Dr. Norden Extra Box 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden Extra Box 2 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 3
Vielleicht bin ich wirklich nicht mehr normal, dachte sie. Was war nur mit ihr, was war aus ihr geworden? Sie blickte in den Spiegel und haßte sich. Ihr war zum Heulen zumute. Warum hast du mich allein gelassen, Daddy, dachte sie. Alles wäre anders, wenn du leben würdest.
Eins wußte sie allerdings ganz genau. Niemals hätte ihr Vater diese Heirat gutgeheißen. Hatte sie nicht ihr Gesicht verloren, sich selbst auch? Wo war ihr Stolz geblieben? Und was würde sie jetzt von Philipp und Mona zu hören bekommen?
Was war eigentlich mit den beiden? Sie kannten sich doch schon so lange? Warum heirateten sie nicht?
Ich hätte einen richtigen Beruf ergreifen sollen, so wie Mona. Ich hätte wenigstens studieren sollen. Sie überhäufte sich mit Selbstvorwürfen, war wütend auf sich und griff wieder zu Tabletten.
Sie war froh, als sie vor ihrem Elternhaus ankam. Sie war müde, ausgebrannt. Sie wollte schlafen und vergessen.
Doris war nicht da, nur das Hausmädchen Marie. Sie schlug die Hände zusammen, als sie Michelle einließ.
»Sie sind wieder zu Hause, wie mich das freut«, stammelte sie.
Michelle war froh, daß sie keine Fragen nach Carlos stellte.
»Ist Tante Doris nicht zu Hause?« fragte sie müde.
»Sie ist in Bad Gastein«, erwiderte Marie. »Kann ich etwas für Sie herrichten?«
»Ich möchte schlafen.«
Marie blickte ihr besorgt nach. Das war nicht die Michelle, die sie kannte. Das war fast eine fremde Frau.
*
Als Philipp heimkam, sagte ihm Marie, daß sich Michelle gleich hingelegt hätte.
»Sie ist hier?« staunte er. »Allein?«
Marie sah ihn verwirrt an. »Warum nicht allein?« fragte sie.
»Sie ist verheiratet.«
Marie riß die Augen auf. »Das wußte ich nicht«, stotterte sie.
»Ich dachte, jeder wüßte es«, murmelte er.
»Darf ich fragen, mit wem sie verheiratet ist?« Marie war verwirrt und verlegen.
»Carlos Dorant heißt er«, erwiderte Philipp ironisch.
»Ist das nicht ein Schauspieler?«
»So ist es, aber wir wollen ihm keine Ovationen bringen, meine Gute.«
»Was möchten Sie essen?« fragte Marie.
»Ich gehe aus. Hat Michelle eigentlich gesagt, ob ihr Mann kommt?«
»Kein Wort. Sie war nur müde. Nach Frau Laurentis hat sie gefragt.«
Doris wird hoffentlich ihre Kur nicht Michelles wegen unterbrechen, dachte er. Doris hatte nämlich gerade erst eine schwere Grippe überwunden.
Er brachte es nicht fertig, an Michelles Zimmer vorüberzugehen. Leise öffnete er die Tür.
Er liebte seine Schwester sehr, und was auch geschehen war, an seinen Gefühlen für sie änderte das nichts.
»Bist du das, Phil?« hörte er sie fragen.
»Ja, Schwesterchen, ich bin es. Darf ich dich stören?«
»Du darfst alles.«
Er setzte sich zu ihr ans Bett und küßte sie leicht auf die Schläfe.
»Warum hast du nicht mal angerufen?« fragte er.
»Es hat sich alles überstürzt.«
»Wo ist Carlos?«
»Nach Spanien zu Aufnahmen. Ich möchte mal wieder zu Hause sein.«
»Das freut mich. Ich bin heute abend mit Mona verabredet. Kommst du mit?«
»Nein, ich bin zu müde. Warum seid ihr eigentlich nicht verheiratet?«
»Sollten wir das?«
»Warum nicht?«
»Muß man immer gleich heiraten?«
»Gleich sicher nicht, das mag ein Fehler sein, aber ihr kennt euch doch schon lange, und sicher schläfst du doch auch mit ihr.«
»Sei nicht so indiskret, Michelle. Wir haben wenig Zeit füreinander.«
»Man kann doch darüber reden. Ist Mona böse auf mich?«
»Sie versteht nicht, daß du Dorant geheiratet hast. Es scheint ein Schock für sie gewesen zu sein.«
Sie wechselte wieder das Thema. »Möchtest du denn keine Kinder haben, Phil?«
»Doch, natürlich. Es ergibt sich dann schon.«
»Du läßt wohl alles an dich herankommen.« Es klang mißbilligend.
Er lachte leise.
»Es genügt doch, wenn du so impulsiv bist. Ich meine, du hättest mir wenigstens vorher mitteilen können, daß ihr heiratet.«
»In England geht es schneller. Und ich wollte kein großes Tamtam. Außerdem hatte Carlos Termine.«
»Sein letzter Film war ein Flop.«
»Er war miserabel. Ich beschönige ja nichts. Ich sage auch nicht, daß er der Größte ist. Aber du bist mit Mona verabredet. Ich will dich jetzt nicht aufhalten.«
Sie will mich loswerden. Ich soll ihr wohl nicht zu direkte Fragen stellen, dachte er.
»Wie lange wirst du bleiben?« fragte er.
»Ich weiß es noch nicht. Aber sicher einige Zeit.«
Na dann, dachte Philipp, da stimmt was nicht.
*
Michelle fühlte sich elend, als Philipp gegangen war. Ihr war schwindelig, und ihr Magen rebellierte. Wahrscheinlich gehörte das zur Schwangerschaft. Dr. Norden hatte ihr gesagt, was sie vermeiden sollte. Keinen Alkohol trinken, nicht rauchen, auch nicht überanstrengen und regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen gehen.
Wollte sie denn überhaupt ein Kind von Carlos haben? War es nicht Trotz, es ihm präsentieren zu wollen? Und warum sollte sie sich eigentlich nicht von ihm trennen?
Sie wollte sich mal lieber beim Anwalt erkundigen, was sie eine Scheidung kosten würde, da er ja noch im Geschäft war. Dann war es ja nur eine ganz kurze Ehe. Vielleicht konnte die auch annulliert werden. Die widersprüchlichsten Gedanken bewegten sie nun.
Aber