Die Staufer. Helmut Neuhold
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Konrad III. fühlte sich dadurch unter Druck gesetzt, denn er musste natürlich seine Bedeutung als künftiger römischer Kaiser unter Beweis stellen. Der Konflikt mit den Welfen stellte aber eine große Gefahr für seine Herrschaft dar, sollte er wirklich an dem Kreuzzug teilnehmen. Doch Bernhard von Clairvaux schaffte dieses Problem schließlich aus der Welt, als er sich nach einer Unterredung mit Konrad III. anschließend mit Welf VI. traf, von dem er das Versprechen einer Art von »Waffenstillstand« während des Kreuzzuges erhielt. Der wortgewaltige Geistliche stieß dann wieder zu König Konrad III., der zu Weihnachten in Speyer einen Reichstag abhielt. Nachdem Bernhard am 27. Dezember 1146 eine aufrüttelnde Rede gehalten hatte, nahm der Staufer genauso wie viele der versammelten Fürsten das Kreuz.
Dieses von vielen als großes Wunder betrachtete Ereignis war allerdings gründlich vorbereitet worden, und schon bald verpflichteten sich auch Heinrich der Löwe und seine sächsische Gefolgschaft zur Teilnahme an der Kreuzfahrt. Beim Reichstag von Frankfurt im März 1147 wurden schließlich alle wichtigen mit dem Zug ins Heilige Land verbundenen Fragen geklärt. Konrad III. konnte einen allgemeinen Reichsfrieden verkünden und die Wahl seines zehn Jahre alten Sohnes Heinrich zum König erreichen. Der junge Mann sollte mit Hilfe eines Regentschaftsrates während seiner Abwesenheit die Verwaltung des Reiches übernehmen. Es wurde auch beschlossen, dass der Anspruch Heinrichs des Löwen auf Bayern nicht abgewiesen, aber bis zur Rückkehr vom Kreuzzug vertagt würde. Außerdem gestand man den Sachsen einen eher regionalen Kreuzzug gegen die heidnischen Slawenstämme im ostelbischen Gebiet zu. Nachdem sein Sohn Ende März 1147 in Aachen gekrönt worden war, begann König Konrad III. Ende Mai von Regensburg aus seinen Marsch ins Heilige Land. Das ganze Unternehmen sollte ein Fiasko werden.
Die Planung sah vor, dass die Deutschen etwas früher losmarschieren und die Franzosen in einem gewissen Abstand folgen sollten. Nachdem er die Leitha überschritten hatte, wurde der König mit den ungarischen Problemen konfrontiert. Konrad III. bestrafte König Geisa für den Krieg gegen seinen Halbbruder Heinrich durch die Konfiskation großer Geldsummen. Das Heer der deutschen Kreuzfahrer, zu dem auch ein riesiger Tross von Unbewaffneten, Frauen und sogar Kindern gehörte, erreichte in der Folge ohne große Schwierigkeiten Konstantinopel, wo es auf die französischen Kreuzfahrer warten sollte, die unter der Führung König Ludwigs VII. nachkommen sollten. Doch der byzantinische Kaiser, der ein doppeltes Spiel spielte, überredete Konrad III., alleine nach Kleinasien überzusetzen, ohne ihm ortskundige Führer zur Verfügung zu stellen. Womit das Unheil schon vorprogrammiert war. Zudem war der Großteil der als Heer bezeichneten ziemlich inhomogenen Menschenmasse völlig disziplinlos.
Bei Nicäa kam man dann auch noch auf die »glorreiche« Idee, das Heer zu teilen. Der deutsche König zog mit dem Hauptheer weiter durch Kleinasien, während die Pilger und Unbewaffneten ohne große militärische Bedeckung unter der Führung Ottos von Freising entlang der Küste marschieren sollten. Bei Dorylaion wurden die deutschen Ritter am 25. Oktober 1147 in eine plumpe Falle gelockt, was zum Untergang fast der gesamten Kavallerie führte. Konrad III., der wieder einmal ein gewisses militärisches Unvermögen bewiesen hatte, zog sich mit dem Rest seiner Truppe, die nun vor allem aus Fußvolk bestand, vorerst geordnet zurück. Da die Seldschuken sie aber ständig bedrängten und demoralisierten, artete das Unternehmen bald in eine panikartige Flucht aus. Der deutsche König erreichte Anfang November mit etwa 2.500 erschöpften Überlebenden die Stadt Nicäa und flüchtete sich hinter die sicheren Mauern. Konrad III. selbst war wie viele seiner ihm verbliebenen Leute mehrfach verwundet worden. Ungefähr zur gleichen Zeit wurde die Kolonne unter Otto von Freising auch angegriffen, und es kam erneut zu einem fürchterlichen Massaker, dem die meisten Christen zum Opfer fielen.
