Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband). Uwe Anton
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Diesmal hatte er außergewöhnliches Glück. Er wusste, er musste nur auf andere Zweibeiner als Tess und Benjameen treffen, und die meisten steckten ihm etwas zu. Nur dieser Rhodan nicht, der ihn immer aus der Zentrale schicken wollte. Alle anderen sahen das wohl nicht so eng mit seinem angeblichen Gewichtsproblem.
Jedenfalls liefen ihm, kurz bevor er sein Quartier erreicht hatte, drei weitere Besatzungsmitglieder über den Weg.
Sie schienen sich wirklich zu freuen, ihn zu sehen. Sie lachten viel und streichelten ihn. Norman hatte den Eindruck, dass seine Anwesenheit ihre Anspannung etwas löste.
Und alle hatten Kekse für ihn.
Aber richtig schön wurde der Tag erst, als Tess in die Kabine zurückkehrte, um nach ihm zu sehen, und er von ihr noch eine weitere Belohnung bekam.
Weil er so brav gewesen war und sie ihn so lange allein gelassen hatten.
Das war doppeltes Glück. Und da sage noch jemand, der Himmel eines indischen Klonelefanten läge in seiner Kabine!
Bi Natham Sariocc sah dem sich trollenden Norman hinterher. Man erzählte sich wahre Wunderdinge über diesen Elefanten. Welche exotischen Welten er schon betreten, wie er Benjameen und Tess und sogar Perry Rhodan schon auf gefährlichen Missionen gerettet hatte ... Sicherlich war einiges davon stark übertrieben, doch selbst, wenn nur ein Körnchen Wahrheit daran war, konnte Bi verstehen, wieso das stets schwarz gekleidete Pärchen den Klonelefanten auch auf diese Mission mitgenommen hatte.
Er machte sich auf den Weg zu den wissenschaftlichen Abteilungen der JOURNEE. Der Spürkreuzer hatte einen Durchmesser von 100 Metern. Im Vergleich zu einem Schiff der ENTDECKER-Klasse mit 1800 Metern Durchmesser, etwa der LEIF ERIKSSON, ihrem Mutterschiff, mutete dies klein, wenn nicht sogar schon winzig an, aber der Eindruck täuschte.
Die JOURNEE verfügte über 21 Decks, die von Antigravschächten verbunden wurden. Hier auf Deck 13, dem Kommandodeck, waren es insgesamt elf.
Außer der Zentrale, der Messe und der Cafeteria, die gleichzeitig als Konferenzraum benutzt wurde, beherbergte dieses Deck noch 30 Kabinen. In 24 davon waren die drei Schichten der Zentrale-Crew untergebracht, sechs dienten zur freien Belegung durch wichtige Gäste. In Kabine 25 waren zum Beispiel Tess, Benjameen und Norman untergebracht. Kabine 30 konnte nach besonderer Herrichtung auch von nicht Sauerstoff atmenden Fremdlebewesen benutzt werden. Acht Radial- beziehungsweise Speichengänge sowie drei Ringgänge, ein innerer, ein mittlerer und ein äußerer, ermöglichten es, von jeder Kabine aus die Zentrale, aber auch die Messe und den Konferenzraum schnell zu erreichen.
Als leitender Hyperphysiker der JOURNEE war er in Kabine vier untergebracht, direkt am inneren Ringgang neben einer der vier Schleusen, die in die Zentrale führten. Auch wenn Tess Qumisha die wissenschaftliche Leitung der Mission übernommen hatte, hatte er sein Quartier natürlich nicht verlassen müssen.
Bi ging zum nächsten Antigravschacht und betrat ihn. Sein Körper schien plötzlich schwerelos zu werden. Er schwebte nach oben und verließ den Schacht auf Deck 15.
Auch hier gab es elf Antigravschächte. Über zehn konnte man die Decks 12 und 14 erreichen, einer führte direkt zu Deck 17, in dem der Permanentzapfer untergebracht war, der die JOURNEE mit Energie versorgte. Neben 48 Kabinen von jeweils 32 bis 78 Quadratmetern Fläche befanden sich in der Mitte des Decks die Aggregate des Transmitters von Deck 14. Auch dieses Deck verfügte über drei Ringgänge.
Als Bi die wissenschaftliche Abteilung betrat, musste er erneut an Corin Dazom denken, den Epsaler, der im Forschungszentrum Merkur-Alpha ums Leben gekommen war. Als Buddhist glaubte er an die Wiedergeburt, aber es war natürlich Unsinn, einen kleinen Elefanten als Reinkarnation seines alten Freundes zu sehen. Zumal es sich um ein geklontes Wesen handelte.
