Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband). Uwe Anton
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Vor und zurück. Und wieder vor und zurück.
Bi stellte sich nun alle vier Personen, sich selbst und die drei anderen, in einem Kreis um sich herum vor und versuchte, für alle in gleicher Weise metta zu entwickeln, so dass er für keine weniger liebende Güte, Wohlwollen und Freundlichkeit empfand als für eine andere. Und er erlaubte der metta, sich immer mehr und in alle Richtungen auszudehnen, bis sie die gesamte Welt umfasste: die kleinen Tiere auf seiner Haut und in seiner Bettwäsche, die Terraner und Epsaler und Arkoniden und all die anderen Lebewesen sonst, welche die JOURNEE mit ihm teilten, große und kleine, gute und weniger gute, sämtliche Wesen in sämtlichen Raumschiffen, die gerade den Hyperraum durcheilten, sämtliche Wesen in sämtlichen Galaxien dieses Universums.
Mögen alle Wesen glücklich sein!
Und die Uhr tickte und tickte, mit einem altmodischen, anachronistischen Zeiger, und der Zeiger sprang in einem asynchronen Rhythmus immer wieder vor und zurück ...
Bi atmete tief aus, öffnete die Augen und erhob sich aus dem Lotussitz.
Normalerweise saß er auf einem Stuhl vor dem Schrein. Meditierende mussten auf ihre Kniegelenke achten, aufpassen, dass sie keine Krampfadern bekamen, und mit fast sechzig Jahren spürte Bi Natham Sariocc die ersten Folgen seiner langjährigen Meditationspraxis bereits, obwohl er nebenbei noch Yoga betrieb.
Aber heute hatte er sich besonders viel abverlangen wollen. Er hatte bereits vor Beginn der Meditation geahnt, ja befürchtet, dass es ihm schwer fallen würde, sich zu konzentrieren.
Bei der fünften Phase hatte er völlig versagt. Es lag an der Uhr.
An der Uhr, die vor seinem inneren Augen unentwegt tickte, deren altmodischer Zeiger immer wieder vor und zurück sprang.
Lag es wirklich an der Uhr? War sie nicht nur ein Bild für etwas, das er noch nicht entschlüsselt hatte? Das in seinem Unterbewusstsein darauf wartete, endlich freigelegt und vom Licht der Erkenntnis erhellt zu werden?
Und wieso sah er sie ständig vor seinem geistigen Auge?
Aber es half alles nichts, er hatte metta nicht entwickeln können, jenes starke Gefühl der Zuneigung oder Liebe, wie man es für einen sehr guten Freund empfand. Doch der Bewusstseinszustand, den er durch die Meditation erreichen wollte, ging weit darüber hinaus und beschränkte sich nicht nur auf einen oder wenige Menschen, sondern schloss alle Menschen, ja sogar alle Lebewesen in einem machtvollen Gefühl umfassender, starker Freundlichkeit und Liebe ein.
Bi Natham Sariocc war praktizierender Buddhist. In jungen Jahren hatte er einmal über eine Ordination nachgedacht, sich sogar danach erkundigt, doch dann war er auf der weltlichen Seite geblieben.
Sariocc lächelte leicht. Praktizierender Buddhist. Damit drückte er aus, dass der Buddhismus nicht nur der religiöse Glaube war, in den er hineingeboren war, sondern er versuchte, Dharma zu befolgen, die Lehren des Buddha, das Leben eines Menschen zu führen, der sich von diesen Lehren angesprochen fühlte.
Der Sinn meines Lebens, dachte Bi. Die Überwindung des Leidens und damit auch der Wiedergeburt – die er allerdings keineswegs für tröstlich hielt – durch die fortwährende Entwicklung von Achtsamkeit und Mitgefühl, also durch die Übung von Meditation, Reflexion und rechtem Handeln.
Er wollte liebende Güte, Wohlwollen und Freundlichkeit für seine gesamte Umwelt, doch er war Realist genug, um zu wissen, dass sein Wille allein nicht genügte, einen idealen Zustand zu erreichen.
