Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband). Andreas Brandhorst
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband) - Andreas Brandhorst страница 44
Der Erste Terraner ließ sich nicht irritieren. Er war der Gute. Er würde ruhig bleiben, ganz gleich, welche Provokationen der Oxtorner ihnen entgegenschleuderte.
»Kommandant«, sagte Rhodan beschwörend. »Die Chance, dass diese Fremden in einem besiedelten System erscheinen, ist äußerst gering. Alle bisherigen Ortungen erfolgten zwischen Systemen. Im Umkreis von einem Dutzend Lichtjahren von unserem gegenwärtigen Standort befinden sich meines Wissens nach keine bewohnten Welten, mit Ausnahme einer dünn besiedelten Eiswelt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Fremden irgendein Interesse an ihr haben könnten. Soweit wir feststellen können, beherrscht sie nur ein einziges Interesse: sich gegenseitig abzuschlachten.«
»Das mag sein. Aber woher willst du wissen, was in den Köpfen dieser Fremden vorgeht, falls sie überhaupt welche haben?«
»Nirgendwoher. Und deshalb schlage ich vor, dass wir versuchen, mehr über diese Fremden herauszufinden.«
»Das haben wir versucht. Und wir haben gesehen, was dabei herausgekommen ist.«
»Das reicht!«, brüllte Bull und sprang ebenfalls auf. »Die BANDIKOT hat gegen alle Befehle gehandelt. Deine Leute haben nicht nur sich selbst, sondern auch den terranischen Botschafter in unverantwortliche Gefahr gebracht, als sie mitten in die fremde Flotte vorstießen!«
»Wo sie von euch im Stich gelassen wurden!«
»Im Stich gelassen? Wie viele Leben hätten wir denn für sie opfern ...«
»Genug!«, Rhodan hob beide Arme. »Diese Diskussion hatten wir bereits. Was geschehen ist, ist geschehen. Wir sind zusammengekommen, um zu beraten, wie wir in Zukunft besser zusammenarbeiten können, nicht, um uns gegenseitig Vorwürfe zu machen. Und ich bin der Meinung, dass wir mehr über die Fremden erfahren müssen.«
»Nur zu, schickt eure Schiffe aus! Sucht diese Fremden!« Der Oxtorner zuckte mit den Achseln. »Die oxtornische Heimatflotte wird sich in der Zwischenzeit der Verteidigung unserer Welten widmen – und sollten diese Fremden sich auch nur einen einzigen aggressiven Akt zuschulden kommen lassen, schlagen wir los!«
»Das ist leider unmöglich. Ich kann die Schiffe der Heimatflotte nicht freigeben.«
»Wieso das?« Die Hände des Oxtorners griffen ins Leere, als er im Reflex die Tischkante umfassen wollte.
»Weil wir nicht genügend haben. Wir müssen die Fremden finden, bevor sie uns finden. Aber um Praesepe ortungstechnisch wenigstens rudimentär abzudecken, brauchen wir die Einheiten deiner Flotte.«
»Du verlangst von mir, meine Kräfte zu zersplittern? Und das angesichts eines zahlenmäßig und technisch überlegenen Gegners? Das kommt nicht in Frage. Oxtorne hat immer loyal zu Terra gestanden – nun ist es an der Zeit für Terra, zu uns zu stehen.«
Rhodan atmete tief durch. »Deshwan, ich versichere dir, wir tun alles, was in unserer Macht steht.«
»Das sind leere Versprechen! Wo bleibt denn die Ligaflotte?«
Rhodan sah zu Tifflor. »Tiff?«
Der Unsterbliche, der aus manchen Blickwinkeln Rhodan beinahe in unheimlicher Weise ähnelte, nickte. Er flüsterte der Steuerpositronik einen Befehl zu. Der Raum verdunkelte sich. Die Schwärze des Alls umfing die Männer. Und dann schoben sich noch dunklere, willkürlich gezackte Umrisse vor die wenigen Sterne. Es waren Schiffe desselben Typs, wie jene, die sich in Praesepe eine erbarmungslose Schlacht geliefert hatten.
»Diese Aufnahmen«, erläuterte Tifflor, »wurden der IMDABAN eben per Funkrelais überspielt. Sie sind eine knappe Stunde alt. Sie wurden dreißig Lichtjahre vom Solsystem entfernt aufgenommen.«
»Dann ist eine zweite Flotte der Fremden aufgetaucht?«, sagte Deshwan Jankoff. Leise, beinahe flüsternd – das äußere Anzeichen dafür, dass sich die Gedanken des Oxtorners überschlugen.
