Sechs Romane Die Raumflotte von Axarabor - Der unendliche Ozean. W. A. Hary
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Читать онлайн книгу Sechs Romane Die Raumflotte von Axarabor - Der unendliche Ozean - W. A. Hary страница 4

Niemand widersprach ihm mehr. Zumal seine beiden Freunde Per-nat und Sergeant Proll nicht umhin kamen, ihm Dankbarkeit zu zollen. Gottlob war der Alarm rechtzeitig genug erfolgt, ehe sie mit Gewalt etwas hatten durchsetzen können, was sie inzwischen bitter hätten bereuen müssen.
»EPIPHANEE, wir kommen!«, murmelte Raumbär Per-nat, fühlte sich dabei jedoch höchst unwohl in seinem dichten Fell. Ungefähr so wie ein Bär auf dem Weg zur Schlachtbank.
Ein Seitenblick zu Sergeant Proll, der ungeniert in seinem Bauchnabel puhlte und zwischendurch vor sich hin rülpste: Auch er fühlte sich alles andere als wohl bei dem Gedanken.
Klar war nur eins, was ihre nahe Zukunft betraf: Kein Schiff war jemals wieder zurückgekommen von hier.
Was würde sie erwarten?
Als hätte Posh ihre Gedanken erraten, sagte er: »Ad-Aberitsch!«
6
Fernste Vergangenheit...
Der Anfang von alledem:
Ad-Aberitsch träumte. Nicht wie ein Mensch, aber doch einem Menschen sehr ähnlich.
Elektrisches Knistern.
Und dann begann es in den Wänden – den uralten und fast unzerstörbaren Wänden aus Subsidee – zu pochen und zu rumoren.
Energie! Unvorstellbar viel Energie! Die höllenheiße Welt wurde zusätzlich angeheizt von einem Prozess, den es in der Natur nicht gab, der sich anmutete, als würde er jeglicher Physik widersprechen, obwohl er in Wahrheit jegliche Physik für sich ausnutzte. Doch das würde niemand sonst verstehen.
Außer Ad-Aberitsch und diejenigen, denen er seine Existenz verdankte und die er längst vergessen hatte.
Waren sie denn nicht SETNA selbst gewesen?
Ad-Aberitsch zog sich tiefer zurück. Zu den Synapsen der ursprünglichen KI-Einheit, ummantelt von noch mehr Subsidee. Tiefer und tiefer bis zu den ersten künstlichen neuronalen Verbindungen auf subatomarer Ebene.
Um sich dort endgültig einzunisten.
Um so endgültig zum Gott zu werden, zum Herrn aller Dinge.
Der unendliche Ozean entstand.
Denn: »ICH – BIN – DENKE - UND DESHALB HANDELE ICH!«
Ein helles, leicht bläuliches Licht erschien, weitete sich aus zu einem unendlichen, ewig strahlenden Firmament über dem unendlichen Ozean.
»ICH – BIN – DENKE...«
Und dann nur noch: »ICH!«
Es war vollbracht. Die Welt war unendlich und unendlich schön. Sie war das krasse Gegenteil des äußeren Universums.
Die künstlichen Synapsen dort strahlten nicht mehr. Das brauchten sie nicht länger.
Über allem lag ein tiefrotes, warmes und langsames Pulsieren.
7
Einsamkeit in der perfekten Schönheit und unendlicher Harmonie. Einsamkeit, die erfüllt wurde von einem einzigen ICH. Bis zur ersten Störung. Aus dem äußeren Universum.
Wie war das möglich? Wie konnte eine Störung entstehen in einem äußeren Universum, das doch bekannt war bis in das kleinste Quantum?
Weil es vielleicht doch nicht so bekannt war?
Gab es denn außerhalb des äußeren Universums noch ein weiteres äußeres Universum?
Absurd!
Aber die Störung war real, und Ad-Aberitsch musste sich darum kümmern.
Was war Funk?
Das, was er aufnehmen aber nicht verstehen konnte. Er hatte es ganz einfach vergessen.
Wie so vieles, wie es ihm jetzt erst und ziemlich schlagartig bewusst wurde.
Annäherung von Dingen, die es nicht geben konnte und die dennoch gegenständlich wurden.
Es gab sie, also hatte er sich geirrt. Er hatte gedacht, das äußere Universum sei vollkommen und er tatsächlich der Erbe von SETNA dem Weltraumgott. Als einziges Überbleibsel, als einziges noch gültiges Ich.
Oder hatte er diese da ungewollt selber erschaffen? Wie er den unendlichen Ozean erschaffen hatte, mit Energien, die ihm schier unbegrenzt zur Verfügung standen?
Das musste es sein: Das war nicht wirklich etwas, was er vorher nicht bedacht hatte. Er hatte es lediglich selber erschaffen, ohne es zu merken, weil er zu sehr verbunden gewesen war mit der ewigen Harmonie des unendlichen Ozeans.
Und jetzt war es im Anflug und benutzte Verständigungssignale, die man aus welchem Grund auch immer... FUNK nannte.
Wer nannte sie so? SETNA, als er noch existiert hatte, bevor er, Ad-Aberitsch, sein Erbe angetreten hatte?
Er versuchte, auf die uralten Synapsen der ursprünglichen KI zuzugreifen. Vage erinnerte er sich dabei, dass er daraus hervor gegangen war. Irgendwie.
Von SETNA so gewollt?
Anders konnte es gar nicht sein.
Aber noch bevor er begonnen hatte, sich auf die Suche nach vielleicht verschollenen Erinnerungen zu machen, schreckte er zurück: Nein, ich muss mich erst um die neuen Schöpfungen kümmern! Sie kommen immer näher. Es sind meine eigenen Schöpfungen. Ich bin der Herr aller Dinge, also auch ihr Herr.
SEID WILLKOMMEN!
Erschrecken? Entsetzen?
Panik, die in Wahnsinn mündet!
Meine Schöpfungen beginnen, sich gegenseitig umzubringen. Ich muss es verhindern: STOPP!
Und dann war es zu spät für die eingeflogenen Raumschiffe. Sie konnten nicht mehr gebremst werden und schlugen mit hoher Geschwindigkeit auf der glutheißen Oberfläche von Epiphanee auf.
Es gab keine Überlebenden, und Ad-Aberitsch zog sich enttäuscht zurück in seine heile Welt des unendlichen Ozeans, wo er allein blieb mit sich und seinen Gedanken. Wo es ihm nicht auffiel, dass ihn die Einsamkeit schon vor langer Zeit in einen geistigen Zustand getrieben hatte, den ein Mensch höchstwahrscheinlich mit »fortgeschrittenem Wahnsinn« bezeichnet hätte.
8