Die Suche hat ein Ende. Mario Walz

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Die Suche hat ein Ende - Mario Walz

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einfach in unserem menschlich verfügbaren Feld der normalen alltäglichen Möglichkeiten. Genau wie die Kinder heutzutage einfach so mit Handys und Computer umgehen können. Die Masse an Usern hat ein Feld errichtet, das die Neugeborenen bereits von Anfang an integriert haben. Weil es so stark ist. Es ist eben zur Normalität geworden.

      Wenn man sich mal vorstellt, was noch alles in den Feldern um uns angelegt ist, in welche sich mensch problemlos einklinken kann. Was wir alles lernen könnten, wenn wir diese Möglichkeit Inhalte aufzunehmen bewusst nutzen würden!

      Ich erinnere mich, wie ich nach wochenlangen Bemühungen, den Adobe Photoshop zu ergründen – um meine Zeichnungen im Computer besser aussehen zu lassen –, fast verzweifelte. Weil ich das Programm einfach nicht kapierte. Bis ich eines Tages aufwachte, mich an den Computer setzte und ohne ersichtlichen Grund die Ebenenfunktionen beherrschte. Einfach so – ohne äußere Unterstützung oder Erklärungen. Es fiel mir quasi aus dem Himmel in den Schoss, oder: Ich hatte endlich Zugang zu dem Feld, in welchem das Wissen der mit Photoshop arbeitenden Designer und Grafiker gespeichert war.

      Es ist alles da oben abgelegt und einfach zu ergründen. Alle erdenklichen Ideen zur Ausübung und Erfahrung liegen dort oben bereit: Sei es Krieg, wovon uns bestimmt ein großes Feld umgibt, das täglich durch gewaltverherrlichende Filme und tatsächlicher Gewalt Erweiterung erfährt. Oder ein Feld der Nächstenliebe, der Hilfe, des Mitgefühls und der Toleranz. Diese Felder müssten meines Erachtens noch mehr Energie erhalten, um einmal zur gesellschaftsbestimmenden Normalität zu werden. Aber dazu benötigt es vielleicht mehr Anregungen in diese Richtung, was über die alles erreichende Medienlandschaft geschehen könnte. Sodass mehr Menschen dieses Gedankengut in sich aufnehmen und sich aus dem Feld der Unsicherheit und Angst ausklinken können. Veränderung ist machbar.

      Nachdem wir aus dem schwarz–weißen Café in den Strom der Feierabendfeiernden getreten waren, trennen wir uns und ich gehe – wie so oft – alleine ins Kino. Nach einem leidlich amüsanten Film sitze ich in meinem Auto und warte auf den Beginn meines mittwöchlichen Tanzvergnügens. Und falle wieder einmal in die Rolle des Außenstehenden. Ich beobachte die Menschen um mich herum. Wie sie durch die prall gefüllten, von Hektik durchzogenen Straßenwelten ziehen, verfolgt von gedankenschweren Energien, die sich in ihren Nacken geheftet haben. Leidende Menschen, betrunkene Menschen, ängstliche Menschen. Im Einkaufswahn oder der Einsamkeit verfallen. Kranke Menschen. Menschen, die sich der gesellschaftlichen Norm und Moral zu Füßen geworfen haben, um die eigene Unsicherheit nicht zu spüren. Um sich in Zeiten der Angst geleitet und geführt zu wissen. Anstatt sich der Angst zuzuwenden, um zu erkennen, dass Angst nur eine hohle Blase aus der Vergangenheit ist.

      Ich stehe in meiner ehemals Lieblingstanzhalle und bemerke wieder einmal, dass die interessanten Leute bis auf wenige verschwunden sind. Die »next Generation« hat den Schuppen in ihren Besitz genommen, so wie ich es schon oft erlebt habe. Das bedeutet wieder Veränderung: Ich muss nach einem neuem Ort Ausschau halten. Alte Zelte abbrechen und Neues in Bewegung bringen.

      Veränderung ist das einzig Beständige in meinem Leben. Immer wieder von Neuem zu beginnen, neue Wege zu gehen und Neues zu erproben. Und kaum habe ich mich an etwas gewöhnt, oder als akzeptabel abgespeichert, verändert sich die Situation von Neuem. Manchmal leide ich unter dem ewigen Hin und Her. Heute zum Beispiel.

      Ich vermisse so etwas wie eine Heimat. Ein Ort, an dem ich mich absolut wohlfühle, der mir entspricht, wo ich Leute finde, die mir entsprechen. Gleichgesinnte. Eine Heimat für alle meine Bedürfnisse. Überhaupt eine Heimat.

      Heimat

      Ein wahres zu Hause ist für mich auf ewig mit der rötlichen Stadt am silbernen Fluss verbunden. Aus den hohen, beinahe den Himmel berührenden Bergen, mit all den kristallenen Toren zu anderen Orten, entspringt der silberne Fluss aus einer weit oben gelegenen Höhle. Der Blick ins darunter liegende Land ist unbeschreibbar. Die Weite und der fast greifbare Frieden umschmeicheln den Berg und stürzen mit dem glitzernden Wasserfall in die Tiefe. Dort sammelt sich das in den Sonnenlichtern spiegelnde Nass und fließt in einem immer breiter werdenden Strom ins Land hinein.

