Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Susanne Svanberg
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Читать онлайн книгу Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Susanne Svanberg страница 37
»Hätte Waldi uns nicht erkannt, wäret ihr wahrscheinlich mit Stöcken auf uns losgegangen. Wir haben Glück gehabt.« Alexander schmunzelte.
»Nein, Vati, ganz bestimmt nicht.« Am liebsten hätte sich Nick in die Arme seines Stiefvaters geworfen, um sich an seiner Brust auszuweinen. Doch bei so vielen Zuschauern konnte er das natürlich nicht tun.
»Weiß Frau Rennert eigentlich von eurem nächtlichen Ausflug?«
Sechs Kinder schüttelten wie auf Kommando den Kopf. »Bitte, erzählen Sie ihr nichts«, flehte Frank.
»Bitte, Onkel Alexander«, schaltete sich nun Pünktchen ein, die den Gutsherrn als einziges Sophienluster Kind so vertraulich anreden durfte.
»Ich werde es mir überlegen. Aber nur, wenn ihr mir versprecht, in Sachen Pferdediebstahl nichts mehr zu unternehmen. Das ist nämlich kein Spiel für kleine Jungen und Mädchen.«
»Wir versprechen es«, versicherte Irmela sofort.
Nick ließ den Kopf hängen. Mit dem Ausdruck »kleine Jungen« hatte ihn sein Vati schwer getroffen. Schließlich war er kein Kind mehr. Aber benommen hatten sie sich tatsächlich wie kleine Kinder. Noch nie hatte er sich so sehr geschämt wie in diesen Minuten. Heimlich streichelte er Waldi, der versöhnlich seine feuchte Schnauze in seine Hand stieß.
»Jetzt aber rasch in die Betten. Wir begleiten euch nach Sophienlust.« Alexander klatschte in die Hände.
*
»Ist das langweilig!« Heidi seufzte und verdrehte die Augen. »Seit zwei Stunden sitzen sie jetzt über den Schularbeiten und werden nicht fertig.«
Mitleidig sah sie auf die Schulkinder. »Pünktchen gähnt immerzu«, erklärte sie Anja. Längst war sie daran gewöhnt, von der kleinen Kameradin keine Antwort zu bekommen. Deshalb plapperte sie munter weiter. »Irmela stützt immerzu den Kopf in die Hände, und Fabian ist sogar richtig eingeschlafen.« Heidi kicherte vergnügt. Da sie nichts von dem nächtlichen Ausflug der Kameraden wusste, fand sie deren Verhalten so sonderbar, dass sie immer wieder in den Aufenthaltsraum lief.
Anja stand beim Fenster. Onkel Hans hatte ihr versprochen zu kommen. Obwohl Anja die Uhr noch nicht kannte und auch nicht nach der Zeit fragen konnte, wusste sie recht gut, dass es bald so weit sein musste. Lebhaft deutete sie nach draußen, als ein heller Kleinwagen auf den Parkplatz rollte.
»Oh, das ist ja Onkel Strasser! Darf ich mitkommen?« Heidi wartete die Antwort nicht ab, sondern griff kameradschaftlich nach Anjas Hand. So stürmten die beiden kleinen Mädchen ins Freie.
Marina, die neben Hans im Wagen saß, nickte vielsagend. »Du machst dich. Heute laufen dir schon zwei Kinder entgegen. Morgen sind es vielleicht fünf, und nächste Woche wirst du zum Gönner des Kinderheims erklärt.«
Hans Strasser achtete nicht auf die hasserfüllten Worte seiner Freundin. Er stieg rasch aus, ging in die Hocke und streckte lachend die Arme aus. Anja lief hinein und schmiegte sich schutzsuchend an ihn.
»Na, Spatz, wie geht es dir?«
Anjas dunkle Augen leuchteten so intensiv, dass sie gar keine Antwort zu geben brauchte. Es war klar, dass sich die Kleine hier wohlfühlte.
»Schau mal, ich habe dir Kaugummi mitgebracht.« Hans Strasser zog ein buntes Päckchen aus der Tasche. »Magst du das?«
»Hm«, antwortete Heidi für ihre kleine Freundin und klopfte sich dabei das Bäuchlein. »Spielst du wieder Ball mit uns?«
»Wenn ihr wollt.« Hans Strasser sah auf seinen kleinen Schützling. Anjas schöne dunkle Augen strahlten. Heftig nickte sie. Nur noch manchmal kam es vor, dass sie im Überschwang der Gefühle zu sprechen versuchte. Sehr rasch hatte sie sich daran gewöhnt, dass sie keinen Laut mehr hervorbringen konnte.
