Backpacking in Pakistan. Anne Steinbach

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Backpacking in Pakistan - Anne Steinbach

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KARATSCHI

       Danke und shukria!

       Bildertafel

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       Prolog

      Clemens | Wie der rotierende Lichtkegel eines Leuchtturms durchsäbelt das Blaulicht unseren Toyota, so grell, dass es in den Augen wehtut.

      Wir sind auf dem Weg vom Norden Pakistans in die Hauptstadt Islamabad. Unsere nächtliche Route führt 500 Kilometer durch karges Gebirge und damit unweigerlich durch den Teil des Landes, dem der Ruf als Taliban-Gebiet vorauseilt. Seit vielen Jahren hält die islamistische Terrorgruppe die ansässige Polizei in Atem.

      Nach zwei Tagen am Fuße des Nanga Parbat reisen wir faktisch mit Magen-Darm und Höhenkrankheit, dafür aber ohne Reisepass. Den hat uns der Polizeichef im schwer bewachten Checkpoint abgenommen. Und wir? Wir werden von seinen Lemmingen durch die Nacht eskortiert: ein Polizei-Pick-up vor uns, einer hinter uns.

      Es gab viel Gegenwehr gegen unser Vorhaben: Diese Region sei viel zu gefährlich, um uns alleine fahren zu lassen, zu gefährlich für eine Nachtfahrt auf den Serpentinen. Ohnehin gebe es zu viele Überfälle, gerade in der Nacht. Das skeptische Gesicht des Polizeichefs haben wir jetzt, in der Dunkelheit, immer noch vor Augen. Zumindest bis das Blaulicht das nächste Mal seinen Weg zu uns findet und unseren Wagen wie eine Discokugel beleuchtet.

      Von Langeweile und Müdigkeit kann jedoch nicht die Rede sein. Unser Blick aus dem Auto fällt zwangsläufig auf den Pick-up vor uns. Auf zwei Bänken sitzen sich zwei Polizisten in kastenförmiger Uniform gegenüber. Sie halten ihre Kalaschnikows fest in beiden Händen, eine Hand an der Schulterstütze, eine am Handschutz, sodass sie im Notfall sofort bereit wären, um kompromisslos einzuschreiten. Ihre nervösen Blicke durchsieben das Gelände nach potenzieller Gefahr durch in den Felsen lauernde Taliban. Ihre Augen inspizieren jeden Zentimeter des Terrains, erst links des unebenen Schotterwegs, dann rechts. Ab und zu geht der prüfende Blick zu den Kollegen im Pick-up hinter uns, und eine kurze Handbewegung gibt die Meldung durch, dass alles im grünen Bereich ist.

      Dann, mit einem Mal, reißt einer seine Taschenlampe vom Gürtel und zeigt ruckartig in eine dunkle Ecke abseits des Weges. Völlig apathisch leuchtet er das Gestein ab. Seine Augen weiten sich mit jeder Millisekunde. Seine Hand wird immer zittriger. Was eigentlich in Sekundenschnelle passiert, erleben wir wie in Zeitlupe. Im größten Schockmoment bleiben mit dem Herz auch die Gedanken stehen. Es wirkt, als sei plötzlich die Filmrolle gerissen, und alles, was man hört, ist das Klackern des Filmprojektors, in dem sich die Spule immer und immer weiter dreht. Klack, klack. Klack. Klack.

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       Pakistan?Das ist doch verrückt

      Anne & Clemens | Wir leben im goldenen Zeitalter des Reisens. Jedes Jahr reisen mehr als eine Milliarde Menschen ins Ausland, mehr denn je in der Geschichte der Menschheit. Noch nie gab es so viel Information, um uns davon zu überzeugen, dass wir reisen sollten, um uns zu sagen, wohin wir reisen sollten, um uns anzuweisen, was wir tun sollten, wenn wir dort ankommen. Einfacher als heute war das Reisen noch nie.

      Warum aber verlassen wir überhaupt unser trautes Heim? Vereinfacht gesagt, geht es beim Reisen um Tapetenwechsel. Es geht um Ruhe und Entspannung, um Flucht vor dem Alltag und Abenteuer, um Aufregung und Genuss. All das gibt es heute per Klick in Sekundenschnelle auf dem Silbertablett serviert. Das leckerste Streetfood in Thailand? Ist schnell ergoogelt. Die beste Rooftop-Bar in New York? Steht im Reiseblog des Vertrauens. Bleibt die Frage: Wann ist Reisen eigentlich so langweilig geworden?