Tifflor schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, es wäre so. Das, was du hier siehst, ist die vierzehnte.«
Kapitel 19
Seine Augen blinzelten langsam – beinahe schon unerträglich langsam. Eines nach dem anderen. Sie waren riesig, nahmen fast die gesamte Fläche des Gesichts des Flachauges ein. Ihre Lider waren aus dickem Fleisch. Haarlos und zerfurcht von einer Landschaft aus Millionen von winzigen Linien. Die Augen waren fest mit dem Körper verbunden. Zumindest schien es so. Der Feind hatte keins von ihnen ausgefahren, und das würde er doch in einer Situation wie dieser, oder? Ein Flachauge also. Ansonsten hätte er versuchen müssen, das Umfeld zu erfassen, sicherstellen, dass ihm nicht die geringste Bewegung entging. An-Keyt musste schließlich die Vorhut einer größeren Einheit sein. Und: Das Flachauge seinerseits musste Kontakt zu seiner eigenen Einheit halten.
Die Augen des Feindes wirkten wie tot. Unbeweglich ruhten sie in ihren Höhlen, ihren Gefängnissen. In langen Abständen blinzelten die Augen, immer nur eines zur gleichen Zeit. Die Lider schienen nicht weniger dick als die übrige Haut, ein fleischiger, natürlicher Panzer. Die Pupillen waren starr auf die Loowerin gerichtet, hielten sie in ihrem Bann.
Die Pupillen und seine Waffe. An-Keyt kannte den Typ, klobig, mit hässlichen runden Formen. Sie hatte ihn schon einmal gesehen. Nach dem Hinterhalt. Die Retter hatten Waffen wie diese getragen. Die Loowerin hatte keine von ihnen in Aktion gesehen, aber ihre Wirkung musste furchtbar sein. Hatten die Retter mit ihrer Hilfe nicht die Flachaugen bezwungen, die An-Keyts Trupp eingekesselt hatten? Aber wie kommt die Waffe dann in die Greifwerkzeuge eines Feindes?, rasten ihre Gedanken weiter. Haben die Flachaugen unsere Elite überwältigt? Kaum vorstellbar. Und zu alarmierend, als dass sie den Gedanken hätte zulassen können. Nein, die Retter mussten die Waffen von den Flachaugen erbeutet oder sie in einem Versteck aufgestöbert haben. Die Standardausstattung der Flachaugen eben. So musste es gewesen sein. An-Keyt klammerte sich an den Gedanken, bis ihr aufging, dass der Schluss aus diesem noch erschütternder war: Die Flachaugen waren ihnen technisch überlegen! Wieso sonst würde sich die Elite der Zweidenker mit ihren Waffen ausrüsten? Kein anderer Grund kam in Frage.
An-Keyt hatte ihre Stielaugen auf den Lauf der Waffe geheftet. Als sie auf die metallene Röhre starrte, verschwamm sie, rotierte sie zunehmend schneller. Bis die Loowerin nur noch einen Strudel sah, der sie zu verschlingen drohte. Auf was hatten sie sich nur eingelassen? Niemand hatte erwartet, dass der Krieg für das Leben ein Spaziergang sein würde – daran hatten ihre Ausbilder keinen Zweifel gelassen, und schon gar nicht Kilan-Gerp. »Wer das Leben retten will, muss bereit sein, sich auf den Tod einzulassen«, hatte er verkündet. Und An-Keyt hatte die tiefe, entelechische Wahrheit in seinen Worten erkannt. Die Bereitschaft, alles dem als richtig erkannten Ziel unterzuordnen, Tod zu bringen, um Leben zu retten, war ein Schluss, der in ihrem Tiefenbewusstsein etwas zum Klingen gebracht hatte. »Was ein Ziel in sich selbst hat«, lautet die Essenz der Neo-Entelechie. Einen Krieg zu führen um des Lebens willen – es war An-Keyt als die perfekte Umsetzung des Grundsatzes erschienen. Eine spirituelle Übung.
An-Keyt spürte, wie träge etwas Feuchtes ihren Höcker herunterrann. Ein Spritzer Peschtan. Ja, Spiritualität, dachte sie, eine höhere Bewusstseinsebene, und vergaß für eine Subeinheit die Waffe, die auf sie gerichtet war. Es war ein bitterer Gedanke, aber auch ein befreiender.
Keine entelechische Übung also. Kein Spaziergang. Doch wenigstens der Auftakt ihres Feldzugs hätte müheloser verlaufen müssen. Dies hier, die Eroberung der PAN-THAU-RA, war der erste Schritt.