Dr. Norden Extra Box 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Extra Box 2 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Extra

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das sagst du mir erst jetzt?«

      »Mir war es wichtiger, mit dir klarzukommen. Sie hat uns nicht mal von ihrer Heirat informiert, also muß sie auch die Suppe allein auslöffeln, die sie sich eingebrockt hat.«

      »Nein, Phil, wir können sie nicht im Stich lassen, wenn sie Hilfe braucht. Ich mag Michelle viel zu sehr.«

      »Wir werden sehen, ob sie Hilfe braucht. Natürlich werden wir sie dann nicht im Stich lassen. Aber sie soll auch erst einmal einsehen, daß nicht alles so läuft, wie sie es sich vorstellt.«

      »Über ihre Heirat wird jetzt

      jedenfalls geredet werden«, meinte Mona. »Es war eine Notiz

      in der Zeitung, und die anderen werden wahrscheinlich nachziehen.«

      Philipp zuckte die Schultern. »Wir werden es schon verkraften, Mona.«

      *

      Als Michelle am nächsten Morgen aufstand, war Philipp schon wieder aus dem Haus. Ihr war das ganz recht. So brauchte sie keine Fragen zu beantworten, und als sie sich im Spiegel betrachtete, wußte sie, daß er ihr Fragen stellen würde.

      Philipp hielt mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. Er war sehr ehrlich und sehr direkt, wie ihr Vater gewesen war. Der Gedanke an ihren Vater verursachte ihr wieder körperlichen wie auch seelischen Schmerz. Sie beschloß, zum Friedhof zu fahren. Aber dann war ihr wieder so übel, daß sie Dr. Norden anrief.

      »Ich möchte Ihren Rat befolgen und einen Gynäkologen aufsuchen«, sagte sie. »Wen können Sie mir empfehlen?«

      »Dr. Leitner. Er hat auch eine sehr angesehene Privatklinik. Sie können ihn auch schnell erreichen, die Klinik befindet sich im Wiesengrund. Rufen Sie ihn an und sagen Sie, daß ich Sie zu ihm schicke, dann bekommen Sie gleich einen Termin.«

      »Aber wenn mir sonst etwas fehlt, kann ich doch zu Ihnen kommen?«

      »Jederzeit, Michelle, ich freue mich, Sie zu sehen.«

      Unwillkürlich hatte er das Gefühl, ihr zu verstehen zu geben, daß sie Freunde hatte.

      Er rief schnell bei Schorsch Leitner an und bereitete ihn auf Michelle vor. »Sei besonders nett zu ihr, Schorsch, ich habe das Gefühl, daß sie Hilfe braucht, es aber nicht zugeben will.«

      Gleich danach bekam er Michelles Anruf. Er sagte ihr, daß sie um elf Uhr kommen könne.

      Sie trank Kaffee mit viel Milch, was Marie verwunderte, denn früher hatte ihr der Kaffee nicht stark und schwarz genug sein können. Und gerade einen Toast würgte sie hinunter, um Marie nicht nachdenklich zu machen, aber die war schon nachdenklich genug.

      Am Steuer fühlte sie sich besser, vielleicht deshalb, weil sie sich konzentrierte und nicht quälenden Gedanken nachhing.

      Sie kannte sich in der Gegend gut aus und war nach knappen zehn Minuten schon bei der Klinik.

      Sie stellte sich als Michelle Dorant-Laurentis vor. Schwester Inge führte sie zu Dr. Leitner.

      »Dr. Norden hat Sie empfohlen«, sagte Michelle ungewohnt beklommen, obwohl Schorsch Leitner wahrlich nicht respekteinflößend war, sondern einfach nur sehr sympathisch und sogar väterlich wirkte.

      Er verstand es auch meisterhaft, ohne viel zu reden, die Untersuchung durchzuführen. Bei der Blutabnahme wurde es Michelle allerdings wieder schwindelig, und bei der Ultraschalluntersuchung zeigte sie sich wenig interessiert.

      Er war nicht optimistisch, aber er zeigte es ihr nicht. Sehr gewissenhaft führte er die Untersuchung durch, eingehender als bei anderen Schwangeren.

