Magische Verbindung. Egon Krause

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Magische Verbindung - Egon Krause

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es mir zugestanden wurde. Selbst wenn ich Macht hatte, habe ich sie nie genutzt.

      N.: So eine schöne Selbstcharakterisierung habe ich selten vernommen.

      E.: Trotz alldem sind die Vorstellungen in Erfüllung gegangen, die meiner Mutter.

      N. : Alle?

      E.: Eine Frage, die ich mit Ja beantworte, alle aus der in der Zeit möglichen Vorstellungen.

      Und deine?

      N.: Nicht alle, es war das, was zu erreichen war, die Vorstellung war immer mehr.

      E.: Die Hemmschwelle zum Lügen habe ich bis heute nicht überwunden.

      N. : Mit Ausnahmen? Im Übrigen bin ich deiner Meinung.

      E.: Oh! Wir werden sehen.

      Ich habe entdeckt, es ist von Vorteil, die Wahrheit zu sagen, die glaubt nicht ein jeder, weil er meint, der andere lüge. Außerdem erspart man es sich im Lügennetz zu verheddern.

      In einer Ecke des Bildschirms ein Icon, mein Großvater, der mich ermahnte, nie verbotene Dinge anzufassen, »ansehen und sich wundern«, ist das eine Erklärung? Ich habe danach gehandelt und soll meine Hände dabei auf den Rücken gelegt haben. Diese Zurückhaltung bestimmte mein ganzes Dasein. Ich kam ihm wohl ein wenig fremd vor, mein Großvater konnte, wie ich merkte, meinen Blick nicht lange ertragen, der vielleicht, wie ich auf späteren Bildern von mir entdeckte, zu provokativ erschien. Eine weitere Feststellung, ich habe mich immer für unwichtig gehalten, als Mensch in meiner Aufgabe und damit das Problem der Unentbehrlichkeit nicht gekannt.

      N.: Schönen ist wohl deine große Gabe?

      E.: Genug der Selbstanalyse. Objektiv? Eigne Objektivität sieht der andere als subjektiv an, Objektivität des anderen ist auch Subjektivität. Was ist nun objektiv? Objektivität nur durchs Objektiv? Auch das kann täuschen. Aber woher kommt die Subjektivität? Vom Bewusstsein, woher kommt das Bewusstsein? Da sind wir bei der Neurophysiologie, woher kommt die Neurophysiologie, wer hat der Neurophysiologie auf die Sprünge geholfen, die Computerentwicklung.

      N.: Was ist das für eine Behauptung, das Physiologische bestand lange vor der Elektronik.

      E.: Der Computer simuliert das Gehirn mit Speicher, neuronalen Verbindungen und multiplen Weichen. Wir werden mit leeren Speichern geboren, die wir dann sukzessive subjektiv mit unseren Sensoren füllen, daraus erwächst unsere Subjektivität, ihr werden wir uns bewusst, sozusagen mit dem Resultat unserer Wahrnehmung. Die Gene liefern den Prozessor, der unsere Wahrnehmung in Programmen zusammenstellt, vernetzt und ausführt. Entwicklungsgeschichtlich entwickelt sich aus dem Ektoderm das Gehirn und auch die Haut, unsere Grenze zur Umwelt, logisch, dass sie der Kontakt zur Umwelt ist und dem Gehirn in der Entwicklung so nahe steht. Vor vier Milliarden Jahren nahmen die Einzeller erstmals mit ihrer Umhüllung die Umgebung wahr, wenn sie etwas berührten. Evolutionär war es die Haut der Lebewesen, die gezwungenermaßen immer differenzierter die Reize verarbeiten musste, was dann mit der Entwicklung des Gehirns dazu führte, die Wahrnehmung zu verfeinern. In Zukunft werden uns Computer mit gespeicherter Ethik, den Antworten auf alle wichtigen Fragen und einem schnellen Zugriff auf all das in der Urteilsfähigkeit voraus sein. Aber was soll das, es fiel mir gerade ein.

      N.: Das sind schon wieder solche Ausreißer, die Philosophen haben andere Vorstellungen, mehr Geist. Wie entstehen gute oder böse Handlungen, wer stellt die Weichen?