Nachdem er und seine Leute sich einigermaßen erholt hatten, stieß Konrad III. zu den inzwischen angekommenen Franzosen, und man marschierte gemeinsam die Küste entlang. Auch der französische König wurde der Situation nicht Herr und immer mehr seiner Männer wurden Opfer der häufig stattfindenden Angriffe der Seldschuken. Außerdem waren das Wetter und die Versorgungslage extrem schlecht, was zu vielen Krankheiten führte. Konrad III. blieb dieses Mal die Teilnahme am völligen Zusammenbruch einer christlichen Streitmacht erspart, da er bereits in Ephesus schwer erkrankte und nach Konstantinopel zurück transportiert wurde. Letztlich erreichten nur sehr wenige der ausgezogenen deutschen und französischen Ritter Palästina.
Als sich der deutsche König wieder besser fühlte, fuhr er mit dem Schiff im April 1148 nach Akkon und besuchte von dort aus Jerusalem. In der Heiligen Stadt bereitete König Balduin III. dem deutschen König einen glänzenden Empfang und überredete ihn, die Eroberung von Edessa nicht mehr als Priorität zu betrachten und im Juli einen Kriegszug gegen Damaskus zu unternehmen. Der französische König Ludwig, der sich inzwischen unter schwersten Verlusten nach Tyrus durchgeschlagen hatte, konnte auch für diesen Plan gewonnen werden. Mitte Juli brach also ein vereintes und durch neue Zuzüge recht zahlreiches Christenheer, das angeblich mehr als 50.000 Mann umfasste, von Tiberias in Richtung Damaskus auf. Die mittelalterlichen Zahlenangaben sind hier allerdings mit großer Vorsicht zu genießen, denn bei der eigenen Stärke und den Verlusten des Gegners wurde meistens maßlos übertrieben. Auch wenn sich die Streitmacht der Christen durch Seuchen, Fahnenflucht und zuletzt auch Kämpfe laufend verringerte, so erreichten genügend die Stadt, die als sehr volkreich galt, und griffen ungestüm an.
Die Kämpfe um Damaskus erwiesen sich wie so oft bei den Kreuzzügen als sehr blutig, und Konrad III. zeigte große Tapferkeit und einen Kampfeswillen, der angeblich seine moslemischen Gegner in Angst und Schrecken versetzte. Die Christen konnten vor allem dank des rücksichtslosen Einsatzes der deutschen Ritter bei den moslemischen Verteidigern die Hoffnung auf weiteren Widerstand vertreiben. Aber als die Stadt bereits so gut wie sturmreif bzw. reif für die Kapitulation war, befiel die Christen eine seltsame Starre, und Konrad III. lieferte erneut ein Beispiel mangelnder Führungseigenschaften. Inzwischen drehte sich das Intrigenkarussel in Jerusalem, und vielen Kreuzrittern stieß die Dominanz der Deutschen übel auf. Außerdem befürchtete man das Eingreifen weiterer moslemischer Machthaber, die Jerusalem direkt bedrohen konnten.
König Konrad und König Ludwig ließen sich überreden, die Stadt weiter zu belagern und keinen Sturmangriff zu unternehmen. Nun kam der Mangel an Wasser und Nahrungsmitteln für Mensch und Tier immer mehr zum Tragen, die moslemischen Verteidiger zeigten wieder neuen Mut und besetzten sogar Stellungen der Belagerer. Konrad III. beschloss nach einigen Tagen schließlich die Aufgabe des Unternehmens und der französische König folgte seinem Beispiel. Ein weiteres kriegerisches Unternehmen des Stauferkönigs war damit gescheitert, und auch die Eroberung Edessas musste ad acta gelegt werden. Konrad III. kehrte schließlich dem Heiligen Land den Rücken und begab sich ins byzantinische Imperium.
Später behauptete der gescheiterte Staufer, er und sein Heer seien niemals von den Ungläubigen besiegt worden, sondern von Hunger und Krankheit. Doch man lastete ihm in der europäischen Öffentlichkeit weitgehend die Schuld an. Neben den riesigen Verlusten an Menschenleben wurde beklagt, dass er nichts »für die Erhabenheit des kaiserlichen und deutschen Namens« erreicht hätte. Viele Fürsten kehrten dem erfolglosen Herrscher nun den Rücken, und es wurde einsamer um König Konrad III.
In Saloniki schloss er schließlich Ende 1148 einen Vertrag mit dem byzantinischen Kaiser Emanuel I., der sich gegen Roger II. von Sizilien richtete, der mit dem schon sehr frühzeitig vom Kreuzzug desertierten Welf VI. ein Bündnis eingegangen war. Die alten Konflikte mit den Welfen waren also wieder aktuell geworden. Die Nachrichten aus seinem Reich waren für Konrad III. auch nicht allzu erfreulich, denn der kleine König Heinrich hatte sich als ziemlich machtlos erwiesen. Überall waren Fehden und Konflikte ausgebrochen, die auch die Macht der Staufer bedrohten.
»So reihte sich Kampf an Kampf, Niederlage an Niederlage. Daneben winkte immer noch vergebens die Kaiserkrone. Von Jahr zu Jahr hoffte Konrad,