Atlan 177: Apokalypse für Glaathan. Dirk Hess
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Читать онлайн книгу Atlan 177: Apokalypse für Glaathan - Dirk Hess страница 4
Magantilliken verfolgte seine varganischen Rassegenossen in diesem Universum. Ein Erinnerungsfragment fügte sich ans andere. Seltsam, wie anregend die Anwesenheit des Doppelgängers auf ihn wirkte. Es war, als würden sich zwei Puzzlesteinchen aneinanderfügen.
Das machte den varganischen Henker unsicher. Was würde geschehen, wenn er seinen Doppelgänger wirklich tötete?
Sie passierten eine seewärts geschwungene Halbinsel. Das dichte Blattwerk bildete ein Dach, das keinerlei Ausblicke in den Hintergrund zuließ. So war Magantilliken denn auch überrascht, als er mit seinem Gefangenen plötzlich wieder am Rand der Wüste stand. Die weißen Sanddünen stachen ihm grell in die Augen. Irgendwo in der Nähe musste er vorhin gelegen haben. Von einem Transmitter war keine Spur zu entdecken.
»Wo steht der Transmitter?«
Der andere zuckte mit den Schultern.
»Du kannst es ja mal in der Wüste versuchen.«
»Damit du bei der erstbesten Gelegenheit davonläufst! Nein, so haben wir nicht gewettet. Ich bin nicht lebensmüde.«
Magantilliken kniff die Augen zusammen. Wenn sie hier keinen Transmitter fanden, wurde das Gerät höchstwahrscheinlich durch einen Funkimpuls aktiviert. Er konnte sich nicht daran erinnern, nach seinem Erwachen transmitterähnliche Geräte gesehen zu haben.
»Weiter!« Magantilliken drückte seinem Doppelgänger die Mündung des Stabstrahlers in die Seite.
»Und wo soll's hingehen, Bruder?«
Magantilliken antwortete nicht. Er dachte verzweifelt darüber nach, wie er seinen Doppelgänger beseitigen konnte, ohne dass er selbst dabei zu Schaden kam. Er beschloss, mit ihm zusammen durch den Transmitter zu gehen. Dazu musste er aber erst einmal den Zugang zu den Schaltsystemen finden.
Der varganische Henker war so sehr mit seinen Gedanken beschäftigt, dass er den Fluchtversuch seines Gefangenen zu spät bemerkte.
Eine Sandfontäne wirbelte hoch und blendete ihn sekundenlang.
Sein Doppelgänger rollte sich blitzschnell die Düne hinunter. Während Magantilliken sich den Sand aus den Augenlidern wischte, war der andere verschwunden. Der Henker sah sich zornig um. Sein Strahler war schussbereit.
Im gleichen Augenblick ertönte ein Summen. Es wurde rasch lauter und schien irgendwo hinter den Sanddünen zu stehen.
Magantilliken kroch nach rechts, bückte sich und ließ sich von den abwärts rutschenden Sandmassen in eine Kuhle tragen. Dabei hielt er seinen Strahler fest umklammert.
Jetzt schälte sich aus dem Nichts heraus eine grell leuchtende Energiekugel. Sie veränderte mehrmals ihre Position und senkte sich schließlich langsam auf die Sanddünen herab.
Das Summen hatte noch an Intensität gewonnen.
Der Kerl hat den Transmitter aktiviert. Er will ohne mich verschwinden, dachte Magantilliken bei sich. Wenn ich ihn jetzt nicht ausschalte, kann ich hier verrotten.
Der Doppelgänger des varganischen Henkers wurde von der Leuchtaura des Situationstransmitters erfasst. Nur noch wenige Sekunden, und das Transportfeld würde ihn entstofflichen.
Magantilliken wusste, dass sein Gegner keine Waffe mehr hatte. Den Transmitter hatte er, wie vermutet, durch einen Funkimpuls seines Armbandgeräts aktiviert. Die technischen Instrumente waren während der Panne ebenfalls dupliziert worden.