      Der Drang, Neues zu entdecken, ist tief in uns verwurzelt. Schließlich stammt unsere Spezies aus Afrika und ist von dort aus bis zu den entferntesten Stellen des Planeten gelaufen. Ziemlich beeindruckend, oder? Mit anderen Worten: Wir sind Nomaden. Der Wunsch zu reisen ist ein Teil unserer evolutionären Verfassung. Er liegt uns im Blut. Ob Mikroabenteuer in den bayerischen Alpen, Camping-Urlaub in Italien oder ein mehrmonatiger Roadtrip durch Neuseeland – all das sind nichts anderes als moderne Versionen unseres ewigen Entdeckungsdrangs.

      In einer Welt, die bis in die entlegensten und unzugänglichsten Winkel vermessen ist, in der man auf den kleinsten Südseeinseln Handyempfang hat und Teile der Antarktis mit Google Street View erfasst wurden, sind wir dennoch längst keine Entdecker mehr. Haben wir unserem Entdeckergen die Lebensgrundlage entzogen?

      Immer wieder verlassen wir unser Zuhause, weil dem Reisen ein befreiendes Gefühl innewohnt. Es geht mit einer gesunden Portion Ungewissheit einher – besonders dann, wenn es herausfordernd ist und uns dazu zwingt, unsere ganz persönlichen Grenzen auszuloten.

      Wir reisen auch, um uns ein Stück weit zu verlieren und uns selbst neu zu finden. Das weiß jeder, dem bei der Heimreise schon einmal merkwürdig wehmütig ums Herz wurde, jeder, der am Flugzeugfenster eine kleine Träne verdrückte.

      Wir reisen, um mehr über diese Welt zu erfahren. Wir reisen, um einen Einblick davon zu bekommen, wie andere Menschen leben. Um zu sehen, wie sie wohnen, was sie zum Frühstück essen und wie sie Geburtstage feiern. Wir reisen, um zu verstehen, wie andere die Welt sehen und wie ihr Glaube, ihre Kultur, ihre Bräuche und ihre Geschichte ihre Weltanschauung prägen.

      Nein, beim Reisen geht es nicht einfach nur darum, neue Orte zu sehen, die wir vorher noch nicht gesehen haben. Es geht darum, die Welt mit neuen Augen zu entdecken, wie ein Neugeborenes, das sie zum ersten Mal öffnet. Genau hier, an den entlegensten Orten der Welt, fühlt sich jeder Moment wieder so an wie am allerersten Tag. Rewind! Alles auf null.

      Pakistan ist ein Land, über das jeder eine Meinung hat, und das, obwohl es die meisten doch nur aus Zeitungen und Breaking News kennen. Wie viele Menschen fällen ein Urteil, ohne zu sehen und zu verstehen? Wie viele reisen, ohne wirklich hinzuschauen?

      Wir wollen dir daher die gleichen Fragen stellen, die wir uns bei dem Entschluss, diese Reise zu machen, gestellt haben.

      Hand aufs Herz: Woran denkst du, wenn du an Pakistan denkst? Vielleicht dass es irgendwo bei Indien liegt? Oder dass es ein islamisches Land ist und dass die Menschen an Allah glauben?

      Welche Bilder hast du im Kopf? Vielleicht denkst du auch an Großstadtmoloche, an dichten Smog und daran, dass zu viele Menschen auf zu kleinem Raum leben.

      Oder du assoziierst Pakistan mit kriegerischen Auseinandersetzungen und Terrorakten – mit Koranschulen, Taliban, Al-Qaida, 9/11 und Osama bin Laden.

      Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass wir mit mindestens einer Vermutung richtig liegen. Haben wir recht?

      Eines wollen wir klarstellen: Wir sind nicht hier, um dich eines Besseren zu belehren. Denn wir wussten es vor unserer Abreise nach Pakistan vermutlich auch nicht besser. Für uns war diese Reise keine Mutprobe. Wir wollten uns keiner Gefahr aussetzen. Und doch wussten wir, dass uns ein Land erwartet, das uns vor mehr Hürden stellen könnte als zuvor Indien, Senegal, Ghana, der Iran oder der Libanon. Pakistan könnte ein

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