Magische Verbindung. Egon Krause
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E.: Es waren alle Jungen ohne Unterschied der Klassen dabei, mir war nicht bewusst, dass es sie gab, erst später mit zehn Jahren ließen sie mich den Unterschied spüren. Mein bester Freund K. wohnte bei seinen Großeltern in, wie mir gar nicht klar wurde, ärmlichsten Verhältnissen, er war ein uneheliches Kind, die Mutter arbeitete in K. Mir sind noch seine grünen Schneidezähne in Erinnerung, sie wurden nie geputzt. Unsere Nachbarn mit ihren Kindern waren fast alle Arbeiter in Zeche und Tongruben, grundehrliche Menschen mit einwandfreiem Charakter. Ich habe weder von meinen Großeltern noch von meiner Mutter abfällige Bemerkungen über sie gehört, im Gegenteil, sie haben sie sehr geschätzt.
N.: Na ja, die sollten ja auch bei ihnen kaufen.
E.: Ich wusste damals noch nicht, wo ich herkam, dass mein Großvater ein »richer« Mann war und damit auch seine Tochter und ich, obwohl mein Vater und sein Bruder mit einer Fabrik in Konkurs gegangen waren.
Meine sommerlichen Fahrerlebnisse begannen mit einem vom Stellmacher handgemachten Handwagen, er war angeschafft worden, damit ich, wenn es erforderlich war, Brot und Brötchen der Bäckerei meines Großvaters den Kunden brächte, besonders viel Spaß machte es mir, wenn die Steigerfamilien beliefert werden mussten. Es war einfacher, bergab zum Ostbahnhof zu fahren, als ihn den Berg hinaufzuziehen und durch den Wald dorthin zu gelangen, denn es führte eine Seilbahn von den Gruben zum Ostbahnhof, die dort die Kohle und den Ton auf Güterwagen weitertransportierten. Die leeren Loren fuhren zurück. Es gruselte mich immer, wenn ich die steilen Treppen der Seilbahnstation unter dem lauten Gepolter der Eisenloren hinaufkletterte, die mit für mich großer Geschwindigkeit in den vorn offenen und hoch über dem Boden gelegenen Schlund befreit vom Zugseil heranrasselten und, geschickt von den von mir bewunderten Männern gebremst, ihren Inhalt auf schräge Ebenen, die zu den Güterwagen führten, kippten. In gleichem Abstand wurden sie dann aufgerichtet, umgelenkt und gefesselt am Seil wieder auf die Reise nach oben geschickt. Da rein kamen dann die Brote und Brötchen, ich sah sie mit Grausen über dem Abgrund schweben.
N.: Wie ich weiß, hast du bis heute das Grausen vor Abgründen nicht überwunden.
E.: Der Bursche mischt sich auch überall rein!
Das war die nützliche Seite meines Wagens, es gab aber eine noch viel schönere. Man konnte im Wagen, vorn sitzend, die Deichsel zwischen die Füße nehmen und damit lenken, auf dem Basaltpflaster rutschten die eisenbewehrten Räder bei jeder Kurve so, dass, heute bezeichnet man es als powerslide, die hinteren Räder nach außen gingen, der Wagen übersteuerte und so um die Kurve schlidderte, ein Heidenspaß, die steile Straße hinab. Bremsen gab es nicht, um zum Stillstand zu kommen, war dieselbe Taktik im übertriebenen Zustand notwendig, indem man den Wagen quer zur Fahrtrichtung stellte. Auf der Ebene sich fortzubewegen war ebenfalls möglich, man saß hinten im Wagen, mit dem Rücken zur Fahrtrichtung, stieß sich mit den Füßen abwechselnd ab und da die Deichsel nach hinten geschlagen war konnte man den Wagen auch lenken. Alles in allem ein großes Vergnügen, das man den ganzen Tag betreiben konnte. Es wurde immer mehr gewagt, selbst der steile, nicht befestigte Weg den Schw. Berg runter wurde im höchsten Tempo genommen. Übrigens war der Wagen grün gestrichen und hielt alles aus, so gut war seine Qualität.
N.: Noch heute hält dich dieser Spleen gefangen.
E.: Ich lebte eine Zeit lang in M. bei meinem Onkel und ging auch dort zur Schule in einem Haus, das damals schon im Garten einen Swimmingpool hatte, in dem ich mit einem Floß, es bestand aus einer Holzbohle, herumpaddelte und schwamm.
N.: Du hast ganz vergessen, dass du einen großen Wasserkäfer erschlagen hast, du Tierfreund.
E.: Du bist so gemein, mich daran zu erinnern, ich leide heute noch unter dem Anblick – seine im Tod gespreizten Flügel. So was solltest du nicht tun.