Der Weg war das Ziel.
Und er hatte den Eindruck, dass der Weg genau in diesem Augenblick unterbrochen worden war. Von einer fremden Macht, von einem Naturphänomen, von etwas, das er nicht einmal ansatzweise verstand, aber das ihn zur Seite drängte, als sei sein Wille, sein Bemühen, seine Ernsthaftigkeit nicht mehr als ein Blatt, das der Sturm vom Baum gerissen hatte und nun ziellos hin und her wirbelte.
Er war ziellos. Er hatte jeden Richtungssinn, jedes Orientierungsvermögen, jedes Ruhen in sich verloren.
Dieser Zustand war nicht normal.
Bi blickte in den Spiegel, der an der Wand gegenüber der hing, vor der er den Schrein errichtet hatte.
Das Bild, das er sah, betrübte ihn.
Seine Augen kamen ihm verschleiert vor. Sehr ungewöhnlich für einen Buddhisten. Die Anhänger dieser Religion hatten ausnahmslos, von einer schlechten Tagesform einmal abgesehen, sehr klare, strahlende Augen.
Ich habe es noch nicht überwunden, dachte er. Das, was mir den Blick trübt, trage ich noch mit mir herum.
Er schloss die verschleierten Augen. Sofort sah er wieder die Uhr.
Ihr altmodischer Zeiger sprang vor und zurück, vor und zurück.
Er öffnete die Augen wieder.
Die Uhr ließ ihn nicht los. Sie verhinderte, dass er sich konzentrieren, meditieren konnte. Es war sinnlos, es zu verleugnen.
Seine Wahrnehmung hatte sich verändert. Vielleicht versuchte sein Unterbewusstsein, ihm mit diesem Bild etwas zu verraten, ihn auf eine Spur zu bringen. Vielleicht war es aber auch etwas ganz anderes.
Wie dem auch sein mochte – hier in seiner Kabine würde er keine Ruhe und Ausgeglichenheit finden, die er dringend brauchte, um die selbstgestellte Aufgabe lösen zu können. Die Befreiung des Herzens musste noch etwas warten, wie so oft.
Oder fast immer.
In diesem Augenblick gellte das Jaulen der Alarmsirene durch das Schiff.
Für Norman gestaltete es sich äußerst schwierig, Benjameen und Tess in die Hauptzentrale zu folgen. Nicht nur seine kurzen Beine, sondern auch der hin und her pendelnde Rüssel waren ihm mehr als einmal hinderlich.
Normalerweise war er sehr geschickt mit seinem Rüssel, aber das Geräusch des Alarms hatte ihn aus seinen Träumen gerissen. Schlaftrunken war er gegen Benjameen gestoßen, der deshalb fast gestürzt wäre.
Der kleine Klonelefant fand sich plötzlich im Getümmel etlicher Beine wieder, was ihm nicht gerade half, sich zu orientieren.
Er vermisste die vertraute Umgebung des Quartiers, das er sich mit Benjameen und Tess teilte. Norman hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, in seinem Körbchen still vor sich hin zu dösen, während die beiden Dosenöffner auf ihrem Bett lagen. Allzu oft hatte man ihn nämlich des Raumes verwiesen und in diese kalte Hygienezelle gesperrt, wenn er sich allzu hartnäckig mit schrägen Trompetenstößen bemerkbar machte. Tess gab ihm dann zwar immer einen Leckerbissen zum Trost, aber er lag lieber auf seinem flauschigen Kissen als in einer Dusche.
Die technische Welt der Zweibeiner war ihm sowieso nicht geheuer. Zwischen all den merkwürdigen Gerüchen versuchte er, den vertrauten Duft von Benjameen oder Tess auszumachen.
Niemand achtete auf ihn, wie er vergeblich seinen Rüssel vor Stößen und Remplern zu schützen suchte. In dem Gang war es zu eng, und die Hektik war groß. Der Alarm hatte das eintönige Bordleben auf Trab gebracht.
Diese Betriebsamkeit war ihm unheimlich. Keiner, der sich zu ihm hinabbeugte und ihn