Erst Zopf dann Kopf. Merlin T. Salzburg

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Erst Zopf dann Kopf - Merlin T. Salzburg

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sollten wir uns vielleicht mal vorknöpfen«, schlug Jojo vor, »damit wir wissen, was er den Bullen gesagt hat.«

      »Klasse Idee!«, fand auch Tivaro. »Vielleicht fällt ihm auch noch mehr ein, irgendetwas, das uns weiterbringt. Lars Petersen ist übrigens im Steigenberger Hotel in Bad Homburg abgestiegen. Stand auf der Visitenkarte meiner Mum. Was meinst du Nico? «

      Nico hatte die ganze Zeit nur da gesessen und geschwiegen. Erst jetzt fiel Tivaro auf, das sein Gesicht irgendwie wie versteinert wirkte. Nico zog seine Augenbrauen hoch und sagte dann ernst: »Ich kann nicht mit zu diesem Lars Petersen.«

      »Wieso denn nicht?« fragte Tivaro.

      »Ihr habt ja gar keine Ahnung, was da heute wirklich abging.«

      Tivaro und Jojo waren sprachlos. »Was denn? Wo denn?«, stieß Jojo hervor.

      »Sorry, aber das kann ich euch jetzt echt nicht sagen. Nur soviel: Ich war heute auch am Flughafen. Ihr wisst doch, mein Praktikum.«

      Tivaro fiel es wieder ein. Nico machte gerade ein Ferienpraktikum bei der Frankfurter Polizei. Dort war sein Vater Kriminaloberkommissar beim Raubdezernat.

      »Stimmt ja, dein Praktikum. Aber was weißt du denn von dem Überfall?«, wollte Tivaro wissen.

      »Leute, ich sag’s euch, da ist eine megaheiße Sache am Laufen«, verkündete Nico geheimnisvoll. »Und ich bin noch bis Morgen am Flughafen eingesetzt. Danach kommt Wasserschutz, dann Autobahnpolizei, Grenzschutz, Demos. Fast jeden Tag ein neues Programm. Da erfährt man viel.«

      »Ja, was denn zum Beispiel? Wovon redest du überhaupt?« Tivaro wurde langsam ungeduldig.

      »Ich habe Informationen zu gewissen Vorgängen heute am Flughafen, über die ich nicht reden darf.« Nicos Stimme hatte eine Spur von Überheblichkeit.

      »Du besprichst also lieber alles mit der Polizei, und mit uns besprichst du plötzlich nichts?«, hakte Tivaro nach. »Du bist gerade mal zwei Tage im Bullenpraktikum. Mal nur so als Denkhilfe, Alter.«

      »Das wäre jedenfalls im Augenblick zu gefährlich. Vielleicht sag’ ich euch Morgen was.« Nico genoss es anscheinend, seine Macht über die Unwissenheit der anderen spielen zu lassen. »Glaubt mir, Leute. Das ist ’ne Nummer zu groß für Euch. Ich habe polizeiliche Informationen, die mein Vater nur an mich weitergegeben hat. Und er hat mir verboten, mit euch darüber zu reden.«

      Tivaro konnte es nicht fassen. »Aber Morgen könnte mein Dad vielleicht tot sein. Wir haben doch sonst immer gleich alle Fakten auf den Tisch gelegt.«

      «Ja, und woher haben wir die meisten Fakten und Infos? Doch wohl von mir, oder?«, behauptete Nico.

      »Weil du ein Bullensohn bist«, entgegnete Tivaro.

      Nico schien das zu überhören. »Und wer hat wohl das meiste Geld von uns in die Ausrüstung hier gesteckt?«

      »Mann, Nico, du bist ja mal nur noch peinlich, seit du Kohle hast«, gab Tivaro verächtlich zurück.

      Nico zuckte einfach mit den Schultern. »Wer hat, der hat.«

      »Ja, und der hat auch Informationen, die uns vielleicht wegen der Sache mit meinem Vater weiterbringen könnten. Die unser Nico aber leider lieber vor uns zurückhält: Ätsch, ich weiß was, was Ihr nicht wisst. – Los, pack endlich aus, du Vogel!«, rief Tivaro erregt.

