Fürstenkrone 11 – Adelsroman. Viola Larsen

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Fürstenkrone 11 – Adelsroman - Viola Larsen Fürstenkrone

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Tihany ging mit Margret durch das Tor in den festlich erhellten Park. Lautes Stimmengewirr, untermalt von den Klängen der Tanzkapelle, scholl ihnen entgegen. Sie blieben einige Momente fasziniert stehen.

      »Dies ist das schönste Fest, das ich je erlebt habe«, flüsterte Margret und sah ihn an.

      Sandor schien nicht ihrer Ansicht zu sein. Er schwieg, als habe er nichts gehört, und sein Gesicht wirkte wie versteinert.

      Der Baron kam mit Elga und den letzten Gästen hinter ihnen her.

      Da es sich rasch herumsprach, dass der blendend aussehende junge Mann Graf Sandor Tihany war, wurde dieser bald von Leuten umringt, die ihn von früher kannten oder doch wenigstens seine Eltern gekannt hatten. Seine Stiefmutter hatte ihn und seine Begleiterin auch bereits gesichtet.

      Sie kam auf ihn zu, drängte ihn für einen Augenblick zur Seite und raunte ihm ins Ohr: »Empörend, wie du dich benimmst!« Dann ließ sie ihn stehen. Margret wurde von ihr wie Luft behandelt.

      Diese Bemerkung seiner Stiefmutter schürte nur seinen Groll und bestärkte ihn in der Annahme, dass sie das alles eingefädelt hatte.

      Baron Albert sowie Fräulein Achenbach waren ebenfalls schockiert über das Verhalten des Grafen, obwohl er so äußerst sympathisch wirkte. Sie begrüßten ihn jedoch genauso liebenswürdig wie alle anderen Gäste, und ebenso nett wurde auch Margret empfangen.

      Der Baron, der zuerst angeordnet hatte, dass Graf Tihany mit am Tisch seiner Tochter sitzen sollte, änderte auf Elgas Bitten hin unauffällig die Tischordnung. So kam Graf Tihany mit Margret an den Tisch, an dem Baron Albert und eine junge Dame sowie einige weitere junge Leute aus den ersten Kreisen der Umgebung und der Stadt Platz genommen hatten.

      Graf Tihany war auffallend schweigsam, sodass Baron Albert in der Hauptsache das Gespräch mit den anderen führte. Zum Glück war er ebenso geistreich wie sein Vater, sodass keine Sekunde Langeweile aufkam, sondern die jungen Damen immer etwas zu lachen hatten.

      Auch Margret fand den jungen Baron überaus charmant. Ab und zu sah sie auf Graf Tihany, und es war ihr völlig rätselhaft, wieso er heute so in sich gekehrt und wortkarg war. Packte ihn etwa die Trauer, dass ihm Erlau nicht mehr gehörte?

      Diener in roter Livree mit Goldbesatz servierten ein lukullisches Abendessen. Aber zwei Menschen rührten davon kaum etwas an. Das waren Elga und Graf Tihany.

      Wenn sie sich unbeobachtet fühlten, flogen Blicke hin und her, ohne dass sie sich jemals trafen, denn das vermieden sie beide geflissentlich. Tiefer Groll saß in ihren Herzen. In Elga wühlte zudem noch brennende Eifersucht auf die hübsche Margret Lindemann, die doch von allem nichts ahnte.

      Elga hatte einen sehr netten Tischherrn bekommen, den ihr Vater ihr im letzten Moment auserwählt hatte. Er gab sich redliche Mühe, sie zu unterhalten, aber er hatte keinen großen Erfolg.

      Graf Tihany sprach dem Sekt mehr zu, als ihm guttat. Er wollte alles in Alkohol ertränken, was ihn so peinigte. Daraufhin wurde er gesprächiger. Er fing an, sich mit Baron Albert zu unterhalten, und fand auch diesen gegen seinen Willen sehr sympathisch.

      Dann wieder wanderte sein Blick über den Park, über Elgas zauberhafte Gestalt ein paar Tische weiter und über die Mauern des geliebten Schlosses. Er biss sich auf die Lippen, um einen abgrundtiefen Seufzer zu unterdrücken. Seine Stiefmutter, die nicht weit entfernt saß, würdigte er kaum eines Blickes, und sie verhielt sich ebenso. Sie war maßlos enttäuscht, dass sie nicht am Tisch von Baron Waldstein saß, und das schob sie ihrem verstockten Stiefsohn in die Schuhe.

