Auf alten Kriegspfaden und -steigen durch die Dolomiten. Eugen E. Hüsler

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Auf alten Kriegspfaden und -steigen durch die Dolomiten - Eugen E. Hüsler

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Coltrondo (1879 m); Wanderparkplatz

       ANFAHRT

      Von Sexten über den Kreuzbergpass (1636 m) ins Val Pádola, dann in einer Rechtskehre signalisierte Abzweigung zur Malga Coltrondo. Auf schmaler, aber asphaltierter Straße teilweise sehr steil bergan zu der Sommerwirtschaft. Wanderparkplatz

       WEGVERLAUF

      Malga Coltrondo – Kniebergsattel – Sella dei Frugnoni – Eisenreich – Schöntalhöhe – Demut – Hochgränten – Nemeshütte – Malga Coltrondo

       GEHZEITEN

      Gesamt 6.30 Std.; Malga Coltrondo – Sella dei Frugnoni 2.15 Std., Sella dei Frugnoni – Eisenreich – Hochgränten 2.15 Std., Abstieg 2 Std.

       CHARAKTER/SCHWIERIGKEIT

      Wenig schwierige Bergwanderung auf überwiegend guten, nie ausgesetzten Wegen. Etwas Ausdauer erforderlich, mehrere Gegensteigungen am Kamm

       HÜTTEN/EINKEHR

      Nemesalpe, Anfang Mai bis Anfang November; Tel. 333 688 28 80. Malga Coltrondo (keine Übernachtung), Mitte Juni bis Mitte Oktober; Tel. 347 0119 360

       KARTE

      Tabacco 1:25 000, Blatt 010 »Sextener Dolomiten«

       TOURIST-INFO

      Tourismusverein, I-39030 Sexten, Dolomitenstraße 45; Tel. +39/0474/71 03 10, www.sexten.it

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       Die Frauen sahen mit starren Augen zu. Sie wurden still. Viele heiße Muttertränen begannen zu rollen. Der schwere Abschied von ihren jungen Söhnen. Das Bataillon wurde zusehends fertiger. Die Leute waren uniformiert, die Rucksäcke gepackt. Proviant und Munition waren auch da. Die Einwaggonierung konnte zeitgerecht erfolgen. Major An der Lan schickte mich mit einem Auto zur Bahn, um dort alles wegen der Einwaggonierung zu veranlassen. Dort rollte gerade der Zug mit der Kompanie Hall des Bataillons Innsbruck II ein. Als ich zurückkam, stand das Bataillon tadellos ausgerichtet. »Habt Acht!« Feldkurat Hosp hielt eine kurze Ansprache, dann erfolgte die Vereidigung. Laut und klar sprach das Bataillon die Eidesworte nach. Ein Gewitter zog der Nordkette entlang, und gerade am Ende der Eidesformel, die sechshundert Hände waren noch zum Schwur erhoben, fuhr ein Blitz nieder und ein gewaltiger Donnerschlag erfüllte das Inntal als grandioser Schlußpunkt der Eidesformel.

      Anton von Mörl: Vereidigung der Innsbrucker Standschützen, Mai 1915

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       Kleiner Soldatenfriedhof in der Senke des Hochgränten; Blick übers Pustertal

      Am Kreuzbergpass hätte der Dolomitenkrieg enden können, bevor er richtig begann. »Ich dachte mir«, schrieb Anton von Mörl, »wenn die Italiener klug sind und es so machen wie die Deutschen bei Lüttich, stoßen sie noch in der Nacht auf der Talstraße durch und sind am Morgen an der Pustertaler Bahn.«

      Die offene FlankeDass sie es nicht waren, weil der italienische Generalstab die Situation völlig falsch einschätzte, bewahrte Südtirol vor einem mit Sicherheit verhängnisvollen Zangenangriff. Bei Kriegsausbruch war diese mit Abstand »weichste« Stelle praktisch ungeschützt; zwei schwache Forts – Haideck und Mitterberg – und einige Standschützen hätten kaum einen ernst gemeinten Angriff des zahlenmäßig hoch überlegenen Gegners abwehren können. Doch Cadorna schlug die »Einladung« aus, seine Strategie zielte darauf, erst einmal die Festungswerke der Österreicher sturmreif zu schießen. Im Fall von Sexten war das vollkommen überflüssig, weil die beiden veralteten Anlagen gleich zu Kriegsbeginn desarmiert worden waren.