N.: Meine Bosheit ist mit mir durchgegangen, aber nur für den Bruchteil einer Sekunde, ich bin betrübt.
E.: Außerdem stand mir ein Damenfahrrad zur Verfügung, ich fuhr wild auf den Gartenwegen, möglichst schnell und, zum Ärger der Hauswirtin, die Rasenecken abschneidend. Die Wege waren mit rundem Kies gestreut und so konnte ich meinen powerslide auch auf zwei Rädern unter Bremsen des Hinterrades ausführen.
N.: Wenn das einer heute in deinem Garten täte, oh weh!
E.: Ich war der »Saupreiß« in der Klasse und musste mich gegen mancherlei Angriffe der »Bazis« wehren. Aber bald kämpften wir mit gleichen Waffen, ich hatte auch einen Hirschfänger in der Seitentasche meiner bayerischen Lederhose, auf dessen Klinge wir immer mit den typischen Gesten anzeigten, wie weit der Spaß ging. Ich muss wohl auch bald ein Bayerisch gesprochen haben, was mich dann nicht mehr von den anderen unterschied, in der Gefolgschaft hatte ich August und wir zwei waren nicht mehr angreifbar.
N.: Wie immer tapfer mit dem Maul.
E.: Die Würm war ein klares Flüsschen, wenn auch flach, hier wurden die ersten grundlegenden physikalischen Versuche gemacht, V = Weg / Zeit, mit Holzstücken unter der Brücke hindurch.
N.: Viel mehr verstehst du heute auch nicht von der Physik.
E.: Dieser unverschämte Bube, warte, später zahle ich es ihm heim. Ein wertvolles Geschenk meines Onkels war ein Schuco-Auto, offen, weiß, mit Gangschaltung, auch ein Lotsenboot, schraubenlos, mit einem pulsierenden Rückstoß-Dampfantrieb, praktisch einem gepulsten Antrieb, ein flacher Kessel im Boot wurde mit einer Flamme erhitzt, der obere Teil des Deckels war eine Metallmembran, die durch den Dampf, aus angesaugtem, erhitztem Wasser erzeugt, angehoben und gedehnt wurde und die dann aufgrund ihrer Eigenelastizität in ihre Ausgangslage zurückfederte und den gepulsten Dampf durch zwei unter dem Wasser liegende Auspuffrohre ausstieß und so den Vortrieb bewerkstelligte. Ich habe dieses Prinzip bis heute noch nicht wieder gesehen.
An zwei Begebenheiten erinnere ich mich noch deutlich, denen ich entnehmen kann, dass ich nicht wusste, dass es zwei Religionsrichtungen gab. Ich blieb immer im katholischen Religionsunterricht sitzen und hörte mir an, was der Pater alles Schönes erzählte. Er malte einen Kelch an die Tafel, schwungvoll und in Farbe, Heilige, Brot und andere Dinge, um den Kindern das Erklärte auch bildlich nahezubringen. Ich nahm schon einige Zeit an diesem Unterricht teil, als ich plötzlich aus der Klasse gewiesen wurde, ich war Protestant. Ich nehme an, Kelch, Brot und anderes waren wohl unterschiedlich in den Konfessionen. Im Übrigen faszinierte mich nur die illustrierte Geschichte, den religiösen Hintergrund habe ich damals und auch später nicht begriffen.
N.: Typisch Atheist von klein auf.
E.: Das geht dich überhaupt nichts an, und übrigens, euer sogenannter Glaube ist auch keiner, Superquantler der Unsterblichkeit im Omegapunkt, vielleicht könnten dir die Gammas besser weiterhelfen mit ihrer Fähre (Sphäre) anstelle der sich selbst reproduzierenden Individuen, die mit 0,99-facher Lichtgeschwindigkeit den Kosmos erobern wollen. Tipler ist ein typischer Beweis dafür, welchen Unsinn man mit Formeln treiben kann.
Und wie hältst du es übrigens mit dem Gefühl in deiner Quantenwelt?
N.: Ganz einfach, kennt man seinen Ort (Ursache), so kann man seinen Weg nicht verfolgen, verfolgt man seinen Weg (die Entwicklung) ist es nicht zu orten. So nach Heisenberg, man kann es auch nach dem Tao auslegen, nennt man, fasst man, begreift man es, will man es denkend unterscheiden oder in ihm Unterschiede sehen, es wendet sich zurück ins Nichtsein. Es erblickend, sieht man nicht sein Gesicht, ihm nachfolgend, sieht man nicht seinen Rücken.
E.: Bravo! Du lebst immer unscharf und komplementär.
Ich geriet auch ins politische Fahrwasser, Herr Hitler war auf dem Höhepunkt seiner Beliebtheit, sein alter Kampfgenosse