Die Suche hat ein Ende. Mario Walz

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Die Suche hat ein Ende - Mario Walz

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als generelle Tatsache dargestellt. Dass aber jeder seine ganz eigene Chemie hat, wird schlicht ignoriert.

      Ich kann auch nicht verstehen, dass man dazu übergeht, Nahrungsmittel auf die spezielle Zusammensetzung einzelner Bausteine zu reduzieren, um diese künstlich nachzubasteln. Und um dann festzustellen, dass die künstlich erstellten Bauteile nicht dieselbe Wirkung haben, wie die natürlichen. Jedes lebende Objekt besteht aus mehr als nur den mikroskopisch erfassbaren Einzelteilen. Es gibt ein alles zusammenfassendes Informationsfeld, das den Charakter, die Erscheinung, die Wirkung, die Gesamtheit bestimmt. Ein Feld, das auf einer geistigen Ebene die Information des gesamten Objektes, des Lebewesens oder der gesellschaftlichen oder geistigen Struktur beinhaltet, und bestimmt. Solche Felder nennt man morphogenetische Felder.

      Diese allumfassende und alles erklärende Theorie ist wissenschaftlich natürlich noch nicht angenommen worden. Sie würde ja auch das gesamte Konstrukt unserer evolutionären Basis umstürzen. Wer kann da schon an einer Veröffentlichung im großen Maße Interesse haben.

      Nichtsdestotrotz erleben und fühlen wir alle diese uns umgebenden Felder in jedem Moment und in jeder Situation. Unsere komplette gesellschaftliche Struktur basiert darauf und selbst unser eigener Körper, unsere Mentalität sowie unsere kulturelle Zusammengehörigkeit sind in dieser Theorie verwurzelt.

      Morphogenetisches Feld

      Um bei der oben erwähnten Mode zu bleiben: Im Raum klebt eine Idee – zum Beispiel vor dreißig Jahren: Punk. In allen Kulturen, die gedanklich und mental miteinander verbunden sind, ist dieser Gedanke plötzlich wahrnehmbar. Dabei geht dies von der zugrunde liegenden Idee bis zur äußerlichen Kleidung. Je mehr Menschen diesen Gedanken, diese Idee in sich leben lassen –ihm sozusagen Energie geben – desto größer wird das entsprechende Feld. Und immer mehr Leute werden davon erreicht. Je größer das Feld, umso leichter ist es für Gleichgesinnte, sich einzuklinken und die Idee »downzuloaden«.

      Wenn eine Mehrheit der Menschen das Feld in ihr Wesen übernommen hat, ist das Feld so groß, dass es zur grundlegenden Struktur in Mentalität und Gesellschaftsordnung wird. Ungewohntes wird über Nacht zur Normalität.

      Heutzutage ist das Färben der Haare, das Piercen und Tätowieren der damals oft verspotteten Punks so normal geworden, dass sich niemand mehr darüber aufregt. Höchstens ich, weil ich die damalige Idee als verraten empfinde. Aber so funktioniert das Assimilieren. Ein anfänglich revolutionärer Gedanken wird zu einer Massenbewegung, die aber den Ursprungsgedanken in extrem verwaschener Form in das eigene Denken übernimmt. Wobei oft die Idee oft entkernt, und der Inhalt auf sein äußere Erscheinungsform reduziert wird. Aus dem Feld des Revoluzzertums wurde über die Zeit ein matschiger Abdruck. Untergegangen im Massenbewusstsein. Der ursprüngliche Gedanke wurde einfach integriert und weggeschwemmt. Und hat dadurch seine Kraft verloren. Übrig blieben die übernommenen Frisuren und Teile der Kleidung, die jetzt normal geworden sind.

      So funktionieren alle Veränderungen. Ob das nun eine industrielle Revolution, kirchliches Gedankentum, das Fahrradfahren, Computer oder Modeerscheinungen sind: Am Anfang war ein kleines Feld, das einige Wenige initiierten oder erspürten. Diese »Idealisten« oder – im oberflächlichen Sinne – Designer ziehen durch ihre intuitive Wahrnehmung der neuen Impulse die formgewordene Idee in die materielle, sichtbare Welt. So wird ein Trend geboren. Ein Trend, den erst wenige verfolgen, die dafür oft ausgelacht oder beschimpft, verspottet und verfolgt werden. Die Idealisten fühlen das Wachsen dieser Struktur und sind sich ihrer Bedeutung bewusst. Je mehr Menschen diese Idee nun wahrnehmen, umso größer wird das entsprechende Feld und umso einfacher ist es für nachfolgende Leute oder Designkopisten, den Trend nachzuahmen und weiterzuführen. Mit jedem neuen Nutzer der Idee verbreitet sich das Gedankentum oder die Mode. Plötzlich trägt jeder Schlaghosen! Und es wird normal, Schlaghosen zu tragen. Und mit der Normalität verändert sich sogar der Massengeschmack: alle finden Schlaghosen spitze, klasse, groovy.