»Wo hast du deinen Ball?« Hans Strasser versuchte immer wieder, das Kind zum Reden zu bringen. Er würde wohl nie die Hoffnung aufgeben, dass Anja irgendwann wieder sprechen konnte.
Spontan streckte die Kleine den Arm aus und wies über den weitläufigen Rasen.
»Schwester Regine hat am Vormittag mit uns gespielt«, berichtete Heidi eifrig. »Anja hat die meisten Bälle gefangen.«
»Wunderbar! Komm!« Der junge Polizist nahm je ein Mädchen rechts, das andere links an die Hand und lief mit den beiden fröhlich über den Rasen. Er wusste, dass Marina ihnen beleidigt nachblicken würde. Doch warum schloss sie sich selbst aus? Warum verspottete sie ihn wegen des harmlosen Spiels mit Anja? Manchmal kam es ihm vor, als hasse sie das Kind. Sah sie denn nicht, dass er der Kleinen durch seine Anteilnahme neuen Mut schenkte? Verstand sie denn nicht, dass es in diesem Fall nicht damit getan war, seine Pflicht zu tun?
Für Hans war es ein beglückendes Gefühl zu sehen, dass Anja fröhlich hüpfte. Sie riss sich los, stürmte auf den bunten Ball zu und warf ihn in seine Richtung. Sofort war ein lustiges Spiel im Gange. Für Hans Strasser waren das nach dem anstrengenden Dienst erholsame Minuten. Niemals hätte er früher für möglich gehalten, dass ihm das Herumtollen mit den kleinen Mädchen so viel Spaß machen könnte. Doch das bedrückende Gefühl, von Marina verlacht zu werden, wurde er dabei auch nicht los. Immer mehr kam er zu der Überzeugung, dass Marina und er eigentlich nicht zueinanderpassten.
Hans Strasser spielte mit den Mädchen noch Fangen und Verstecken. Als er Anja zum Abschied zärtlich in die Arme schloss, war sie ein wenig außer Atem und müde, aber doch sichtlich glücklich und zufrieden.
»Morgen wieder«, raunte Hans ihr zu und küsste sie auf die dicken Bäckchen. Vielleicht freute er sich auf dieses Zusammensein sogar mehr als Anja. Hatte er nicht schon manchmal daran gedacht, Anja ganz einfach zu adoptieren? Aber im Moment gab es zu viele Schwierigkeiten. Einmal war er nicht verheiratet und zum anderen existierte eine Tante von Anja, die mit der Adoption einverstanden sein musste. Dabei hatte er diese Frau noch nie gesehen.
»Warum nimmst du deinen Goldschatz nicht mit?«, fragte Marina gehässig, als Hans zum Auto zurückkam.
»Das würde ich gern tun«, antwortete er arglos.
»Jetzt hört sich doch Verschiedenes auf«, entrüstete sich die junge Frau. »Auch meine Geduld hat Grenzen. Ich bin nicht gewillt, mir das noch länger anzusehen.«
»Und was gedenkst du zu tun?«, fragte Hans gleichgültig.
»Du wirst dich zwischen mir und dem stummen Gör entscheiden müssen. Da du erwachsen bist, wird dir wohl die Wahl nicht schwerfallen.« Marina lächelte kokett.
»Dass ich mich ein wenig um Anja kümmere, hat doch eigentlich nichts mit uns zu tun«, erklärte Hans. Er legte den Gang ein und gab Gas. Bevor er vom Parkplatz rollte, winkte er Anja noch einmal zu.
»Und ob das mit uns zu tun hat«, schimpfte Marina. »Du opferst deine gesamte Freizeit für ein fremdes Kind, und ich sitze herum und langweile mich.«
»Gesamte Freizeit«, wiederholte Hans ärgerlich, »das ist doch wohl eine Übertreibung.«
»Außerdem verwöhnst du die Kleine mit Süßigkeiten und Spielsachen. Ich bin der Ansicht, dass sich dies nicht mit deinem schmalen Einkommen als Beamter verträgt. Schließlich