Sechs Romane Die Raumflotte von Axarabor - Der unendliche Ozean. W. A. Hary
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Читать онлайн книгу Sechs Romane Die Raumflotte von Axarabor - Der unendliche Ozean - W. A. Hary страница 7
»Wieso siehst du so seltsam aus? Ich habe noch niemals eine solche Lebensform gesehen.«
»Gibt es denn hier keine Insekten?«
»Hier gibt es nur, was ich selber erschaffen habe, und ich erschaffe keine Insekten, weil ich gar nicht weiß, was Insekten sind.«
»Du weißt nicht, was...?« Posh brach verblüfft ab. »Aber wie willst du dann mich erschaffen haben, wenn du gar nicht weißt...?«
Diesmal wurde er unterbrochen:
»Ich weiß es nicht. Ich erschaffe im äußeren Universum sozusagen unbewusst.«
»Die Raumverschlinger haben uns nicht gejagt. Das weiß ich jetzt. Ich hatte solche Angst vor ihnen, aber es war eigentlich die Angst davor, was uns bevor stand. Da hatten wir halt nur die Wahl, der Raumflotte zum Opfer zu fallen oder dir.«
»Du hast eine künstliche Erinnerung an ein Leben, das es niemals gegeben hat. Du existierst durch meinen Willen, genauso wie deine Erinnerung«, belehrte ihn Ad-Aberitsch.
»Und wie erklärst du dir dann die Tatsache, dass ich mich dir widersetzen kann?«
»Das kannst du gar nicht!«
»Aha, dann pass einmal auf.«
Sprachs und wandte sich in die Richtung, aus der ein Boot nahte, mit Menschen an Bord. Sie wollten ganz offensichtlich zu ihm kommen.
»Was hast du vor?«
»Versuche doch einmal zu verhindern, dass ich diesem Boot entgegen gehe.«
»Niemand kann über das Wasser gehen!«
»Doch, ich, denn die Welt, von der ich stamme und nach der ich mich selber Posh nenne, weil ich meinen wirklichen Namen verheimlichen muss, wegen der Fahndung und so... Ach, das verstehst du sowieso nicht. Also, auf dieser Welt sieht es ähnlich aus wie hier: Ein unendlicher Ozean und jede Menge Inseln, auf denen wir leben. Wir können von einer Insel zur anderen laufen, denn wir alle sind dort Wasserläufer.
Sieh zu und lerne!«
Kaum berührten seine Insektenfüße das Wasser, quollen sie scheinbar auf wie Schwämme, die das Wasser aufsaugten und dabei mehrfach so groß wurden wie auf dem Trockenen. Aber das, womit sie sich selbst aufbliesen, war kein Wasser, sondern umgebende Luft.
»Wer selber zum Boot werden kann, braucht kein Boot mehr!«, philosophierte Posh anzüglich und ging mit gleitenden Schritten auf das herannahende Boot zu.
Als die Insassen ihn sahen, erschraken sie schier zu Tode. Der Anblick war für sie dermaßen schrecklich, dass Posh fürchten musste, sie würden einem Herzinfarkt erliegen.
Er wusste aus Erfahrung, dass Menschen so auf seinen Anblick reagierten, aber in diesem speziellen Fall genoss er es sogar, denn nicht nur die Menschen erschraken nämlich, sondern auch der Herr aller Dinge, der offensichtlich der Meinung war, er habe Posh aus dem Nichts erschaffen.
Wie kam er nur dazu?
Das konnte nur das sein, was man unter den Menschen als Wahnsinn bezeichnete. Posh kannte das von seiner insektoiden Rasse nicht. Da gab es keine Geisteskrankheiten, sondern nur lebenslangen Gehorsam und perfekte Eingliederung in die Gemeinschaft.
Falls man kein Esper war, so wie er, und damit einmalig. Dann hatte man nämlich irgendwann keine Lust mehr auf ein solches Leben und nahm die nächstbeste Gelegenheit wahr, um dem zu entfliehen.
Nur einem Esper hatte das gelingen können, und er hatte zum ersten Mal feststellen können, wie mächtig er eigentlich selber war.
Um jetzt sich zu erinnern, dass er diese Macht nur damals eingesetzt hatte, um zu fliehen und außerhalb seiner Welt zu überleben. Immer nur zu einem vergleichsweise winzigen Teil. Auch um seine Piratenfreunde nicht mit allzu deutlichen Machtdemonstrationen zu sehr zu entsetzen und ihnen die Gelegenheit zu nehmen, sich an ihn zu gewöhnen.
Das hatte ja über Jahrzehnte hinweg hervorragend geklappt. Bis heute. Bis er erneut gezwungen war, zu überleben. Gegen eine Art wahnsinnigen Gott, der sich sogar HERR ALLER DINGE nannte...
12
Per-nat erwachte übergangslos. Er richtete sich auf und schaute verständnislos umher.
Wo befand er sich?
Er? Wer war er überhaupt?
Er grübelte darüber nach und erhob sich dabei vollends vom Boden.
Ein Blick an sich hinab.
Da war eine vage Erinnerung. Als Mensch. Aber so sah doch kein Mensch aus. Oder?
Ein Gedankenfragment: RAUMBÄR!
Was, um alles in der Welt, war ein Raumbär?
Er hob die Hände und betrachtete sie. Ja, das waren Hände. Hatten Bären denn nicht tödliche Pranken?
Ja, gewiss, Bären, aber keine Raumbären!
Wieso hatte er bis vor einer Minute geglaubt, ein Mensch zu sein, um jetzt festzustellen, dass er kein Mensch, sondern ein Raumbär war?
Es verwirrte ihn zutiefst.
Und dann erinnerte er sich daran, dass er doch soeben erst am Boden erwacht war. Wie aus einem Traum.
Dann hatte er wohl nur geträumt, ein Mensch zu sein?
Immer noch verwirrt schaute er umher und stellte endlich fest, sich auf einer kleinen Insel zu befinden. Er stand inmitten dieser Insel, auf einer blühenden Wiese. Es gab geduckte Büsche, wie zufällig verteilt. Eine wahre Idylle.
Irgendetwas war ungewöhnlich. Obwohl näher betrachtet eigentlich die gesamte Situation mehr als ungewöhnlich war, aber diese eine Tatsache, dieser eine Fakt, war noch ungewöhnlicher als alles andere: Es gab keinerlei Insekten!
Und gerade Insekten waren die größte Plage überhaupt auf der Welt, von der er stammte. Deshalb hatten Raumbären in erster Linie ihr eigenes Fell. Nicht um sich damit vor Kälte zu schützen, obwohl das sogar nahe des Äquators die meiste Zeit des Jahres von Nutzen war, sondern weil das Fell den aggressiven Insektenbiestern kaum Gelegenheit gab, sie zu pieksen, zu beißen oder sonst wie zu quälen.
Immerhin gab es auf seiner Welt Insekten, die sogar bei klirrender Kälte putzmunter sein konnten, weil sie wesentlich robuster waren als auf allen anderen Welten, die er jemals besucht hatte.
»Eigentlich sind wir Raumbären Menschen mit Fell!«, pflegte er zu sagen. Daran erinnerte er sich recht deutlich. »Wir sehen durch unser Fell nur völlig anders aus.«
Kam daher der seltsame Traum, ein Mensch zu sein, der auf dieser Insel lebte, in friedlicher Koexistenz mit anderen Menschen auf den umgebenden Inseln?