Lost & Dark Places Berlin. Christine Volpert
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![Lost & Dark Places Berlin - Christine Volpert Lost & Dark Places Berlin - Christine Volpert](/cover_pre925549.jpg)
Siemensstadt, Bezirk Spandau, Berlin Ort Bhf. Siemensstadt: Rohrdamm 29, 13629 Berlin; Bhf. Wernerwerk: Siemensdamm 54, 13629 Berlin GPS Bhf. Siemensstadt: 52.539423, 13.263677; Bhf. Wernerwerk: 52.534883, 13.276157 Anfahrt Bhf. Siemensstadt: Mit der U-Bahn-Linie 7 bis zur Haltestelle Rohrdamm und von dort zu Fuß zum Rohrdamm, wo der Bahnhof Siemensstadt die Straße kreuzt. Bhf. Wernerwerk: Mit der U7 bis zur Haltestelle Siemensdamm und dann zur gleichnamigen Straße spazieren.
Verräterische Natur Ist man nicht auf der Suche nach der ehemaligen S-Bahn-Strecke im Spandauer Ortsteil Siemensstadt, nimmt man sie vermutlich auch gar nicht als solche wahr. Man könnte glauben, die Bahnlinie sei weiterhin in Betrieb. Erst auf den zweiten Blick ist erkennbar, dass hier schon lange niemand mehr »Vorsicht an der Bahnsteigkante!« gehört hat. Die Sträucher und Bäume, die auf den Gleisen und dem Bahngelände wachsen, verraten, dass der Zugverkehr nicht erst gestern eingestellt wurde. Die Zugänge zu den Bahnsteigen sind zugemauert und vergittert. Ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit macht sich bei diesem Anblick breit. Vom einstigen Pioniergeist beim Bau der Strecke ist nicht mehr viel übrig.
»Es fährt ein Zug nach nirgendwo.«
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Berliner Kuriosum: menschenleerer S-Bahnhof
Auf die Zukunft gebaut Ende des 19. Jahrhunderts wuchs das Unternehmen Siemens & Halske unaufhörlich und man war bald auf der Suche nach einem Standort, der weiteres Wachstum ermöglichen sollte. Man entschied sich für ein Grundstück nördlich von Charlottenburg, das von Wald und Sumpf geprägt war: die Nonnenwiesen. Hier liegen die Ursprünge der heutigen Siemensstadt. Genauer gesagt im Kabelwerk Westend, das an diesem Ort 1889 mit einigen Hundert Mitarbeitern den Betrieb aufnahm. Mit den Jahren konnte weiteres Brachland erworben und erschlossen werden. Auch wenn hier die Verkehrsanbindung aufgrund der abgeschiedenen Lage komplett fehlte, sah man in der schieren Möglichkeit der weiteren Ausdehnung deutlich mehr Vor- als Nachteile.
Unten: Eingang zum ehemaligen S-Bahnhof Siemensstadt
Beschwerlicher Arbeitsweg Der Großteil der Beschäftigten wohnte nicht in der Nähe und war auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. In den Anfangsjahren nahmen die Arbeiter und Angestellten oft einen langen Fußweg von entfernt gelegenen Vorort- oder S-Bahnhöfen auf sich, um zum Werk zu gelangen. Der im Jahr 1905 von Siemens errichtete Bahnhof Fürstenbrunn an der Hamburger und Lehrter Bahn wurde zwar rege genutzt, lag aber auch etwa 30 Minuten Fußmarsch vom Firmengelände entfernt. Die Situation verbesserte sich erst 1908 mit der Eröffnung der von Siemens & Halske betriebenen Straßenbahnlinie Nonnendammbahn, die schon im darauffolgenden Jahr bis in die Altstadt Spandaus fuhr. Viele nahmen damals die Bahn bis zum Bahnhof Jungfernheide und von dort die Nonnendammbahn. Da die Straßenbahn mit den Jahren zur Hauptverkehrszeit oft hoffnungslos überfüllt war und teils chaotische Zustände herrschten, wurden die Arbeitszeiten bei Siemens & Halske in den 1920er-Jahren teilweise um bis zu zwei Stunden gestaffelt. Das entlastete zwar den Berufsverkehr, schadete aber der Produktivität.