      Je tiefer der Fluss ins Land eindringt, desto breiter, kräftiger, lebendiger wird er. Die das Wasser bewegenden Wesen springen übermütig von Stein zu Stein, schlagen Purzelbäume und Kapriolen und bringen die Gischt des tosenden Wassers zum Sprühen. Deren Lachen ertönt und mit dem Rauschen des Fließens bringt die Bewegung des Stroms einen Gesang der unvergesslich bleibt.

      Viele Fernen weiter beruhigt sich das mittlerweile älter gewordene Sein im Wasser und fließt nun gemächlicher, beobachtender durch die jetzt rötlich schimmernde Landschaft. Kristalle stehen an den Ufern. Mannshoch, in allen Farben erfahrbar. Und der feste, steinige Boden ist überzogen von sattem, weichen Moos, in welchem zarte Blüten bunter Formen ihre Köpfe zum Himmel strecken. Dem Mäander folgend wird das fließende Sein wieder schneller, belebter. Es scheint, als freut sich jeder Tropfen in dem belebten Fließen auf ein kommendes Ereignis. In leichten Stromschnellen geht es um bewachsene Felsen herum und stürzt auf ein Plateau, das den Fortlauf des Flusses etwas verlangsamt. Dennoch ist die freudige Erregung spürbar.

      Auf dem Plateau, an die dahinter wieder aufragenden Berge gelehnt, steht meine Heimatstadt. Oder besser, die Stadt die mir in dunklen Zeiten düsterer Verzweiflung am nächsten war, die mir größte Hoffnung, aber auch stete Sehnsucht schenkte. Breite, aus rötlichen Steinen gebaute Brücken überspannen den springenden Fluss. Es gibt keine Straßen in unserem Sinne, denn Fahrzeuge sind nicht zu sehen, werden auch nicht benötigt. Überall tummeln sich die Bewohner dieser Stadt. Es ist ein friedvolles Wispern freudiger Stimmen. Das Leben spielt sich vornehmlich auf den Straßen ab. Es ist warm, Kälte ist nicht vorgesehen an diesem Ort.

      Die Stadt zieht sich in kleinen übereinander gebauten Wohnquadern, mit unzähligen Treppen und Plätzen, den Blick in die sich ergebende Weite freigebend, die Hänge hinan. Es ist keine städtebauliche Absicht zu erkennen, aber das Durcheinander und die unzähligen, meist offenen kleinen Wohnungen sprechen vertraut miteinander. Die Stadt lebt in sich, und die Bewohner feiern das Leben in einer andauernden Freude. Ich wohne weit oben, den Blick nicht in Richtung der Berge gerichtet, sondern so wie ich es auch heute noch liebe, in den fast nur aus Himmel bestehenden Horizont.

      Der silberne Fluss, bevölkert mit kleinen Booten und die am Himmel wachenden Sonnen spiegelnd, rast laut, in Vorfreude brüllend, auf den von der Stadt begrenzten Horizont zu. Um dort mit breitem Grinsen in das viel tiefer liegende Land zu fallen. Die Stadt blickt somit von oben auf die Welt hinunter, eine Welt voller Leichtigkeit und Schönheit.

      An Verbindungsleinen schweben runde Wohnkugeln über dem immensen Wasserfall. Eine ganz spezielle Erfahrung des Wohnens und Schlafens, was mir aber immer zu bewegt war. Über den Häusern mit all den Stufen und Treppen, die sich rechts und links des Flusses an die kraftvollen Berge lehnen, sind viele Kristalle zu sehen. Wie auch die wild Gewachsenen, spiegeln sie alles Licht, alle nur erdenklichen Farben. Diese sind jedoch bearbeitet und werden als Energielieferanten und zum Überqueren verschiedenster Entfernungen genutzt. Es sind Tore durch Raum und Zeit, einzeln zu begehen und an viele Orte in dieser und in anderen Welten führend.

      Allein der Gedanke an diese Stadt, an die Lebendigkeit und Kraft dieses Ortes macht mein Herz weich und groß. Wir leben hier in einer friedvollen Gemeinschaft, es gibt keinen großen Ärger oder Kriege mehr. Wir haben diese Phase längst schon hinter uns gelassen. Unser Bestreben erfüllt sich durch das Studieren und das Genießen des Lebens. Wir sind auch auf Schiffen im gesamten Universum unterwegs, wo wir unsere Hilfe dem anbieten, der sie haben will.

      Die Frage nach Leben und Tod stellt sich uns nicht wirklich. Wir sind verbunden mit unseren Seelen und wissen um die Dinge, die das lebendige Sein bestimmen. Wir sterben auch nicht ungewollt. Es gibt eine freiwillige Möglichkeit, ein anderes Dasein, eine andere Inkarnation zu wählen. Was wir im Einklang mit unserem inneren Wesen bestimmen.

      Dennoch

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