Western Sammelband 4 Romane: Lady in Blei und andere Western. Pete Hackett
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Читать онлайн книгу Western Sammelband 4 Romane: Lady in Blei und andere Western - Pete Hackett страница 14
Sie waren schmutzig und stoppelbärtig, ihre Kleidung hatte erheblich gelitten, und den Pferden waren die Strapazen der letzten Wochen auch deutlich anzusehen.
»Ves und Jed«, murmelte Jack.
Der Doc wandte sich um.
»Das sind zwei der Reiter«, murmelte Jack, der nicht begriff, wieso Barn und Dunn hier waren.
»Ihre Freunde?«
»Nein, Freunde von mir sind das nicht. Die haben bei McLean erst kurz vor dem Auftrieb angeheuert. Und sie verstanden es auch, sich bei den anderen unbeliebt zu machen.«
Der Doc nickte langsam.
Jack ging an dem Mann vorbei.
Draußen stiegen Ves Barn und Jed Dunn von den Pferden und betraten den Hof.
Jack schaute auf die Main Street, als wartete er darauf, dass Ben und Bob dort auftauchen würden, die beiden anderen, die zur Mannschaft gehört hatten und die er länger und besser kannte als diese beiden finsteren Kerle.
»Was ist denn los?«
»Am besten, du setzt dich, Vormann«, erwiderte Jed Dunn.
»Wie geht es denn?« Barn mühte sich ein Grinsen ab.
Der Doc näherte sich. »Es geht ihm prächtig.«
»Das können wir von uns nicht unbedingt behaupten«, maulte Barn finster. »Hatten verdammtes Pech.«
»Das kann man laut sagen!« Dunn nickte zustimmend.
»Was ist passiert?«, fragte Jack schroff.
»Die Herde ist zum Teufel. Der Küchenwagen ist zum Teufel. Und Ben und Bob ebenfalls.«
Marshal Cook kam in den Hof.
»Wollen Sie, dass ich mich um die Gäule kümmere?«, rief der Stallmann auf der Main Street.
Barn schaute sich um. »Ja, tun Sie das.«
Hilfssheriff Cook blieb neben dem Doc stehen. Der Stallmann führte die Pferde weg.
»Also um es kurz zu machen: Wir wurden von den Banditen noch mal überfallen.«
Dunn nickte heftig. »Und das zu einem Zeitpunkt, als wir an das Teufelspack längst nicht mehr dachten.«
»Wir sahen sie auch nicht gleich, weil wir uns gerade auf der anderen Seite der Herde befanden. Plötzlich ging die Ballerei los. Und die Rinder stoben nach Westen und warfen den Küchenwagen um.«
»Wer hat denn den Wagen gefahren?«, fragte Jack.
»Ich.« Dunn streckte den Finger in die Luft. »War ziemlich weit hinten. Ves ritt ganz vorn an der Flanke. Der Staub war verdammt dicht. Ben und Bob konnte man auf der anderen Seite nicht sehen.«
»Und wie bist du vom Küchenwagen runtergekommen?«, wollte Jack wissen.
»Überhaupt nicht. Ich fiel mit ihm um und lag auf einmal darunter. Er stand auf den Kopf. So was Komisches habe ich noch nie gesehen. Und natürlich war er kaputt. Überall gebrochen, Zapfen ausgerissen, zwei Räder zerschlagen und so weiter und so fort. Die Maultiere haben die Deichsel und die Ortscheide ausgerissen und sind damit geflohen, aber die Rinder haben sie überrannt. Schlimmer Anblick. Ich lag hilflos unter dem Karren.«
Jack schaute Barn wieder an. »Und du?«
»Mir ging der Gaul durch als die Rinder lospreschten. Du weißt ja, wie schreckhaft die Pferde sind. Ich kann von Glück reden, dass er mich nicht abgeworfen hat. Die Longhorns hätten mich zermalmt.«
»Na ja, und ich musste dann den Pferden nachlaufen«, fuhr Dunn fort. »Aber ich kroch erst unter dem Wagen hervor, als längst nicht mehr geschossen wurde. Irgendwann traf ich dann Ves, der den Gaul zur Räson gebracht hatte. Ich saß bei ihm mit auf, bis wir eins der streunenden Pferde fanden.«
»Dann sind wir zurückgeritten«, setzte Barn die Rede fort, die sie sich sorgfältig auf dem Weg von Norden herunter zurechtgelegt hatten. »Als wir die Toten fanden, war es längst Nacht.«
»Wie viele Banditen waren es denn?«
Dunn und Barn blickten sich gegenseitig fragend an.
»Acht bis zehn bestimmt«, sagte Dunn dann. »Nach der Knallerei zu urteilen.«
»Ihr habt sie also nicht gesehen?«
»Nur gehört«, versicherte Barn. »Und wir waren heilfroh, dass die uns nicht gesehen haben.«
»Weiß Gott!«, pflichtete Dunn bei. »Den beiden armen Teufeln hätte es ja auch nichts genützt, wären wir hinter den Kerlen her. Die hätten uns über den Haufen geschossen.«
»Wo war das?«, fragte der Hilfssheriff.
»Vielleicht fünfzig Meilen vor dem Red River. Weit und breit gab es keine Stadt. Erst am anderen Abend fanden wir ein kleines Nest. Aber dort hatte der Sheriff von Denison noch nicht mal einen Deputy eingesetzt. Die Leute versprachen uns, es dem Sheriff zu melden. Aber ob die das auch tun, ist eine andere Frage.«
»Verdammt, es sind nicht unsere Rinder!«, erboste sich Barn auf einmal. »Für McLeans Herde haben vier von uns ins Gras gebissen, und du bist dem Totengräber auch nur knapp von der Schippe gesprungen. Ist das nicht genug?«
»Geld werden wir nun von ihm auch keins mehr sehen«, maulte Dunn. »Wenn wir nicht so ehrlich wären, würden wir gar nicht mehr zu ihm reiten. Der regt sich nur auf und tut so, als hätten wir ihm die Rinder geklaut.«
»Ihr seid also sofort umgekehrt?«
»Verdammt, wir waren zuerst in dem Nest. Dann sind wir noch mal zurück und stellten fest, dass die Herde nach Westen getrieben wurde. Die hatten ungefähr drei Tage Vorsprung, waren ja auch genug Leute für einen schnellen Trail. Die befanden sich mit Sicherheit schon siebzig Meilen weiter als wir, vermutlich schon jenseits der Grenze in New Mexico. Was sollten wir tun? Sie auf eigene Faust verfolgen und uns abknallen lassen? Oder vielleicht in New Mexico nach einem Marshal suchen? Was interessiert es den, was in Texas los war? «
»Also wir haben die Geschichte in dem Nest erzählt und werden sie McLean noch mal erzählen. Das reicht dann.«
»Trifft der Verlust den Rancher hart?«, wollte der Hilfssheriff wissen.
»McLean war nie ein großer Rancher. Er besaß außer den Rindern noch ein paar Pferde, die er verkaufte. Aber die haben nicht viel gebracht. Davon kann er eine Weile mehr schlecht als recht leben.«
»Also ein harter Schlag?«
»Er hatte sich ausgerechnet, dass ein Rind an der Kansasbahn für mindestens fünfunddreißig Dollar zu verkaufen wäre. Das sind für achthundert Tiere achtundzwanzigtausend Dollar. Ein Verlust an Longhorns von einem Drittel kalkuliert, bleiben noch fast zwanzigtausend Dollar. Das ist viel Geld. Vor Allem für einen alten, alleinstehenden Mann, der damit seinen Lebensabend finanzieren wollte.«