Magische Verbindung. Egon Krause

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Magische Verbindung - Egon Krause

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einem Internat besser aufgehoben und sie sah sich nach einem geeigneten um.

      Mein Zeugnis für die Zeit Ostern 1940 bis Herbst 1940.

      Verhalten in der Schule: gut

      Beteiligung am Unterricht: E. muss lebhafter mitarbeiten.

      Religion:

      Deutsch: ausreichend

      Französisch:

      Lateinisch: ausreichend

      Geschichte: befriedigend

      Erdkunde: ausreichend

      Rechnen: befriedigend

      Raumlehre: ausreichend

      Biologie: befriedigend

      Algebra:

      Physik: befriedigend

      Zeichnen: ausreichend

      Musik: befriedigend

      Handschrift: ungenügend (Kommentar später: nicht lateinische und deutsche Buchstaben mischen.)

Aden 15. November 1940
Der Rektor Der Klassenlehrer
K. G.

      (Der Klassenlehrer war mir nicht wohlgesinnt, aus verständlichen Gründen, wie ich erwähnte.)

      Gesehen: F. G.

      Ihre Wahl fiel auf die Franckeschen Stiftungen, in die ich mit zwölf Jahren kam. Eine vollkommen neue Welt. Zur Vorbereitung auf die Oberrealschule FOR musste ich jedoch erst noch einmal die Mittelschule der Stadt Halle besuchen, ein Bild in der Zeitung zeigt mich in einem Bericht über die Sommerferien dort auf der Schulbank.

      Beim Abschied von meiner Mutter vergoss sie Tränen, sie ahnte wohl, dass ich endgültig G. den Rücken gekehrt hatte und schon so jung zur Selbstständigkeit erzogen wurde. Der Schnellzug mit den imposanten Lokomotiven sollte nun für Jahre die einzige Verbindung zu ihr bleiben. Eichenberg – Halle a. d. Saale. Die Franckeschen Stiftungen, mit einer Mauer umgeben, jedoch mehr ein Schutz nach außen als ein Pferch für uns, waren mir ohne Befremden sogleich vertraut.

      Ich machte mir keine Gedanken, wer August Hermann Francke gewesen war, meine Mutter hatte wohl den Prospekt studiert.

      »Das Anstaltsgelände beträgt 73 Morgen, ferner befinden sich im Eigentum der Franckeschen Stiftungen: 2 Güter, 2 Gärtnereien, 150 Morgen Streuländereien, Buchdruckerei (gegr. 1710), Verlag (gegr. 1701) v. Cansteinsche Bibelanstalt (gegr. 1710), Apotheke (gegr. 1698).

      Unter anderem wird in diesem Prospekt auch ein Erziehungsziel genannt:

      Charakterbildung, gegründet auf den Grundsätzen des Nationalsozialismus und auf dem evangelischen Christentum.

      Deshalb:

      1. Erziehung zur Gemeinschaft in Stubengruppen durch Ämterverwaltung und Kameradschaftspflege. Wer befehlen soll, muss zuvor gehorchen lernen.

      2. Alle Heimschüler und -schülerinnen gehören zu den Gliederungen der Hitlerjugend, Dienst auf den stiftischen Sportplätzen in den stiftischen Turnhallen und den von den Stiftungen besonders eingerichteten Räumen. Dienstzeit angepasst an die Heimordnungen usw., offensichtlich ein kluges Alibi.

      Es hat wohl nicht funktioniert mit der Hitlerjugend in den Räumen und Anlagen der Stiftungen, denn wir wurden in verschiedene Einheiten in der Stadt integriert, gingen nie zum Dienst und wenn einmal unter Drohungen, dann in Zivil, gefragt, warum wir keine Uniform anzögen, sagten wir, unsere Eltern hätten kein Geld, sie zu kaufen. Einmal, als es wohl dem Gebietsführer zu bunt wurde, kündigte er an, mit dem Motorrad zu kommen und uns zu holen. Als er vorfuhr, wurde ihm das Eisentor vor der Nase zugeschlagen, im obersten Stock des Pädagogiums hatten wir uns an den Fenstern platziert und riefen im Chor: »Schweine-Ernst raus!« Es wurde nach einiger Zeit geraunt, die Stiftungen sollten zu einer Napola umgewandelt werden, was daran richtig war, weiß ich nicht. Unsere Motivation zur Opposition ist mir damals nicht klar geworden, heute meine ich, es war der Geist der Institution, unauffällig auf uns übertragen von unseren Lehrern und Erziehern.

      Eine Schizophrenie bestand insofern – oder war es eine Tradition im Sinne des alten Mackensen, des Husarengenerals des Ersten Weltkriegs? –, dass sich die meisten freiwillig zum Dienst in Marine oder Luftwaffe meldeten. Irgendwie steckte es an, wenn ein Fliegerleutnant oder Kapitän der Marine, ehemalige Senioren, uns besuchten. In diesem Sinne waren wir militaristisch beeinflusst, unter dem Motto »Verteidigung des Vaterlandes«.

      Ich bewarb mich jedoch für die Laufbahn eines Marinesanitätsoffiziers. Um es vorwegzunehmen, als es 1945 so weit war, galt dies nicht mehr, man wollte Kämpfer und so wurde ich zur Prüfung zum Seeoffiziersanwärter einbestellt.

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