen hatte, und fand nicht mehr zum Schiff zurück; er war 17 Tage lang ohne irgendetwas zum Leben außer einigen sauren und bitteren Kräutern wie Sauerampfer und kleinen Früchten von geringer Substanz, so groß wie Johannisbeeren, die dort auf der Erde wuchern. Am Ende seiner Kräfte und ohne Hoffnung, uns jemals wiederzusehen, schwach und erschöpft, befand er sich am Ufer der French Bay, wie der Sieur de Monts sie genannt hatte, nahe Long Island, und konnte nicht mehr weiter. Da erblickte ihn eine unserer Schaluppen, die sich auf Fischfang befand. Unfähig zu rufen, gab er ihnen mittels einer Stange, auf die er seinen Hut gesteckt hatte, ein Zeichen, dass man ihn holen kommen solle. Dies machten sie und nahmen ihn mit. Der Sieur de Monts hatte ihn suchen lassen, sowohl durch seine Leute, als auch durch die dort wohnenden Indianer, die durch den ganzen Wald liefen, aber keine Nachricht über ihn brachten. Man glaubte,