Perry Rhodan 3066: Drangwäsche. Michael Marcus Thurner
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan 3066: Drangwäsche - Michael Marcus Thurner страница 6
Ein Holo entstand zwischen Dou und Tolot. Es zeigte die nähere Umgebung entlang ihrer Flugroute. Der Reisevektor wies in Richtung Milchstraße, die noch viel zu weit weg war, um mehr als ein winziger weißer Fleck in der Darstellung zu sein, einer von vielen Tausend.
Das Holo saugte Dou in sich auf. Er glitt tiefer in die Darstellung, die Größenverhältnisse änderten sich. Eine Balkenspiralgalaxis geriet in den Fokus. Ihr Kern leuchtete rot, er wurde von älteren Sternen dominiert. Die Spiralarme hingegen zeigten nebelartige Bänder und Schlieren, die sich nach einem weiteren Vergrößerungssprung als unzählige blaue Gestirne entpuppten.
»Wir kennen die spezifischen galaktopolitischen Verhältnisse in NGC 1169 nicht«, warnte Dou, nachdem er sich aus den Bildern gelöst hatte. »Ein vierzehntägiger Aufenthalt birgt eine Menge Risiken. Vor allem, falls wir uns tiefer ins Innere der Sterneninsel wagen sollten.«
»Wir bleiben im Halo, möglichst weit außerhalb der Kernregion«, empfahl Tolot. Und, an ANANSI gerichtet: »Wenn Holonder mit dieser Lösung einverstanden ist, bin ich es auch. Ich werde mir ein Beiboot nehmen und eine Welt suchen, auf der ich mich dem Vurhatu widmen kann.«
»Wir werden eine Welt suchen«, verbesserte ihn Onker Dou. »Ich habe den Auftrag, dich auf Schritt und Tritt zu begleiten.«
Tolot blickte ihn aus seinen drei tiefroten Augen an. Viel zu lange und wiederum mit einer Ruhe, die Dou zutiefst beunruhigte.
»Selbstverständlich«, sagte der Haluter schließlich. »Du bist dir des Risikos bewusst? Selbstbeherrschung fällt mir in meinem Zustand schwer.«
»Ich werde mich bestmöglich vorbereiten«, sagte Dou mit fester Stimme.
Er würde ein Fluchtschiff benötigen. Eine kleine Einheit, mit deren Hilfe er so rasch wie möglich so viel Distanz wie möglich zwischen sich und einen randalierenden Icho Tolot bringen konnte.
Der Haluter wandte sich wieder dem Holo zu. »Ich sehe zumindest eine Protogalaxis und zwei Kleingalaxien, die deutlich näher als NGC 1169 liegen«, sagte er und deutete auf drei kleinere Leuchtflecken. »Sie wären schnell zu erreichen.«
»Ich weiß«, sagte ANANSI.
»Aber?«
Die Semitronik zögerte, wie Dou überrascht feststellte.
»Ich hatte unmittelbar vor der Neu-Werdung der VECU eine ganz besondere Unterhaltung«, sagte sie schließlich. »Mit Bru Shaupaard.«
Dou spürte mit einem Mal einen Juckreiz im Nacken. Bru Shaupaard, Cairaner und treuer Vasall der VECU, hatte ein teilweise undurchschaubares Spiel mit ihnen getrieben. Er hatte die RAS TSCHUBAI gefährdet, indem er Splitter der Superintelligenz ins Innere des Schiffs geschmuggelt hatte. Einer der Splitterträger war Icho Tolot gewesen.
»Red weiter!«, forderte der Haluter die Semitronik auf.
»Bru Shaupaard war dankbar für unsere Unterstützung und hinterließ uns ein letztes Geschenk. Genauer gesagt: mir.«
»Und du hast uns über diese Unterhaltung nicht informiert?«, fragte Dou, dessen Juckreiz sich verstärkte.
