Hütten-Geheimtipps Bayerische Hausberge. Wilfried Bahnmüller
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Vermeiden Sie, wenn möglich, das Wochenende zum Wandern. Bei den meisten der Touren in diesem Buch werden Sie zwar oft allein unterwegs sein, aber am Wochenende können Sie trotzdem in einen Anreisestau oder in Kolonnen bei der Heimfahrt kommen. Perfekt natürlich, wer antizyklisch unterwegs ist, z. B. als Frühaufsteher oder Langschläfer.
Immer wieder findet man Kuriositäten am Wegrand.
Sicherheit
Bei der Auswahl der Touren sollte man seine eigene Leistungsfähigkeit – und die der Begleiter – realistisch einschätzen. Überanstrengen darf sich niemand! Grundsätzlich wandert man besser gemeinsam, denn falls einem etwas zustößt, kann die Begleitung Hilfe holen. Sollte man dennoch allein unterwegs sein, macht es Sinn, vorher Freunde oder Nachbarn über das Ziel zu informieren – damit haben Rettungstrupps im schlimmsten Fall Anhaltspunkte, wo sie suchen müssen. Vor allem, da wir uns bei den vorgeschlagenen Touren abseits des Mainstreams bewegen und nicht damit rechnen können, ständig auf Mitwanderer zu treffen.
Lichtnelken-Teppich bei Rottach-Egern (Tour 16)
Wichtig ist natürlich auch, dass Sie ein Handy dabeihaben, um den Notruf 112 absetzen zu können. Fast ganz Bayern ist mit einem zuverlässigen flächendeckenden Empfangsnetz ausgerüstet. Sollte die moderne Technik ausfallen, gibt es das alte, aber bewährte alpine Notsignal. Es besteht aus optischen oder akustischen Signalen (Rufen, Pfeifen, Winken) sechsmal in der Minute (alle 10 Sek.), dann folgen drei Minuten Pause vor einer Wiederholung. Antwort: dreimal pro Minute ein Signal.
So schön endet die Geheimtipptour zur Schellenbergalm: am Steilenbach (Tour 20).
Zudem sollten Sie vor und während der Tour das Wetter beobachten. Unvorhersehbare Wetterumschwünge sind vor allem in den Sommermonaten nicht selten. Wer von einem Gewitter überrascht wird, meidet unbedingt exponierte Wegstellen und sucht lieber Schutz in Senken. Vorsicht ist auch in den Wäldern bei starkem Wind geboten – es besteht dann immer Gefahr durch herunterfallende Äste (Windbruch).
Nachhaltigkeit
Reisen Sie der Umwelt zuliebe mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Sollten Sie mit dem eigenen Auto anreisen, bitte nur auf ausgewiesenen Parkplätzen parken, keine Rettungswege, Feldwege oder Einfahrten verstellen!
Pflücken Sie keine Blumen, denn bis ins Tal sind sie sowieso welk. Pilze, egal welche, gehören grundsätzlich nicht zerstört, denn sie sind ein wichtiger Teil im ökologischen System. Bitte halten Sie unbedingt die Natur sauber! Ihren Müll und Ihre Abfälle nehmen Sie bitte mit nach Hause und entsorgen alles fachgerecht.
Almknigge
Grüß Gott Freundliche Begrüßungen gehören sich, und das nicht nur am Berg! Es fällt auf, dass die Menschheit dies scheinbar verlernt hat. Auch in den bayerischen Bergen ist ein freundliches »Grüß Gott« oder »Servus« nicht nur den Sennern gegenüber selbstverständlich, sondern ebenso gegenüber allen anderen Wanderern.
Öffnungszeiten Almen dienen vorwiegend der Almwirtschaft. Mit »Wirtschaft« ist dabei allerdings kein Berggasthaus gemeint. Über die Möglichkeit einzukehren darf man sich freuen, aber nicht damit rechnen. Kleine Brotzeiten gibt es manchmal, warmes Essen seltener. Meist haben die Almen nur in den Sommermonaten geöffnet, und völlig klar ist dabei: SennerInnen sind keine Bedienungen.
