Magische Verbindung. Egon Krause

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Magische Verbindung - Egon Krause

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stand oft vor der Tür und wir Buben waren begeistert, Herrn Schreck, der es pflegte, dabei, wenn auch nur symbolisch, zu helfen. Der »Führer« besuchte ihn öfters, als er einmal auf der Veranda stand, konnte ich ihn mit erhobenem Arm begrüßen, was er lächelnd erwiderte.

      N.: Ich hab es ja immer geahnt, wie leicht du zu verführen bist.

      E.: Einmal war ich auch mit meinem Onkel bei einer Flugschau, ich glaube, es war das Oberwiesenfeld, ich müsste nachsehen. Ernst Udet war da und Elly Beinhorn, die holpernde Curtis von Udet auf dem Rasen ist mir noch in Erinnerung, ich meine, vielleicht auch nur in meiner Fantasie, es könnte aber auch wirklich gewesen sein, ich bin zum ersten Mal mitgeflogen im Tiefdecker von Elly Beinhorn.

      N.: Da haben wir’s, bei dir vermischen sich Fantasie und Realität.

      E.: Als ich wieder nach Hause kam, muss ich ein so abscheuliches Bayerisch gesprochen haben, dass mich die Hessen nicht verstanden, aber auch das verlor sich.

      Mein Betragen war, wie ich aus meinen Zeugnissen sehe, immer gut. Grundschule in Gr.:

      Erstes Schuljahr Religion, Rechnen, Deutsch, Heimatkunde und Musik, 1934/35, alles ziemlich gut.

      Der Klassenlehrer ist mir noch gegenwärtig, mit einem vollen gutmütigen Gesicht, wie der junge Hindenburg, es war der mit den Nibelungen. Rektor H. trug eine Mähne gewellten, grauen Haares, er verfasste ein Heimatspiel, das zu jedem Heimatfest aufgeführt wurde. Es handelt von der berühmten Zeit der Glasbläser, »Die Waldgläsner«, ein Heimatspiel auf geschichtlicher Grundlage, in sechs Bildern von A. H.:

      »Jörje, Jörje, bist du’s wirklich, Kerl, alter Kerl, wo hat’s dich dann hin verschlagen, hab dich so manches Jahr nit gesehen, seit wir bei unserem Meister F. G. am H-Berg vorm Ofen gestanden.« Es handelt sich um meine Vorfahren, von der Beschränkung des Handwerks der mächtigen Glasbläserzunft, Gläsnergericht 1557.

      N.: Du tust grad so, als wenn es nur deine gewesen wären, so viel Gene wie du von ihnen hast, habe ich auch.

      E.: Wissenschaftlich gesehen ja.

      In der städtischen Mittelschule fielen meine Noten ab, alles befriedigend, bis auf Turnen gut, Religion, Deutsch, Englisch, mangelhaft, Geschichte, Erdkunde, Rechnen, Biologie, Zeichnen, Musik, Handschrift mangelhaft, 24.3.39.

      Mein Klassenlehrer, Herr B., ist der einzige Lehrer geblieben, der mich nicht mochte. Das kam so, er hatte damals eine chronische Pyodermie im Bereich seines Bartes, die ohne Erfolg therapiert worden war, ich muss wohl, mir nicht mehr erinnerlich, eine Bemerkung darüber gemacht haben, die er nie vergaß, ich kann ihn heute verstehen.

      N.: Du bist schon immer ein bisschen giftig gewesen, wie ich höre.

      E.: Der sportliche Direktor Herr H. fiel leider im Krieg. Weil ich auf die höhere Schule gehen wollte, hatte ich privaten Lateinunterricht, es war Herr Pfarrer S., der mir die Anfangsgründe beibrachte, es gab keine Noten.

      N.: Er muss voll Altruismus gewesen sein, so einem Ungläubigen etwas beibringen zu wollen.

      E.: Eine wilde Zeit, in der ich mit D. weit durch die Wälder streifte, die Tongruben nach Arbeitsschluss besuchte, die mächtigen, rasiermesserscharfen Beile der Tonhacker ausprobierte. Einmal traf das Ende des Beiles den prallen hellbraunen Oberschenkel meines Freundes, heraus sprang zu unserem Entsetzen ein großer Rubin, die Narbe zeigt er mir noch heute. Küchenmesser richteten wir so her, dass man damit werfen konnte, das hieß, ihre Klingen beiderseitig anzuschleifen, wozu eine handbetriebene Schleifscheibe gekauft wurde. Sie steckten gezielt in den Baumstämmen. Unsere Mutprobe bestand darin, sich auf die schmalen Träger der hohen Seilbahnmasten zu stellen und uns zuzuwinken.

      N.: Ist das wahr, bei deiner Angst vor einem Abgrund, du hast doch Angst, von einem Hochhaus oder einer Klippe herunterzuschauen.