Baumschule der besonderen Art
Höchste Eisenbahn Die Lage spitzte sich immer weiter zu. Der Straßenbahnverkehr stieß augenscheinlich an seine Grenzen. Man dachte in dieser Zeit viel über Alternativen, beispielsweise die Verlängerung einer bestehenden U-Bahnlinie, eine Ausweitung des Omnibusverkehrs und den Transport auf dem Wasserweg nach. All diese Ideen konnten jedoch nicht realisiert werden. Da sich das Werkszentrum mittlerweile in die nördliche Siemensstadt verlagert hatte und alle bisherigen Pläne verworfen werden mussten, traf das Unternehmen Mitte der 1920er-Jahre zusammen mit der Deutschen Reichsbahn (DR) die Entscheidung zum Bau einer eigenen Bahnstrecke. Mit den Arbeiten an der von der Ringbahnhaltestelle Jungfernheide abzweigenden, voll elektrifizierten zweigleisigen Stichbahn nach Gartenfeld begann Siemens 1927 unter Aufsicht der DR. Das Unternehmen stellte dafür nicht nur das Gelände bereit, sondern finanzierte den Bau auch zu großen Teilen selbst.
»Rast’ ich, so rost’ ich.«
Kurze Strecke mit großer Wirkung Am 18. Dezember 1929 nahm die Siemensbahn schließlich den Verkehr auf der 4,7 Kilometer langen Strecke auf. Im Berufsverkehr gab es eine Pendelverbindung zwischen Jungfernheide und Gartenfeld im Zehn-Minuten-Takt, außerhalb des Berufsverkehrs und sonntags im 20-Minuten-Takt. Zu Stoßzeiten wurden zudem »normale« S-Bahnen auf die Strecke der Siemensbahn gelenkt, was zu einem Fünf-Minuten-Takt führte. Während die Nonnendammbahn mit der Einweihung der neuen S-Bahn-Strecke über die Hälfte ihrer Fahrgäste verlor, wurde die Siemensbahn zum neuen Haupttransportmittel in die Siemensstadt. Etwa ein Fünftel der inzwischen 90.000 Beschäftigten nutzte die Siemensbahn für ihren Arbeitsweg. Am Wochenende wiederum wurde sie rege von Ausflüglern genutzt. Im Zweiten Weltkrieg kam es dann regelmäßig zu Einschränkungen im Zugverkehr. Zum Ende des Krieges wurde nicht nur die Spreebrücke nahe des Bahnhofs Wernerwerk zerstört, sondern auch das Viadukt und Teile der Dammaufschüttungen wurden beschädigt. Hinzu kamen umfassende Demontagearbeiten durch sowjetische Truppen zur Abgeltung von Reparationszahlungen. Nichtsdestotrotz konnte der Zugverkehr bereits im September 1945 – unter Einschränkungen – wieder aufgenommen werden. Im Dezember 1956 fuhren die Züge sogar wie vor dem Krieg durchgehend von Jungfernheide nach Gartenfeld.
Gleisbett oder Laubwald? Reine Ansichtssache!
Blick ins Grüne
Schicksal besiegelt 1949 erfolgte die Verlegung der Siemens-Konzernzentrale nach München. Der mit der Teilung Berlins sowie dem Mauerbau einhergehende Boykott der S-Bahn, die weiterhin von der DDR-Reichsbahn betrieben wurde, führte zu einem drastischen Einbruch der Fahrgastzahlen. Die Züge wurden daraufhin verkürzt und die Taktzeiten erhöht. Mit dem Streik der bei der ostdeutschen Reichsbahn beschäftigten Westberliner im Jahr 1980 war das Ende der Bahnstrecke unumstößlich besiegelt. Für die Siemensianer hatte dies keine großen Konsequenzen. Bereits wenige Tage später nahm die U7 ihren Betrieb auf und verbindet seither die Siemensstadt über die Haltestellen Siemensdamm und Rohrdamm mit dem Westberliner U-Bahnnetz. An der Siemensbahn selbst ist seit der Stilllegung nicht viel passiert. Es gab viele Ideen, wie man die Strecke wiederbeleben könnte. Mehrfach war die Nutzung als Grünanlage ähnlich der High Line in New York im Gespräch. Aber auch Vorschläge zur Nutzung als Radweg, Kanustrecke und Schwimmbad wurden diskutiert. 2019 haben das Land Berlin und die Deutsche Bahn nach einigem Hin und Her beschlossen, die Bahnstrecke zu reaktivieren. Dies ist wohl auch dem geplanten Großprojekt Siemensstadt 2.0 zu verdanken, bei dem ein Campus und Wohnungen auf dem Werksgelände entstehen sollen. Die Berliner Verkehrsverwaltung plant, ab Mitte 2026 mit den Bauarbeiten an der alten Siemensbahn zu beginnen. Nach aktuellem