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»Ja, das kann er tun. Ich bin müde von dem langen Flug. Er soll für sich selbst auch einen Koffer mitnehmen, denn es kann sein, dass wir ein paar Tage wegbleiben.«
Da die Anweisungen des Generaldirektors grundsätzlich sofort befolgt wurden, fuhr der Rolls-Royce nach genau dreißig Minuten vor dem Portal der Villa vor.
»Ich bin über Sophienlust zu erreichen, aber nur in privaten, wichtigen Angelegenheiten«, ordnete Kurt Schlüter bei der Abfahrt an. »Im Werk braucht wirklich niemand zu wissen, dass ich schon wieder in Deutschland bin.«
»Jawohl, Herr Generaldirektor.« Die Frau in ihrer adretten weißen Schürze knickste. Dann fuhr der schwere englische Wagen an.
»Sophienlust. Sie kennen ja den Weg, Henry.«
»Sehr wohl, Herr Generaldirektor.«
Es war heller Nachmittag, als sie in Sophienlust ankamen. Henrik, Pünktchen, Angelika und Vicky sowie ein paar andere Kinder, die zufällig draußen spielten, entdeckten den schwarzen Wagen, der vor einigen Wochen so großen Eindruck auf sie gemacht hatte, als erste.
»Heh, das ist doch Bastians Vater mit seinem Rolls-Royce«, stellte Henrik respektlos fest. Dann aber ging er artig auf den Wagen zu und sagte. »Guten Tag, Herr Schlüter.«
Kurt Schlüter stieg aus und reichte dem Jungen die Hand. Dann begrüßte er reihum die anderen Kinder. »Kann ich bitte Frau von Schoenecker sprechen? Wisst ihr, wie es Bastian geht?«, stieß er schließlich hervor und wirkte gar nicht mehr so steif und aufgeblasen wie bei seinem ersten Besuch.
»Meine Mutti ist bei Frau Rennert. Sie sind entweder in der Speisekammer oder im Büro. Ich will gern nachsehen. Kommen Sie doch mit ins Haus, Herr Schlüter«, erklärte Henrik höflich und gewandt. »Bastian geht es schon viel besser, aber er muss noch eine Weile im Krankenhaus bleiben. Seine Mutti ist bei ihm – von früh bis abends, jeden Tag. Nur in der Nacht schläft sie drüben bei uns in Schoeneich.«
»So, dann führe mich mal zu deiner Mutti, mein Junge«, bat Kurt Schlüter.
Kurt Schlüter und Henrik begegneten Denise in der großen Halle. Diese erkannte den Besucher sofort.
»Herr Schlüter! Sind Sie bereits von Ihrer Reise zurück? Das ist gut. Bastian wird sich bestimmt freuen, Sie zu sehen. Oder waren Sie schon bei ihm?«
Kurt Schlüter verbeugte sich tief. »Nein, ich bin gleich hierhergekommen, um zuerst mit Ihnen zu sprechen, gnädige Frau.«
»Soll ich eine Erfrischung bringen lassen?«, bot Frau Rennert an.
»Ja, bitte. Wir nehmen einen Tee und ein paar belegte Brote. Es ist Ihnen doch recht, Herr Schlüter? Ich nehme an, Sie wollen sich nicht lange aufhalten, sondern möglichst rasch nach Maibach ins Krankenhaus.«
»Sie sind sehr liebenswürdig. Natürlich habe ich das Verlangen, meinen Sohn zu sehen. Zunächst aber möchte ich von Ihnen hören, wie es ihm geht.«
Denise führte den Besucher in den Biedermeiersalon und informierte ihn dort über den Ablauf von Bastians Erkrankung.
Etwa eine Dreiviertelstunde später verließ Kurt Schlüter das alte Herrenhaus wieder. Henry, der sich inzwischen mit den Kindern unterhalten hatte und sogar ein paar Ehrenrunden mit ihnen im Rolls-Royce gefahren war, riss den Schlag auf.
»Nach Maibach zum Krankenhaus. Sie kennen ja den Weg, Henry.«
»Jawohl, Herr Generaldirektor.«
Kurt Schlüter drehte sich um und winkte den Kindern zu, die ihn ganz verdutzt ansahen und dann zurückwinkten.