      E.: Im Winter konnten wir Schlittschuh laufen, wenn nicht auf den hart gefrorenen Bürgersteigen, so dann auf den kleinen Seen der Tagebauten. Karl May war unser beliebtester Schriftsteller, von dem D. und seine Brüder fast alle Bände besaßen.

      N.: Da warst du sicher Old Shatterhand in deiner Einbildung.

      E.: Der lässt wirklich kein gutes Haar an mir.

      Zur Abwechslung ein Portrait meines Großvaters, geboren im September 1864, er hat mir nicht viel aus seinem Leben erzählt, ich bin auf andere Quellen angewiesen, die folgende mag ihn charakterisieren:

      Mein Großvater und die beleidigte Stadtverwaltung.

      Er war eine stadtbekannte Persönlichkeit, er entstammte einer alten Gläsner- und Töpfersippe, die schon seit dem 17. Jahrhundert den Beinamen Humme führte. Er war von gedrungener Figur, ein Paar helle kluge Augen im Kopf, ein sparsames, oft listiges Lächeln spielte um den herben Mund. Er erlernte bei seinem Vater das Bäckerhandwerk, schon sein Großvater war Bäcker gewesen. Vom 9. August 1893 datiert ein Beschlussprotokoll des Stadtrats folgenden Inhalts:

      Betrifft: Antrag des Bäckermeisters zu G. auf Erteilung des Ortsbügerrechts daselbst betreffend.

      Beschluss: Der Bäckermeister F. G., da hier geboren am 4. September 1864, wird hierdurch zum Ortsbürger hiesiger Stadt aufgenommen, wofür derselbe 1,50 Mark Bürgergeld, 3 Mark für einen Feuerlöscheimer und 75 Pfennig für einen veredelten Obststamm zur hiesigen Stadtkasse einzuzahlen hat.

      Rüppel.

      F. G. war nun ein wohlbestallter Ortsbürger seiner Heimatstadt. Bei seiner leichten Auffassungsgabe und dem schnellen Erfassen der wesentlichen Dinge war er ein wertvoller und anerkannter Mitstreiter bei der Beratung gemeinsamer Anliegen. Daneben ging aber auch sein Temperament mit ihm durch, wenn seine Vorschläge nicht den erhofften Beifall fanden und der harte Hummenschädel nicht nachzugeben und einzusehen imstande war. Er hat es zu einem wohlhabenden Bürger gebracht. Es genügt demnach nicht, dass man nur Handwerker zu sein braucht, um Vermögen zu erwerben, es gehört auch eine gewisse Intelligenz und ein Geschick dazu, mit dem Erarbeiteten nach kaufmännischen Grundsätzen umzugehen und den Erwerb zu verwalten.

      Ich füge hinzu, er hatte auch manchen Fehlschlag zu verzeichnen und machte zuweilen Minus, wenn er, wie meine Großmutter zu sagen pflegte, den » Bankier« spielte. Ich erinnere mich, dass ich einmal mit meiner Mutter, die er immer ausschickte, das Geld einzutreiben, in Magdeburg war, um Geld abzuschöpfen, wie es so schön heißt, der Gläubiger hatte ein Café und eine Konditorei inmitten der Stadt, alles lief auf den Namen seiner Frau, wir haben nur ein Kaffeekännchen aus Porzellan mitgenommen, sozusagen als Andenken.

      Der in Jahrhunderten in der Sippe genährte und streng bewahrte Handwerkerstolz war ihm bis ins hohe Alter geblieben und nur so ist es zu verstehen, dass er dem inzwischen mächtig gewordenen Polizei- und Verwaltungsapparat seinen traditionsbewussten Berufsstolz entgegensetzte. Er hatte ein Gesuch an den Stadtrat um das Ausschankrecht von Wein und Bier eingebracht. Der Stadtrat hatte aber dem nicht entsprochen. Das hat den standesbewussten Bäckermeister schwer gefuchst. Gerade hatte er erst vierzig Mark Steuern an die Stadtverwaltung gezahlt, für das Jahr 1903 eine schöne Summe. Da kam ihm ein Einfall. Flugs fertigte er zwei Pappen, die auf beiden Seiten des Geschäftsschilds angebracht wurden (das Schild bestand aus einer schwarzen Tafel, die durch einen Schlitz vom Hausflur aus nach draußen geschoben werden konnte, über einen Meter lang, sie wurde mit Kreide beschriftet und enthielt allerlei Bekanntmachungen, die Bäckerei und Konditorei betreffend und folgende Ankündigung trugen: Bitte umseitig lesen, einer sage es dem anderen. Auf der anderen Seite: Hier kann man vorläufig noch kein Bier und keinen Wein trinken, aber guten Kaffee, Tee und Schokolade. Das hatte nun wirklich einer dem anderen gesagt und wie ein Lauffeuer ging dieser Ulk von

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