Müll Ein wirklich leidiges Thema: Müll gehört nicht in die Landschaft, nicht in die Natur, nicht auf den Berg und auch nicht auf einer Alm deponiert. Selbst wenn die Almbetreiber die Möglichkeit haben, mit dem Auto zu ihren Almen zu fahren, müssen sie nicht den Müll der Freizeit- und Erholungssuchenden ins Tal bringen. Das gilt auch für Zigarettenstummel, Kronkorken und volle Windeln!
Tiere und Weidegatter Kühe sind friedliebende Tiere. Sie sind groß und schwer, haben Hörner und können – wenn es darauf ankommt – sehr schnell rennen. Selbstverständlich lassen wir sie in Ruhe, schrecken sie nicht auf und machen keinen Lärm. Bitte nicht füttern, langsam an ihnen vorbeigehen und keine Angst haben, wenn sie neugierig werden. Kühe verteidigen ihre Kälber, und Hunde gehören deshalb grundsätzlich am Berg immer an die Leine! Sollte es aber zu einem Angriff kommen, muss man den Hund sofort ableinen. Zudem muss man unbedingt auf den Wegen bleiben und vor allem alle Zäune und Weidegatter wieder schließen.
Kühe sind friedliebend, manchmal neugierig, aber sie verteidigen auch ihre Kälber.
Querfeldein darf man gerade im Frühling und Sommer niemals über die Wiesen laufen.
Brunnen und Viehtränken Vor vielen Almen stehen Brunnen, aus denen durstige Wanderer sich Wasser schöpfen dürfen. Offiziell ist das aber kein Trinkwasser und wird dahingehend auch nicht kontrolliert, denn diese Brunnen dienen eigentlich den Tieren als Tränke. Sie sind keine Badewannen oder Armkneippbecken für verschwitzte oder mit Sonnencreme eingeschmierte Wanderer, auch nicht für deren Kinder und Hunde, und sie sollten auch nicht dazu verwendet werden, um Bergschuhe zu putzen!
Privateigentum Auf den Almflächen gilt das Recht, sich frei in der Natur bewegen zu dürfen. Man muss aber auf den Wegen bleiben. Gerade im Frühsommer, wenn das Gras hoch steht, trampelt man nicht querfeldein über eine Wiese. Die Flächen sind wie die meisten Hütten und Almgebäude in Privateigentum, und das muss man respektieren und vor allem sollte man nichts kaputt machen.
Geschichte der Almen
Almen sind für uns zur Selbstverständlichkeit geworden. Wir ordnen sie ein unter Begriffe wie »unberührte Natur«, »Ruhe«, »weite Aussicht«, verbinden sie aber auch mit einer deftigen Brotzeit oder mit frischer Milch. Das stimmt zwar alles, aber für die Unterhaltung von Wanderern und Touristen wurden sie nicht errichtet. Ihre Geschichte reicht bis in die Zeit zurück, in der die Menschen sesshaft wurden, also vor ungefähr 5000 Jahren. Damals begannen die Menschen Häuser zu bauen und das umliegende Land als Acker oder als Weide zu nutzen.
Im Lauf der Zeit wurden die freien Siedlungsflächen im flachen Land immer knapper und daher auch die unwirtlicheren Bergtäler besiedelt. Hier war aber die freie Grundfläche begrenzt. Als Ausweg versuchte man die freien Grasflächen oberhalb der Baumgrenze als Weide zu nutzen. Es entstanden Trampelpfade, auf denen man das Vieh in der warmen Jahreszeit nach oben treiben konnte. Damit waren die Tiere über die Sommerzeit hinweg versorgt. Ein Hirt oder eine Hirtin kümmerte sich um das Vieh; sie verarbeiteten die anfallende Milch der Tiere zu Käse und machten sie damit haltbar. Im Herbst wurden dann die Tiere und der Käsevorrat ins Tal gebracht. Das Gras, das im Sommer im Tal gewachsen war, diente