Magische Verbindung. Egon Krause

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Magische Verbindung - Egon Krause

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      EGON KRAUSE

      Magische Verbindung

      Roman

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      Personen und Handlung sind fiktiv, das bedeutet, sie sind erfunden. Ähnlichkeiten mit geschichtlichen und noch lebenden Personen sind rein zufällig. Die kursiv gesetzten Abschnitte enthalten Erotisches und können von denen, die Erotik nicht schicklich finden, übersprungen werden.

       Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

      © 2021 by R.G.Fischer Verlag

      Orber Str. 30, D-60386 Frankfurt/Main

      Alle Rechte vorbehalten

      Titelbild: Tom Bayer © www.fotolia.de

      ISBN 978-3-8301-9564-1 EPUB

      ISBN 978-3-8301-9563-4 PDF

      Inhalt

       Magische Verbindung

       Die Reise

       »Es gibt für mich nichts Erstaunlicheres als mich selbst.«

      Honoré de Balzac

      Wenn man den Zeitraum um den 6. Juli 1993 als Beginn des Erzählens wählt, kann man nicht umhin festzustellen, dass der gesunde Menschenverstand allenthalben abhandengekommen ist. Mensch und Verstand sind keine untrennbare Einheit. Jeder möge sich die Ereignisse selbst in Erinnerung rufen. Das Abhandenkommen dieser Verbindung wird sehr deutlich sichtbar, wenn ein Mensch in eine Institution eintritt. Dann wandelt sich sein gesunder Menschenverstand zum politischen Verstand und kommt damit also abhanden.

      Es ist dies nicht die einzige negative Allgemeinerscheinung unserer Zeit. Die visuellen Medien sind die Pest unseres Zeitalters, da ihre Berichterstattung zuerst eine Tendenz festlegt und allein dazu passende Fakten präsentiert, damit aber die Tatsachen selbst, wenn sie überhaupt berichtet werden, verwässern. Diese Art von Berichterstattung wird von den meisten Zuschauern unreflektiert konsumiert.

      Im Übrigen ändert der Informationsgewinn den Menschen ohnehin nicht: Philippe de Commynes schrieb 1447: »Man muss also feststellen, dass weder die natürliche Vernunft noch unser Verstand noch die Gottesfurcht noch die Nächstenliebe uns davor bewahrt, gegeneinander heftig zu sein, den anderen etwas vorzuenthalten oder ihm auf jede mögliche Weise etwas wegzunehmen. Durch vieles Wissen werden nämlich die Schlechten schlechter und die Guten besser.« Commynes Wissensbegriff kann man heute durch Information ersetzen. Eigentlich verständlich, dass der Mensch sich im Laufe der Geschichte nicht ändert – wir können unseren Genen nicht entkommen. Eigenschaften wie »gut« und »böse« könnte man in Zukunft vielleicht physisch lokalisieren. Sie sind als Anlagen auf Genen positioniert, die wiederum aus Teilchen zusammengesetzt sind, diese verhalten sich wie in der Quantenmechanik, will man sie genau bestimmen, fallen sie der Unschärfe anheim und werden, je nach ihrer Anlage, außerdem noch geprägt von der Umgebung. Den humanistischen Gedanken vorbehaltlos in die Tat umzusetzen, scheint nicht möglich, vor allem für jene, die gesellschaftlich legitimiert wären, dies zu tun.

      Zur Durchführung eines Experiments muss man Teilchen oder Welle (böse, gut) wählen, aber in Kauf nehmen, dass das Ergebnis allenfalls näherungsmäßig zu werten ist. Man entnimmt die denkbaren Variablen oder Bestimmungsstücke unbedenklich dem klassischen Modell und erklärt jedes Stück für direkt messbar. Daraus ergibt sich eine statistische Verteilung. Die Messungen müssen sehr oft wiederholt werden. Der klassische Begriff des Zustandes geht verloren, indem sich höchstens wohlausgewählten Hälften eines vollständigen Satzes von Variablen bestimmte Zahlenwerte zuordnen lassen. Wenn in keinem Augenblick ein klassischer Zustand besteht, kann er sich auch nicht verändern. Was sich verändert, sind die Statistiken oder Wahrscheinlichkeiten, stellt Schrödinger fest. Einstein hält dagegen: »Gott würfelt nicht«, natürlich nicht, er kann nicht würfeln, denn er existiert nur als Konstrukt.