Magantilliken hetzte keuchend über die Dünen. Die energetischen Entladungen des Transportfelds verursachten ein prickelndes Kribbeln auf seiner Haut. Der andere wollte sein Funkgerät erneut aktivieren, aber da war Magantilliken auch schon heran. Er wich einem Fußtritt aus, packte seinen Gegner am Handgelenk und hielt sich fest.
Jetzt kam die Entstofflichung. Alles um ihn herum verschwand in einem diffusen Nebel. Von irgendwoher kam ein gellender Schrei. Es war der Schrei Magantillikens gewesen.
Aber wer hatte geschrien? Der Doppelgänger oder sein Original? Waren nicht beide völlig identisch miteinander?
Als sich der Transmitter abschaltete, lag der varganische Henker auf einer sechseckigen Bodenfläche, die von mehreren Lichtquellen angestrahlt wurde. Der Hintergrund schimmerte düster violett. Das Arbeitsgeräusch schwerer Aggregate erfüllte den Raum, aber es war nirgendwo eine Maschine zu sehen.
Der Doppelgänger war verschwunden. Magantilliken war wieder eine Person. Der Transmitter hatte den Fehler einer Materieduplizierung automatisch korrigiert.
Der varganische Henker konnte seinem makabren Handwerk weiter nachgehen. Er würde in wenigen Augenblicken aus der tiefen Bewusstlosigkeit erwachen.
2.
Das goldene Raumschiff der Varganin zog seine Bahn durch den Sternenraum. Ischtar war nicht mehr allein. Sie hatte Freunde gewonnen, die im Ernstfall sogar ihr Leben für sie aufs Spiel setzen würden.
Das Doppelpyramidenschiff durchquerte seit langer Zeit den Kosmos. Seine Besitzerin verfügte über das Erbe der Varganen. Sie war unsterblich – und einsam. Daran änderte sich auch nicht viel, nachdem sie Atlan und Ra kennengelernt hatte. Ihr Verhältnis stand unter einer ständigen Spannung. Jeder beanspruchte die Goldene Göttin für sich. Trotzdem waren sie zu einer Notgemeinschaft zusammengeschweißt worden, denn Magantilliken, der varganische Henker, wollte Ischtar hinrichten!
Die Lichter in der Zentrale des varganischen Schiffes glühten geheimnisvoll. Atlan wusste noch immer nichts mit dem komplizierten Steuersystem anzufangen, das von einer Person allein bedient werden konnte.
Sie saßen in bequemen Kontursesseln, die sich jeder Körperform automatisch anpassten. Versteckte Lautsprecher berieselten die Anwesenden mit einer varganischen Komposition.
Atlan spürte die Sehnsucht nach der Unendlichkeit. Atlan fühlte den Hauch der Einsamkeit, den Ischtar verströmte. Das war ein rein subjektives Gefühl. Aber er genoss es, in Ischtars Nähe zu sein. Diese faszinierende Frau hatte mehr Planetensysteme gesehen, als er sich in seinen kühnsten Träumen vorstellen konnte. Sie war womöglich schon in anderen Galaxien gewesen, hatte fremde Sternenreiche besucht und war von einem Ende des Universums zum anderen gereist. Was waren die kümmerlichen Transitionsschiffe arkonidischer Bauart schon dagegen?
»Auf Kraumon bist du sicher, Ischtar! Mein Stützpunkt wird dich vor den Nachstellungen Magantillikens schützen.«
Sie sah ihn aus ihren funkelnden Augen nachdenklich an. Atlan glaubte, so etwas wie Resignation in ihnen erkennen zu können. Der Zweikampf zwischen ihr und Magantilliken musste sie in tiefe Mutlosigkeit gestürzt haben. Sie hatte den Henker zwar besiegt, aber wie groß war ihr Vorsprung überhaupt?
»Magantilliken lässt niemals locker. Er macht Jagd auf alle Varganen, die sich noch außerhalb der Eisigen Sphäre aufhalten. Früher oder später stehe ich ihm wieder gegenüber.«
Atlan richtete sich auf. Er blickte kurz auf seinen Armbandchronographen.
»In zwei Stunden landen wir auf Kraumon. Du wirst sehen, mein Stützpunkt kann auch diesem Henker trotzen.«
Ischtar lächelte milde.
»Was weißt du denn schon von den Möglichkeiten