Also sprach Corona. Wilfried Nelles
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»Risikogruppen« – die schleichende Entmündigung
Toys und meine künstlichen Verwandten
Manipulation statt Information
Vorwort
Ich versuche, in diesem Buch zu ergründen, was unter dem Stichwort Corona jenseits des Krankheitsgeschehens gerade in der Welt geschieht und was wir davon lernen können, wenn wir Corona nicht nur bekämpfen, sondern uns davon treffen und uns über uns selbst, über unsere innere Haltung zum Leben und zum Tod belehren lassen. »Welt« meine ich hier nicht geografisch, sondern in dem Sinne, in dem ich den Begriff in meinem im vergangenen Frühjahr, während des ersten Lockdowns, erschienenen Buch »Die Welt, in der wir leben. Das Bewusstsein und der Weg der Seele« verwende: als den geistigen Ort, von dem aus wir uns selbst und unsere natürliche, kulturelle, soziale und technische Umwelt, unsere »Lebenswelt«, sehen, erleben und verstehen. Mit anderen Worten: die Welt, in der wir geistig leben und zu Hause sind.
Das erste Kapitel dieses Buches beginnt mit folgenden Sätzen:
»Wir leben alle in einer anderen Welt, jeder in seiner eigenen, und keine dieser Welten ist die Wirklichkeit. Wir streiten uns deswegen über das, was richtig ist, was man tun muss oder auf gar keinen Fall tun darf oder was die ›Wahrheit‹ ist, weil jeder die Welt und das Leben anders sieht und meint, seine Sicht sei die richtige. Wenn vier Leute in einem Raum vor jeweils einer der vier Wände sitzen und den Raum sehen, sehen sie jeweils etwas anderes. Ihre Erfahrung des Raumes ist verschieden, die Wand, die der eine von vorne sieht, sehen die anderen von der Seite oder (die Wand hinter ihnen) gar nicht, und der ganze Raum fühlt sich anders an, je nachdem in welcher Ecke man sitzt. Keine Sicht ist falsch, aber jede ist unvollständig.«
Jeder schaut aus einer anderen Perspektive, von einem anderen Standortaus, und jeder sieht nur das, was man von diesem Standort aus sehen kann. Das ist, das Wort ist sehr genau, seine ›Ansicht‹. In den meisten Fällen, vor allem dann, wenn es um Dinge geht, die uns wichtig sind, halten wir diese Ansicht aber für mehr als nur eine Ansicht, wir halten sie für das Richtige, wenn schon nicht für die Wirklichkeit oder die Wahrheit.«
Inzwischen ist das Jahr vergangen, es ist Neujahr, und ich stehe verblüfft vor der Tatsache, in welchem Ausmaß sich die jeweiligen Welten, in denen Menschen sich innerlich aufhalten, die Tür an Tür leben, im selben Verein sind, im selben Büro arbeiten, ja sogar derselben Familie angehören, voneinander entfernt haben, und mit welcher Härte darüber gestritten wird, wer recht hat. In der Gesellschaft verkünden Politik, Fernsehen, Rundfunk und Zeitungen eine quasi offizielle Sicht auf das Thema Corona, die es in dieser Einhelligkeit in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie gegeben hat. Das spiegelt aber in keiner Weise die persönlichen Auffassungen der Menschen – sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Wenn diese abweichenden Meinungen in den Medien und der Politik noch einen Widerhall finden, dann als unvernünftige, dumme Haltung, als rücksichts- und verantwortungsloser Egoismus, zuweilen sogar als pathologisch, also krankhaft. Die Gesellschaft ist tiefer gespalten als zu den Zeiten der Studentenbewegung, der neuen Ostpolitik unter Willy Brandt oder der Anti-Atombewegung, doch damals waren die Konfliktparteien und ihre Standpunkte noch in den Medien repräsentiert. Ein Meinungsklima wie zurzeit habe ich in den mehr als fünfzig Jahren meines Erwachsenenlebens noch nicht erlebt.
Das macht mich betroffen. Aus dieser Betroffenheit heraus habe ich Mitte Oktober angefangen zu schreiben. Ich wollte mir darüber klar werden, was Corona und die gesellschaftliche Reaktion darauf mit mir machen, und was dieses globale Geschehen jenseits meiner persönlichen Meinungen und Wünsche für die Welt bedeutet. Denn aus der medizinischen ist längst eine geistige Pandemie geworden, deren Auswirkungen wesentlich tiefer gehen und die kein Impfstoff in kurzer