Die wissenschaftliche Abteilung verlief auf Deck 15 der JOURNEE ringförmig entlang der Außenhaut des Schiffes und vereinnahmte ein Viertel der Gesamtfläche der ganz außen liegenden Räumlichkeiten; in den restlichen drei Vierteln von etwa 1875 Quadratmetern Fläche war die Medostation untergebracht.
Außer ihm war niemand hier; die JOURNEE kämpfte in diesem Augenblick förmlich um jede Lichtsekunde im Hyperraum, und alle Besatzungsmitglieder waren mittlerweile auf ihren Stationen. Es kam ihm so still wie in einem Grab vor. Die einzige Ausnahme war das stete, dumpfe Brummen der Antriebsmaschinen des Schiffes, das er sonst bewusst so gut wie niemals wahrnahm; für ihn ein Anzeichen, dass der Flug des Spürkreuzers alles andere als normal verlief.
Aber darum kümmerten sich andere. Jeder auf seinem Platz, dachte er. Und der seine war eindeutig hier.
Er betrat einen Arbeitsraum, den eigentlich nur er benutzte. Die Hyperphysik war noch immer eine Wissenschaft, die mehr Fragen aufwarf, als sie beantworten konnte, und Kollegen anderer Fachrichtungen schienen ihn zu meiden, kaum Wert auf eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zu legen.
»Syntron«, sagte er, »bereite zwei Versuchsanordnungen vor. Erstens: Nimm eine Strangeness-Bestimmung der Umgebung vor. Suche nach den geringsten Abweichungen. Gleichzeitig baust du Simulationen auf. Ich möchte herausfinden, ob es möglich ist, dass die Strangeness sich lokal verändern kann.«
»Lokal in einem Universum?«, hakte die Laborsyntronik nach. »Strangeness ist der Wert, der Paralleluniversen durch individuelle Zuordnung eindeutig unterscheid- und theoretisch ansteuerbar macht. Jedes Paralleluniversum wird als Ereignis mit eigenem Strangeness-Wert angesehen. Da dieser innerhalb eines bestimmten Universums konstant ist, spricht man auch von einer Strangeness-Konstante. Ein absoluter Wert der Strangeness lässt sich nicht definieren, nur Strangeness-Unterschiede können messtechnisch bestimmt werden. Wenn dem Standarduniversum der Wert null zugeordnet ist, sind Paralleluniversen von ihm um so weiter entfernt, je mehr ihr Strangeness-Wert von null verschieden ist. Solch eine lokale Veränderung ist eigentlich nur im Zusammenhang mit extrauniversellen Eingriffen denkbar.«
Bi Natham Sariocc seufzte. »Strangeness-Veränderungen können nur durch die Messung universeller Konstanten nachgewiesen werden, etwa der Lichtgeschwindigkeit oder des Planckschen Wirkungsquantums. Überprüfe sämtliche Konstanten, die zur Bestimmung der Strangeness herangezogen werden, und simuliere gleichzeitig Möglichkeiten, wie diese Konstanten durch Eingriffe von außen manipuliert werden könnten. Beziehe dich nicht auf bereits bekannte Möglichkeiten.«
Der Syntron zögerte nur fast unmerklich, doch Bi nahm das winzige Zaudern trotzdem wahr. Wollte die Rechnereinheit damit etwa einen Protest gegen seine augenscheinlich sinnlose Anordnung ausdrücken?
Er verwarf den Gedanken wieder.
Die JOURNEE war aus dem Hyperraumflug geworfen worden und kämpfte nun gegen eine Barriere an, die ihr weiteres Vordringen verhindern wollte. Ein theoretischer Background über solch einen Fall war so gut wie nicht vorhanden, doch es war durchaus möglich, dass der Aspekt eines Paralleluniversums in die Betrachtung des Phänomens hineinspielte.
Trotzdem war ihm klar, dass ihn praktisch jedes andere Besatzungsmitglied wegen dieser Anweisung unverzüglich für verrückt erklärt hätte. Und er hätte jederzeit zugegeben, selbst nicht zu wissen, was genau er hier tat.
Hätte ihn jemand gefragt; doch er war allein in der Wissenschaftlichen Station.
Das tiefe Brummen der Triebwerke schien sich in Vibrationen zu verwandeln, die das gesamte Schiff leicht schwingen ließen.
»Die zweite Versuchsanordnung«, fuhr er fort. »Wie könnte man den ultrahochfrequenten Bereich von Hyper-Psi von 4,329 mal 10 hoch 15