      Auf anderen Ebenen wächst der Gedanke an eine Revolution aus idealistischen Gründen und Szenarien werden gemacht, wie eine bessere Welt auszusehen habe. Es werden Anstrengungen und Unternehmungen angeleiert, die das entstandene geistige Feld vergrößern, ihm mehr Kraft und Bedeutung geben. Bis sich das Feld verselbstständigt und in die Masse eingeht. Dann werden im schlimmsten Fall aus friedlichen Protesten radikale Demos, bei der Mauern zerstört und Grenzen eingerissen werden. Um dann im neu eroberten Land mit 100 DM und einer Gurke die ursprüngliche Idee von Freiheit mit reichlich viel Sekt zu Grabe zu tragen. So ist der Lauf der Dinge. Hoffen wir, dass die momentane Bewusstseinsrevolution ihre Ideale behalten kann, wenn sie zu einer Massenbewegung wird.

      Was bin ich früher ausgelacht worden, weil ich die Haare auf spezielle Weise frisiert oder gefärbt hatte, oder mit den außergewöhnlichsten Klamotten herumlief. Genau diese Mode ist heute zur Normalität geworden, und eben auch das Schwarz–Tragen. Die entstandene Normalität überrennt die ursprüngliche Idee einfach. Aber im Tod des assimilierten Gedankens blüht ein neuer Gedanke. Ein ständiges Kommen und Gehen, ein Hin–und–her–Geschubse von einem Extrem in das nächste, und die große Masse führt alle Ideen in die Normalität.

      Das soll jetzt ohne Beurteilung verstanden sein. Es ist so, weil es genauso funktionieren muss. Es gibt die, welche von einer neuen Idee zur nächsten springen, immer jenseits der Norm, um eine Veränderung zu bewirken, einen Gegentrend zu schaffen, bewusst oder unbewusst. Eine Veränderung in Kleidung, Design, Musik, gesellschaftlichen Ideen oder gar politischen Strukturen. Eine Veränderung, die vonnöten ist, um eine Gesellschaft zu einer Evolution anzuregen. Und es gibt jene, welche die neuen Errungenschaften normalisieren müssen. Welche die neuen Ideen in die alltägliche Realität aufnehmen und integrieren. Ohne die Übernahme des Neuen in die Masse, in die Normalität, kann es keine tief greifende, alle berührende Veränderung geben.

      Eine neue Idee muss Fuß fassen können, und um stabil zu bleiben. Sie muss auf festem Boden stehen. Deswegen auch der beobachtbare Gedanken– und Vorstellungswandel in den Generationen. Die eine Generation versucht die Gesellschaft durch neues, extremes Denken, und wagemutige Schritte zu verändern. Sie bringen neue Gedanken und Ideen ins Leben. Die nächste Generation zeigt sich im Gegensatz dazu von eher konservativer Natur, beständiger, wieder behäbiger, unbeweglicher. Beide Generationsmodelle sind wichtig: Die Geruhsame bestätigt zunächst die alten Werte, um aber gleichzeitig auf unrevolutionäre Art und Weise das neue Gedankengut mit in die Mentalität einzubeziehen. Um dann zum nächsten Schritt weiterzugehen.

      Die morphogenetischen Felder bilden sich also, wenn neue Gedanken oder Ideen aufkommen, um späteren Benutzern oder Gleichgesinnten den Zugang zu diesem Wissen zu erleichtern. Beispiel Fahrradfahren: Ich weiß noch, dass ich damals Tage lang versuchte auf zwei Rädern zu balancieren. Und ohne den Sandhaufen am Ende unserer Straße wäre ich so manches Mal auf die viel befahrene Straße weitergerutscht.

      Die ersten Radfahrer hatten es bestimmt nicht einfach, eine solch neue Weise der Fortbewegung in die damalige Welt zu transferieren. Es dauerte sicher eine geraume Zeit die nötige Balance zu finden, und mit dem Gerät richtig umzugehen. Bevor viele Menschen diese Art der Fortbewegung nutzen lernten, waren bestimmt einige unsanft auf ihrem Hintern gelandet.

      Aber durch deren Erfahrungen und das daraus resultierende Wissen um die Benutzung des Rades und das Aufrechterhalten der Balance bildete sich ein Feld, in das diese Erfahrungen gespeichert wurde. Die nachkommenden Radfahrer konnten sich durch ihre Absicht Radfahren zu lernen, einfach das gespeicherte Wissen zunutze machen. Und lernten somit viel schneller Theorie in Praxis umzusetzen. Je mehr Menschen das Radeln beherrschen, desto einfacher ist es für die Nächstfolgenden, das System zu übernehmen. Meine Kinder lernten an einem Tag Fahrradfahren – einfach so. Ein quasi in die Wiege gelegtes normales Bewusstsein über das Balancieren auf zwei Rädern. Ein Glück für mich, denn ich sah mich schon, wie ich tagelang das Kinderrad festhaltend die Straße hoch– und runterrenne.

      Beispiel Auto fahren. Faszinierend, wie einfach

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