      »Nicht in diesem Ton, Tivaro!« Beide waren plötzlich ruckartig aufgestanden und stießen dabei ihre Holzstühle um. Der viel stärkere Nico baute sich mit stolz geschwellter Brust vor Tivaro auf. »Polak potrafi!«

      »Ok, manchmal sind Polizisten ja auch ganz nützlich«, lenkte Jojo ein, ehe Tivaro Nico zu nahe kommen konnte. Er saß etwas eingeklemmt zwischen den beiden und quetschte sich mühsam nach oben, um Tivaro und Nico zu trennen.

      Nico entschied sich für den Rückzug. Er schnappte seine Tasche und stampfte so wütend zum Ausgang. Dann drehte er sich noch einmal um und drohte: »Leckt mich doch! Ab jetzt mache ich Ermittlungen auf meine Weise. Ihr habt ja eh keinen Plan. Und wer weiß, ob Tivaros Daddy nicht auch in der Sache mit drin steckt.«

      »Was?«, schrie Tivaro außer sich. »Du Arschloch! Mein Vater ist hier das Opfer!«

      »Und meiner macht euch die Hölle heiß, wenn ich ihm sage, dass ihr euch da mit reinhängen wollt.«

      »Aber du?? Ich sag dir was, Nico, du bist hier sowas von raus, Mann! Hörst du, du bist raus aus der Gang. Gib mir deinen Gartenschlüssel und verpiss dich!«

      Doch Nico war schon verschwunden. Drinnen hörte man noch das Gartentor klappern. Auf dem Monitor sahen Tivaro und Jojo, wie Nico mit seinem Bike davonraste.

      »Aber echt voll abgehoben der Typ, heute!«, musste nun auch Jojo zugeben.

      Tivaro holte tief Luft und ließ sie langsam wieder entweichen. Danach war er kaum noch wütend. Er fühlte sich eher niedergeschlagen. »Was sind wir bloß für eine tolle Gang!«, sagte er. »Der eine hängt lieber mit meiner Schwester ab, und der andere fühlt sich plötzlich als was Besseres.«

      »Wollen wir jetzt allein nach Bad Homburg fahren?«

      Tivaro schüttelte den Kopf. Er hatte es sich inzwischen anders überlegt. »Ich ruf mir ein Taxi und fahre in die Uni-Klinik. Ich muss wissen, was mit meinem Vater los ist.«

      Jojo sah nicht gerade happy aus. »Ich glaub, dann mache ich mich mal wieder auf den Heimweg.«

      »Ok, ich halte dich auf dem Laufenden. Im Augenblick bist du wohl unser einziger Mann.«

      »Ja klar, Chef!«, antwortete Jojo und grinste dann etwas verlegen. »Aber das mit deinem Vater hat Nico doch wohl nicht ernst gemeint, oder?«

      »Was weiß denn ich?«, gab Tivaro zurück. Er nahm seinen Rucksack und wandte sich zum Gehen. »Komm, wir müssen los. Mach den Monitor aus, die Sitzung ist beendet.«

      Tivaro und Jojo kletterten nach draußen und saßen schon bald auf ihren Rädern. Jojo begleitete Tivaro noch auf dem Feldweg bis Bonames Mitte, wo sie sich ein Eis im Café Lido holten, bevor sich ihre Wege schließlich trennten.

      Tivaro rief zu Hause an, um Elise nach dem neuesten Stand zu fragen. Sie war sehr aufgeregt und riet Tivaro davon ab, ins Klinikum zu fahren, weil Roland immer noch nicht aufgewacht war.

      Doch Tivaro bestand auf seine Absicht: »Einer muss schließlich bei ihm sein, wenn er wieder aufwacht. Dad kann ja wohl nichts dafür, dass du kein Blut sehen kannst.«

      Elise gab ihm schließlich die Adresse der Unfallchirurgie. Tivaro schloss sein Rad direkt an der Eisdiele an. Dort würde es noch bis Mitternacht unter bester Beobachtung bleiben. Dann schlenderte er zum Taxistand neben der kleinen Ladenzeile und stieg in eines der Fahrzeuge der Frankfurter Zentralvereinigung.

      Tivaro hielt dem Fahrer sein Smartphone unter die Nase. »Zu Uni-Klinik, bitte.«

      »Ah, VIP-Taxi-App! Hat nix jeder. Haben Sie Pass?«, wollte der pakistanische Fahrer in gebrochenem Deutsch wissen. Im Taxi roch es nach Gewürzen.

      Tivaro zückte seinen Ausweis und bestätigte den Fahrauftrag mit einem PIN-Code. Das war alles. Und es kostete nichts. Ein Super-Service für ein

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