      Es ist möglich, Erinnertes im Stil einer Gebrauchsanweisung zu verfassen und alle prekären Situationen etwa so darzustellen wie in der Fliegerei beispielsweise: »If you exceed 100 to 110 degrees of bank or 60 to 70 of pitch, then the attitude indicator will tumble and become inaccurate«, auf gut Deutsch, man gerät in einen gefährlichen Zustand. Ein Instrument, vom Menschen entwickelt, übertrifft ihn an Urteilsvermögen, der Mensch wähnt sich in einer normalen Situation, das Instrument aber belehrt ihn, dass dies nicht zutrifft. Wenn es auch nicht den Weg weist, beschreibt es so doch eine augenblickliche Situation. Eine subjektive Position kann durch eine Apparatur korrigiert werden. Die Technik hilft uns einerseits, die Grenzen zu erkennen, reizt uns andererseits zu versuchen, sie zu überschreiten. Die Würdigung der Instrumentenanzeige führt so zu einer gültigen Betrachtung der augenblicklichen Situation, doch das Weitere muss noch entschieden werden. Es gibt ungezählte Varianten im Denken und Handeln, oft genügen wenige Grade der Abweichung, um den einen mit dem zu schockieren, was den anderen erfreut. Der Umgang mit Erotik ist ein solches Beispiel, wie ist eine Beurteilung möglich und von Heuchelei zu trennen, wo gibt es einen Maßstab, die Ethik? Eine Definition ist zweifellos unmöglich.

      Schlehmil versteckt sich, weil andere bemerken, dass ihm sein Schatten fehlt, da nützt kein Goldsäckel, der Makel ist untrennbar mit ihm verbunden. Ohne Makel kann der Graue tun, was er will. Mögliches und Erwünschtes. Also lieber einen Schatten wie alle, man fällt nicht auf. Eine Abweichung von der Norm genügt schon zur Verurteilung.

      Auch Wissen zu vermitteln wäre möglich, Wissenschaft ist zu viel gesagt, Wissen kann ein Laie sich aneignen, Wissenschaft kann nur ein Fachmann verwerten. Ein Zwischenträger, der Wissenschaftsjournalist, um Wissenschaft zu promovieren?

      Bescheiden könnte ich über Wissenschaft nur in der Medizin reden, da auch nur in der Chirurgie, darin wiederum nur in der einen speziellen Disziplin. Da die Chirurgie so eine Art Kunsthandwerk ist, frage ich mich, ob ich überhaupt über Wissenschaft reden könnte.

      Ich kann aber vielleicht über das reden, was Wissen schafft.

      Erinnertes zu erzählen ist wohl sinnvoll, aber wie kann man den Leser interessieren?

      Man sollte beim Erzählen Spannung erzeugen, Erwartungen wecken, von mehreren Seiten auf einen Brennpunkt zusteuern, die Charaktere von Personen darstellen, indem man sie dramatischen Situationen aussetzt, ihren Instinkten, mit denen sie in Konflikte geraten können, freie Hand lässt, ihre Reflexionen in Widersprüche geraten lassen, die weitere Reflexionen erzeugen.

      Die Chronologie mit Rückblenden versehen, mit unerwarteter Wortwahl im Stil von A. Schmidt und lautähnlichen Zweideutigkeiten, auch mal märchenhaft, in Analysen sachlich akribisch, ordinär sein, wenn es treffen soll, Facetten kaleidoskopisch im Bewusst-Unbewussten schillern lassen, resignierend, melancholisch von allen Seiten betrachtend wie Proust oder eine assoziative, hintergründige Gedankenflucht wie bei J. Joyce könnte ein Rezept sein, aber das ist nicht mehr zeitgemäß. Originalsätze aus Briefen, Überschriften aus Zeitungen kommentieren (Dos Passos), das

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