      E.: Unsere Wahrnehmung, und wieder Commynes: »Man muss also feststellen, dass weder die natürliche Vernunft noch unser Verstand noch die Gottesfurcht noch die Nächstenliebe uns davor bewahrt, gegeneinander heftig zu sein, den anderen etwas vorzuenthalten oder ihm auf jede mögliche Weise etwas wegzunehmen.« Auf einen Nenner gebracht: Verhalte dich so, dass du den anderen nicht beeinträchtigst. Da sich aber die Wege unseres Gehirnlabyrinths stetig ändern und damit unsere Absichten, ist die Entscheidung für Gut oder Böse nicht sicher, sozusagen verschränkt.

      Ich habe gerade frühere Notizen von mir gefunden, darin auch den eigentlichen Titel meiner Geschichte: »Navigation, kein technisches Buch«, ein wenig naiv? »Die Kunst, jederzeit die Position eines Schiffes oder eines Flugzeuges zu bestimmen und seine direkte Bewegung von einer Stelle zur anderen zu bewerkstelligen«, »The American Peoples Encyclopedia«, Vol. 13, Grolier Inc.1968. Die Definition ist klar, die Ausführung mit Hilfsmitteln heute möglich, aber noch immer nicht leicht. Früher zum Beispiel die Jagd nach der Bestimmung des Längengrades.

      N.: Manchmal hast du recht.

      E.: Es war in der Zeit als ich mein IFR-Rating absolvierte, 1980, der Artikel in »Flying« passte genau auf meine Situation, »Tears on the Cowling« von Herrn Collins, einem Flying-Redakteur, er hatte selbst ein Flugzeug gebaut, die »Melmoth«, Weltenwanderer, mit großer Reichweite, es wurde später nach seinem Flug um die Welt auf dem Boden von einem anderen gerammt und zerstört. Er hatte auch mal den Propeller verbogen. Und ich war nun auch auf dem Bauch gelandet, in St., die sanfteste Landung, die ich je fertiggebracht habe, schnurgerade auf der Centerline mit der kürzesten Landestrecke. Der Prop war an beiden Enden umgebogen, das Bodenblech verdünnt, sonst nichts. Mein Freund R. neben mir hatte immer auf die Bodenberührung gewartet, die erst sehr spät kam. Ich hatte vor lauter Konzentration auf das ILS (Instrument landing system) das Fahrgestell vergessen, das Warnhorn war nicht zu überhören, es hatte mich nicht gestört. Mein ohnehin geringes Selbstbewusstsein geriet nach dem Vorfall ins Schwanken, es dauerte sehr lange, bis es sich wieder stabilisierte Es tröstete mich nicht: »Die einen haben es hinter sich, die anderen noch vor sich.« Arme Mooney, obwohl ich sie so misshandelt hatte, nahm sie mir es nicht übel. Doch muss ich, um bei der Wahrheit zu bleiben, etwas hinzufügen: Um ruhiger zu sein, als ich zum ersten Mal allein ein ILS herunterturnte, hatte ich einen Tranquilizer eingenommen, trotz Verbotes in der Luftfahrt, so störte mich offensichtlich das Warnhorn nicht, es ist keine Entschuldigung, nur eine Ergänzung.

      N.: Das war einigermaßen subjektiv-objektiv.

      E.: Es wurde auch fotografiert.

      Oder doch lieber »Irgendjemand« als Buchtitel.

      N.: Du Hinterhältiger, dann wärst du mich losgeworden.

      E.: Da wäre nicht viel verloren. Mit Absicht habe ich meine zusammengewürfelten Notizen einfach so hingeschrieben. Dann steht hier noch: M., du bist der Größte, das rührt daher, dass wir eine Karte von ihm, dem Griechenfreund, bekamen, darauf stand: »I okay in Ithaka!« Kurz und bündig und unvergessen, Michele.

      Weiter folgt: Einen Traum realisiert, was für ein Traum? Siehe oben.

      N.: Zur Vollendung hat dir der Mut gefehlt.

      E.: Ich meine es auch sublimiert.

      Mir träumte einst von wildem Liebesglühn, von hübschen Locken, Myrten und Resede, von süßen Lippen … und:

      Mir träumte von einem Königskind mit nassen bleichen Wangen … und:

      Ich halte dir die Augen zu und küss dich auf den Mund …

      N.: Na, endlich eine Tat.

      E.: H. H., einmal so, einmal so.

      N.: Wie meinst du das?

      E.: Nun, man kann Schönes in der nächsten Sekunde zerstören, H. H. war der Meister darin.

      E.: Ein anderes Märchen sollte so beginnen:

      Es war einmal ein nicht mehr so junger

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