      Trotzdem kam es am Kreuzberg im Sommer 1915 nach einem ersten Abtasten zu größeren Kämpfen, vor allem im Bereich Seikofel–Roteck–Demut, doch inzwischen waren Truppen des Deutschen Alpenkorps eingetroffen. Im Spätherbst flauten die Kampfhandlungen ab, und bis November 1917 blieb es dann bei gelegentlichen Scharmützeln.

      Hinauf zum Karnischen KammDie Rundwanderung beginnt bei der Malga Coltrondo (1879 m). Man folgt zunächst dem Sandsträßchen, das oberhalb der Alm ansteigt. Bei einem Tümpel, nach gut 100 Metern, zweigt rechts ein ehemaliger Kriegsweg ab (Hinweistafel etwas versteckt an einem Baum). Über den licht bewaldeten Hang steigt er an zu einem gut getarnten italienischen ex-Fort (2058 m), das mehr in als auf eine Bergkuppe gebaut wurde. Von dieser Stelle aus hätte man die österreichischen Stellungen vom Seikofel (1908 m) über das Roteck zum Demut und weiter bis zum Eisenreich im Blick- oder Schussfeld gehabt – die Anlage wurde aber erst in der Zwischenkriegszeit erbaut. Die zahlreichen Besucher des 21. Jahrhunderts schauen eher nach Südwesten, wo die Sextener Dolomiten eine faszinierend schöne Kulisse bilden. Markant nach Norden vorspringend die Sextener Rotwand (2965 m), einer der Angelpunkte der Gebirgsfront in Südtirol (siehe Tour 5).

      Der weitere Anstieg verläuft über die ziemlich verstrauchten südseitigen Hänge über dem Vallorera und mündet schließlich unterhalb des Kniebergsattels (Passo Silvella, 2359 m) in eine alte Trasse. An der Scheitelhöhe öffnet sich der Blick auf die Bergketten der Càrnia; rechts erhebt sich der Knieberg (Col Quaterna, 2503 m). Er war im Krieg stark befestigt. Spuren des Krieges begegnet man auch oben am Frugnoni-Kamm (2.15 Std.), zu dem man vom Kniebergsattel über einen alten Kriegsweg in gut einer halben Stunde aufsteigt. Er fiel kurz nach Kriegsbeginn an die Italiener, konnte aber noch im Sommer 1915 von den Österreichern zurückerobert werden, die damit ihre Gratstellungen im Westen des Karnischen Hauptkamms entscheidend stabilisierten.

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       Über den Karnischen Hauptkamm verlief die Frontlinie 1915–1917, Blick auf den schroffen Roßkopf.

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       Vom Eisenreich hat man einen herrlichen Blick auf die Sextener Dolomiten, in der Bildmitte die Dreischusterspitze.

      Am Karnischen HöhenwegDer Weiterweg folgt als Teilstück des »Karnischen Höhenwegs« im Wesentlichen dem Grat. Er umgeht eine namenlose Kuppe (2167 m), steigt dann an gegen den kreuzgeschmückten Eisenreich (2665 m; 3 Std.). Absteigend passiert man alte Stellungen; hinter einer nächsten Graterhebung (mit etwa 80 Meter Höhenverlust) geht’s bergan zur Schöntalhöhe (2634 m; links Schützengräben), dann ziemlich flach hinüber zum Demut (2592 m). Knapp unter dem Gipfel befindet sich der Eingang zu einem recht gut erhaltenen österreichischen Beobachtungsposten. Nächste Station an der Runde ist der Hochgränten (2429 m; 4.30 Std.). Auf dem Joch stand während des Krieges eine ganze Barackenstadt mit Unterkünften und Magazinen, die über eine große Seilbahn aus dem Hollbrucker Tal versorgt wurde; geblieben sind lediglich ein paar Fundamente. An die schreckliche Zeit erinnert auch ein kleiner Soldatenfriedhof gleich neben dem winzigen Schwarzsee.

      Zurück ins TalDer Abstieg führt auf der Südtiroler Seite mit schöner Sicht auf die Sextener Dolomiten schräg abwärts in die Senke im Rücken des Rotecks (2390 m). Sie hieß bei den Österreichern Chinasattel, weil hier Gebirgsgeschütze standen, die ursprünglich für den Export gedacht waren, dann

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