»Viele Grüße an Bastian«, tönte es hinter ihm her.
»Was ich noch sagen wollte, Henry«, erklärte Kurt Schlüter, als das Herrenhaus nicht mehr zu sehen war, »nennen Sie mich doch bitte nicht immer Generaldirektor. Das klingt so bombastisch. Ich heiße Schlüter.«
»Jawohl, Herr Ge… Herr Schlüter.« Um Henrys Mund spielte nun ein Lächeln.
Zwanzig Minuten später klopfte Kurt Schlüter an Bastians Zimmertür im Krankenhaus. Angela saß neben dem Bett ihres Jungen und las ihm wieder das Märchen vom Wolf und den sieben jungen Geißlein vor.
»Aber das kleinste hatte sich im Uhrkasten versteckt …«
»Mutti, da kommt Vati!«, unterbrach Bastian sie.
Angela ließ das Buch sinken. Sie wurde vor Schreck so weiß wie Bastians Bettdecke.
Langsam kam Kurt Schlüter näher. »Angela, wie geht es ihm?«, fragte er heiser statt jeder Begrüßung.
»Schon viel besser, Vati. Nächste Woche darf ich anfangen mit Laufen und Turnen. Bis jetzt haben sie mich massiert. Der Doktor sagt, wenn ich mich tüchtig anstrenge, dann schaffe ich es und werde wieder ganz gesund.«
Bastian bekam heiße Wangen bei dieser Erklärung. So fiel es zunächst gar nicht auf, dass Angela noch kein Wort gesprochen hatte.
»Du, Vati, mein Wiking ist im Tierheim Waldi & Co.«, fuhr Bastian fort. »Aber er isst jetzt nicht mehr mit den Menschen am Tisch, sondern ist ein richtiger lustiger Hund wie die schwarze Dogge Severin von Tante Andrea. Bist du böse deswegen?«
»Nein, ich bin nicht böse, mein kleiner Junge. Ich kenne zwar Tante Andrea nicht, und weiß auch nicht, was das Tierheim Waldi & Co. ist. Aber das wirst du mir bestimmt noch alles erklären.«
Bastian war selig. »Fein, dass du nicht schimpfst, Vati. Ich bin nämlich sehr krank gewesen. Ganz lange. Aber Mutti ist gleich gekommen und hat immer bei mir gesessen. Du konntest es ja nicht wissen, weil du auf der großen Reise warst.«
»Nein, Bastian. Ich konnte es nicht wissen. Aber als ich heute nach Hause kam, bin ich gleich losgefahren, weil ich dich sehen wollte. Hast du Schmerzen gehabt? Geht es dir wirklich schon besser?«
»Ich hatte Kopfweh. Nachher konnte ich mich nicht mehr bewegen. Aber nun wird es bald gut werden, sagt der Onkel Doktor. Du, Vati, ich muss dir noch etwas sagen. Aber du darfst nicht böse werden.«
»Warum sollte ich böse werden? Ich freue mich doch, dass ich dich endlich wiedersehen kann.«
»Es … es ist wegen der neuen Mutti.«
Angela hob die Hand. »Nicht, Bastian, davon wollen wir jetzt nicht sprechen«, warf sie erschrocken ein.
»Doch, er soll sagen, was er will«, widersprach Kurt. Er sah dabei auf Angela, die noch immer regungslos auf dem Stuhl saß und das Märchenbuch auf den Knien hielt. Wie schön sie aussieht, dachte er. Dass ich das früher nicht sehen wollte!
»Also, was ist mit der neuen Mutti?«, ermunterte er seinen Sohn.
Bastian nahm all seinen Mut zusammen und erklärte mit fester Stimme: »Ich will sie nicht haben, Vati. Man braucht bloß eine Mutti. Und die haben wir doch. Mutti hat mich auch gar nicht vergessen. Das stimmt überhaupt nicht.«
Atemlos brach er ab. Nun bekam er es doch mit der Angst zu tun, dass er zu viel gesagt haben könnte. Doch sein Vater legte die Hand auf seinen blonden Kopf und entgegnete: »Recht