      Am Tisch des Barons saß Fräulein Achenbach, sehr dezent und vornehm im taubenblauen Kleid aus Atlasseide. Die Gräfin konnte die Hausdame nicht ausstehen, und umgekehrt war es genauso, wenn sich auch Fräulein Achenbach niemals eine Äußerung über Gäs­te des Hauses erlaubte.

      Nach dem Abendessen begann der Tanz. Dafür war eigens eine Tanzfläche auf einer angrenzenden Wiese errichtet worden, die von bunten Lichtern umsäumt war.

      Der Baron eröffnete mit seiner Tochter den Tanz. Er war ein glänzender Tänzer und sah noch fabelhaft aus. Er hielt Elga galant und zärtlich am Arm. Sie schwebte an der Seite des Vaters dahin. Man war allgemein so entzückt von diesem anmutigen Paar, dass niemand es wagte, die Tanzfläche zu betreten, bis der Baron eine auffordernde Handbewegung machte.

      Graf Tihany saß wie versteinert da. Er starrte auf das tanzende Paar und leerte sein Glas Champagner in einem Zug. Er war so versunken, dass er kaum bemerkte, wie Baron Albert Margret Lindemann zum Tanz aufforderte. Danach tanzten auch die übrigen jungen Leute an seinem Tisch, sodass er ganz allein dasaß.

      Er hörte die Musik wie aus weiter Ferne. Er dachte an das kleine süße Mädchen Elga, das er im Arm gehalten und geküsst hatte. War es dieselbe Frau, die jetzt wie eine Königin über das Parkett glitt, umhüllt von einem rauschenden Ballkleid?

      Er zuckte zusammen, als die Paare lachend zu ihren Tischen zurückkehrten.

      »Hoffentlich sind sie mir nicht böse, dass ich Ihnen Ihre Tischdame entführt habe«, lachte Baron Albert ihn an. »Ich glaube, Sie haben es nicht einmal bemerkt.«

      Er lächelte matt zurück. Margret neigte sich ihm zu. Ihr Gesicht war vom Tanzen und vom Alkohol gerötet.

      »Ist dir nicht gut, Sandor?«, fragte sie.

      »Warum?«, entgegnete er. »Ich fühle mich ausgezeichnet. Tanzen wir?«

      Sie nickte erleichtert. Und von nun an tanzte er jeden Tanz. Ohne eine kleine Pause zu machen, forderte er eine Dame nach der anderen auf. Am meis­ten tanzte er jedoch mit Margret, der sein plötzlich exaltiertes Benehmen genauso unverständlich war wie vorher seine Einsilbigkeit.

      Er tanzte nur nicht mit Elga. Sie mied er konstant. Im allgemeinen Trubel des Festes fiel das nur den Eingeweihten auf. Und diese fanden sein Benehmen brüskierend.

      Elga litt Höllenqualen. Sie wurde zwar dauernd zum Tanz geholt und die Herren rissen sich geradezu um sie, aber sie wartete ja nur auf den einen, der nicht kam.

      Wie hatte sie sich auf dieses Fest gefreut, und nun wünschte sie nichts sehnlicher, als dass es zu Ende ginge. Sie hatte nur noch den einen Wunsch, allein zu sein und sich ganz ihrem Schmerz hinzugeben.

      Ihr Vater beobachtete sie, und er litt selbst mit ihr, aber er sah keine Möglichkeit, ihr zu helfen. Sollte ich mich so in diesem jungen Grafen getäuscht haben, dachte er verstört.

      Er nahm sich vor, gnadenlos vorzugehen, falls der Graf seinen Rückzahlungsverpflichtungen nicht nachkam.

      Genauso kalt, wie der Graf jetzt über den Schmerz Elgas hinwegging.

      Wie jedes Fest, so ging auch dieses langsam seinem Ende zu. Graf Tihany war einer der Ersten, die kurz nach Mitternacht aufbrachen. Er fühlte nach dem letzten Tanz eine immer stärker werdende Erschöpfung, und der genossene Alkohol tat sein Übriges.

      Plötzlich merkte er, dass er den ganzen Abend nichts anderes getan hatte, als sich selbst und allen anderen eine Komödie vorzuspielen.

      Und jetzt hatte er genug. Er wollte fort – fort aus den Mauern dieses alten Schlosses, das ihn auf jedem Schritt an seine glückliche Kindheit erinnerte, und fort aus der Nähe des Mädchens, das er heute aus Rache für vermeintlichen Verrat mit tödlicher Nichtachtung gestraft hatte.

      Er fühlte,

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