»Shaupaards Hinweise waren sehr vage gehalten.«
»Das ist kein Grund, sie uns zu verheimlichen.«
»Ich hatte vor, in den nächsten Tagen mit der Schiffsführung darüber zu sprechen. Es geht nämlich um NGC 1169.«
»Ein wenig präziser, bitte!«, verlangte Tolot.
»Bru Shaupaard meinte, dass diese Galaxis einmal die Aufmerksamkeit der Cairaner auf sich gezogen habe. Sie wäre eine der Galaxien, die seine Leute in Betracht gezogen hätten. Mehr war er leider nicht bereit zu sagen.«
»Das ist alles?«, hakte Dou nach.
»Er gab mir ein Koordinatennetz, das den Außenbereich eines der Spiralarme umfasst. Jenes Arms namens Paliaga, der in Richtung Milchstraße weist.«
Diese vage räumliche Angabe war ausschließlich für ihn zur Orientierung gedacht. Tolot hätte Daten, die ANANSI zur Verfügung standen, mithilfe seines Planhirns umsetzen und bestimmen können.
»Und du hast keine Ahnung, was Shaupaard mit diesem ominösen in Betracht gezogen meinte?«
»Er weigerte sich, mir mehr zu verraten.«
»Ein schönes Geschenk.« Dou unterdrückte einen bitterbösen epsalischen Fluch.
»Möglicherweise ein Danaergeschenk«, sagte Icho Tolot.
»Wie bitte?« Dou war irritiert.
»Ein Geschenk, das sich als unheilvoll herausstellt. Eine Falle. Und dennoch ... wir sollten dieser Spur nachgehen.«
»Weil?«
»Alles, was uns weiterhilft, die Cairaner besser zu verstehen, dient dazu, die Lage in der Milchstraße zu unseren Gunsten zu verbessern. Wir dürfen eine derartige Chance nicht auslassen.«
»Aus Sicht der Internen Bordsicherheit sollten wir das sehr wohl. Fürs Protokoll, ANANSI: Ich gebe zu bedenken, dass Expeditionsleiter Icho Tolot derzeit in seiner Entscheidungsfähigkeit eingeschränkt ist. Die beginnende Drangwäsche verleitet ihn dazu, höhere Risiken einzugehen.«
»ANANSI kann die Risiken gerne bewerten«, sagte Tolot ruhig. »Sie wird zum selben Schluss wie ich kommen. Das Verhalten der Cairaner in der Milchstraße ist für uns nach wie vor rätselhaft. Also sollten wir dieser Spur folgen.«
Onker Dou blieb ruhig. Er zeigte Gefahren auf, er plädierte für Vorsicht. Das war seine Aufgabe. Wenn Tolot, ANANSI und Holonder eine Entscheidung gegen seine Vorschläge trafen, würde er es hinnehmen. Wie immer.
Es machte seine Aufgabe als Icho Tolots Aufpasser allerdings nicht leichter.
5.
Vermehrte Anzeichen
Icho Tolot bewunderte die Hartnäckigkeit Onker Dous – und verachtete sie gleichermaßen. Der Epsaler, dessen Gehabe und gedrungenes Aussehen an eine terranische Bulldogge denken ließ, wich kaum einmal von seiner Seite. Dou beobachtete, er schätzte ab, machte Anmerkungen zu Tolots Verhalten. Er verwendete dabei seinen militärisch geformten Verstand, der ihn als Absolvent einer der berühmt-berüchtigten epsalischen Militärakademien auszeichnete.
Unter anderen Voraussetzungen wäre Icho Tolot von Dous Hartnäckigkeit angetan gewesen. Nun aber, da sich die Drangwäsche immer deutlicher ihren Weg bahnen wollte, fühlte er Abneigung. die sich zusehends verstärkte und nur allzu bald in Wut übergehen würde.
Tolot hieb auf den terkonitverstärkten Schlagklumpen ein. Da und dort zeigten sich Beulen in der zuvor glatten Oberfläche. Auch lange Kratzspuren, die er mit seinen Krallen gezogen hatte. Metallspäne bedeckten den Boden der Trainingshalle, die für ihn freigeräumt worden war.
Onker Dou stand