      »Sie sollten in den nächsten Wochen sehr vorsichtig sein«, sagte er eindringlich. »Bitte, nicht rauchen. Ein Gläschen Sekt kann nicht schaden, nur sollten Sie auch jeden Streß vermeiden. Haben Sie größere Reisen vor?«

      »Nein, ich werde jetzt hierbleiben. Und ich verspreche auch, regelmäßig zur Kontrolle zu kommen. Das hat Dr. Norden mir auch schon ans Herz gelegt.«

      »Ich werde Sie anrufen, wenn die Laborbefunde vorliegen.«

      »Gibt es irgendwelche Bedenken?«

      »Sie sind ein Leichtgewicht und sehr schmal gebaut. Man sollte schon etwas vorsichtiger sein.«

      Er machte sich ganz andere Gedanken, aber das zeigte er freilich nicht.

      »Nützen Sie das schöne Wetter aus, gehen Sie viel an die frische Luft. Bewegung ist auch wichtig.«

      »Ich wandere gern«, sagte sie. »Vielen Dank, Herr Doktor, daß Sie so entgegenkommend waren.«

      »Ich freue mich, wenn man mir Vertrauen entgegenbringt.«

      Vertrauen, dachte Michelle. Vertrauen ist so unendlich wichtig, aber Carlos kann ich nicht vertrauen. Wie konnte ich mich nur in diese Ehe stürzen, wie hat er es fertig gebracht, mir jede nüchterne Überlegung zu nehmen?

      Aber was war denn überhaupt in letzter Zeit mit ihr los, daß Sie so unkontrolliert war und manchmal ganz die Gewalt über sich verlor? Früher hatte ihr Verstand immer das Gefühl beherrscht.

      Sie hatte nie unüberlegt gehandelt.

      Sie fuhr zum Friedhof. Sie wollte Zwiesprache mit ihrem Vater halten. Vielleicht kam ihr an seinem Grab die Erleuchtung, was mit ihr los war.

      Sie kaufte weiße und rote Rosen, einen ganzen Arm voll, und damit bedeckte sie das Grab, das von Tannen umgeben war. Ein schlichter Stein, in den sein Name eingraviert war und der seiner Frau, ihrer Mutter, der gegenüber sie immer Schuldgefühle hatte, weil sie meinte, daß sie ihretwegen sterben mußte. Ihr Vater hatte es ihr auszureden versucht, aber jetzt waren diese Gedanken wieder gegenwärtig.

      »Daddy, wenn du doch bei mir wärst«, flüsterte Michelle. »Du würdest mir sagen, wie ich es richtig mache, wie ich mein Leben wieder in den Griff bekommen kann. Oder ist das für immer vorbei? Dann möchte ich lieber tot sein, bei dir, fern von dieser Welt, in der ich doch nicht mehr glücklich sein kann. Ich habe doch gedacht, daß Carlos mich liebt, und ich verliebte mich in ihn, weil er in einem Film dir ähnlich sah. Ich dachte, daß er so sein würde wie du, daß ich mich bei ihm anlehnen könnte und Halt finden könnte, aber er ist so haltlos und egoistisch. Er wollte nur mein Geld. Jetzt weiß ich es. Du hast mich damals gewarnt. Du hast gesagt, daß die Männer oft erst aufs Geld schauen, aber ich meinte ja, daß er selbst genug hat, und es schien ja auch so zu sein. Wie soll ich es nun Philipp und Mona beibringen, daß ich so unglücklich bin? Ewig kann ich die Rolle der glücklichen Frau nicht spielen. Das Lachen vergeht mir.«

      Sie kniete nieder und faltete die Hände. Sie fühlte sich als Kind und war unendlich traurig. Dann dachte sie an das Kind, das sie haben würde. Konnte sie dieses Kind lieben? Konnte sie denn durchhalten, was sie von Carlos verlangt hatte? Wollte sie es denn überhaupt, daß diese Ehe aufrecht erhalten wurde?

      *

      Dr. Leitner hatte die ersten Laborbefunde schon am nächsten Tag auf dem Schreibtisch liegen, und sein Gesicht wurde sehr ernst, als er sie las, denn sie mußten ihm zu denken geben. Zuerst war da der Rhesus-Faktor negativ, der sich kritisch für das Kind auswirken konnte. Im zweiten Befund zeigte sich eine deutliche

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