Dr. Norden Extra Box 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Früher hatte man ihr nachgesagt, daß sie sehr wählerisch sei, und ein paar Männer hatten sie sogar die eiserne Jungfrau genannt.
Verzweiflung packte sie plötzlich, doch dabei mußte sie sich allein die Schuld an dieser Misere geben.
Dr. Norden hatte gesagt, sie solle zu einem Gynäkologen gehen. Vielleicht riet ihr der, die Schwangerschaft zu unterbrechen, wenn es ihr schlechtging. Und es ging ihr schlecht. Dr. Norden wollte sie nicht fragen. Ihm hatte sie ja die glückliche Frau vorgespielt. Hatte sie ihn wirklich getäuscht? Was hatte man denn hier so über Carlos geredet und geschrieben?
Warum dachte sie erst jetzt darüber nach, warum nicht schon früher, bevor sie ja gesagt hatte zu dieser Ehe?
Aber Carlos hatte sie ja auch getäuscht. Er hatte von Liebe gesprochen und daß sie die einzige Frau sei, die ihn festhalten könnte. Keine andere hätte ihm soviel bedeutet. Sie solle die Gerüchte nicht ernstnehmen, und was nicht alles, und sie war wie benebelt gewesen.
Sie wankte ins Bad, stellte sich unter die Dusche. Ihr wurde es ein bißchen wohler. Dann ging sie hinunter zu Marie und ließ sich einen Tee aufbrühen. Sie schluckte wieder die Tabletten.
Marie sah es.
»Sind Sie krank?« fragte sie besorgt. »Soll ich Dr. Norden rufen? Sie kennen ihn doch?«
»Ich war schon bei ihm. Ich fühle mich tatsächlich nicht ganz wohl. Ich werde mich doch gründlich untersuchen lassen.«
»Ich will ja nicht aufdringlich sein, aber Herr Laurentis hat gesagt, daß Sie geheiratet haben. Ich möchte gern Glück wünschen.«
»Das kann ich brauchen, Marie. Aber reden wir jetzt nicht davon.«
*
»Mir geht Michelle nicht aus dem Sinn«, sagte Fee Norden abends zu ihrem Mann. »In der Abendzeitung ist eine kleine Notiz, daß Carlos Dorant in England die reiche Erbin Michelle Laurentis geheiratet hat. Die Hochzeit fand zwischen Filmaufnahmen statt. Das ist alles.«
»Wäre dir eine prunkvolle Hochzeit lieber, Fee?« scherzte er.
»Gar keine wäre mir am liebsten gewesen. Ich kenne Michelle, sie wird es bestimmt schnell bereuen.«
Sie konnte nicht ahnen, wie sehr sie es schon bereute.
Michelle hatte eine Flasche Sekt neben sich stehen und schon zwei Gläser getrunken. Marie hatte nur den Kopf geschüttelt, als sie diese selbst aus dem Keller holte. Früher hatte Michelle Alkohol nie angerührt. Und geraucht hatte sie auch nicht. Jetzt rauchte sie.
Daß sie wieder zwei Tabletten nahm, sah Marie nicht, aber sie sah Michelle an diesem Abend überhaupt nicht mehr, denn sie lag inzwischen schon wieder in tiefstem Schlummer in ihrem Bett, beinahe bewußtlos zu nennen.
Sie ahnte auch nicht, wie sehr man sich um sie sorgte. Philipp versuchte vergeblich, Mona diese tiefe Sorge auszureden. Er wollte sie ablenken und schlug ein ganz anderes Thema an.
»Michelle hat mich gefragt, warum wir nicht verheiratet sind«, sagte er so plötzlich, daß Mona ihn fassungslos ansah. Sie rang nach Worten, und Philipp lachte.
»Jetzt bist du sprachlos. Ja, darüber macht sie sich Gedanken, weil wir uns doch eigentlich lange genug kennen würden. Und wie denkst du darüber?«
Mona hatte sich gefaßt. »Soll ich dir etwa einen Heiratsantrag machen und mir einen Korb holen?« fragte sie ironisch.
»Woher willst du wissen, daß du einen Korb bekommst?«
»Na, du hast doch noch keine Anstalten gemacht, dieses Thema auch nur anzudeuten.«
»Du hast ja auch kein Signal dazu gegeben.«
Sie betrachtete ihn kopfschüttelnd. »Du bist ein seltsamer Mann, Philipp. Wenn du im Geschäft auch so abwartend wärest, hättest du schon längst Konkurs anmelden müssen.«
»Da habe ich es mit Waren zu tun.«
»Aber doch auch mit Menschen, nämlich mit deinen Mitmenschen.«
»Ich weiß ja, was ich von denen zu halten habe. Bei dir weiß ich nie, woran ich bin. Würdest du denn auf deinen Beruf verzichten?«
»Warum denn?«
»Nehmen wir mal an, wir würden heiraten, würdest du dann auch weiterhin beruflich so engagiert sein?«
»Wie ist es denn mit dir? Ich würde mich jedenfalls sträflich langweilen, wenn du die meiste Zeit im Büro verbringst.«
Er warf ihr einen nachdenklichen Blick zu. »Vielleicht tue ich das, weil niemand zu Hause auf mich wartet, hast du daran noch nicht gedacht?«
»Warum hast du dann nicht mal ein Signal gesetzt? Von Liebe war doch zwischen uns nie die Rede.«
»Muß man denn darüber reden? Mich interessiert jedenfalls keine andere Frau, und man muß ja nicht unbedingt heiraten, um dennoch zueinander zu gehören. Ja, wenn wir Kinder haben wollen, ist es selbstverständlich.«
»Eine Ehe ohne Kinder kann ich mir nicht vorstellen«, sagte Mona.
»Fein, daß du dich diesbezüglich mal äußerst. Ich dachte, der Beruf wäre dir wichtiger!«
»Du machst mich langsam wütend«, sagte sie mit blitzenden Augen.
»Es steht dir gut, wenn du wütend bist«, scherzte er. »Jetzt mach kein Gesicht, Mona, es ist doch wirklich an der Zeit, daß wir mal ernsthaft über die Zukunft reden.«
»Nur, weil Michelle Anstoß daran nimmt, daß wir nicht verheiratet sind?«
»Nein, weil sie findet, wie gut wir zueinander passen. Und ich finde das schon lange. Du etwa nicht?«
Sie konnte ihm nicht böse sein. Sie liebte ihn, und das nicht erst jetzt, da er von Heirat sprach. Es hatte ihr auch nichts ausgemacht, so mit ihm zusammenzusein, wenn nicht doch manchmal die Angst gewesen wäre, daß er sich einer anderen zuwenden könnte. Aber Philipp Laurentis war nicht so wie Carlos Dorant.
Er griff nach ihrer Hand. »Werden wir heiraten, und wirst du dann auch Zeit für mich haben, Mona?« fragte er.
»Wirst du dir auch Zeit für Privatleben nehmen?« fragte sie.
»Wir werden uns bestimmt einig werden. Du weißt hoffentlich, was du mir bedeutest.«
»Ich liebe dich«, sagte sie leise.
»Du machst mich glücklich. Aber eigentlich war ich immer glücklich, wenn ich mit dir zusammensein konnte.«
So konnte sich Liebe auch beweisen.
Ihre Blicke versanken ineinander, und er küßte ihre Fingerspitzen.
»Eigentlich müßte ich dir jetzt einen Ring an den Finger stecken, aber ich habe keinen.«
»Es geht auch ohne Ring.« Sie drückte seine Hand an ihre Wange. »Und welchen Eindruck hattest du von Michelle?«
»Sie