Dr. Norden Extra Staffel 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Was machst du mit dem Koffer?« fragte der Junge sofort ängstlich.
»Da sind nur Sachen für dich drin, Ulrich. Frau Werner hat sie gekauft, während ich in der Konferenz war.«
»Wer ist Frau Werner?«
»Weißt du das nicht mehr? Sie war bei deinem Papi Sekretärin, und jetzt ist sie meine.«
»Jetzt kann ich mich wieder erinnern. Aber ich habe sie nur ein paar Mal gesehen. Weiß sie denn, wie groß ich bin?«
»Ich habe es ihr genau gesagt. Du mußt doch hübsch und sauber aussehen, wenn wir deine Mami besuchen.«
»Jetzt?« fragte er aufgeregt.
»Ja, wenn wir dich angezogen haben. Dr. Behnisch hat es erlaubt. Aber du mußt mir versprechen, nicht zu weinen.«
»Warum sollte ich denn weinen?«
»Deine Mutter ist sehr verändert, Ulrich. Und ihre Stimme klingt auch anders als früher.«
»Hauptsache, ich kann bei ihr sein«, sagte Ulrich. »Ich bin ja auch schon wieder älter geworden.« Es klang wieder sehr ernst und wichtig.
Constantin strich ihm über das Haar. Du bist ein sehr lieber und vernünftiger Junge«, sagte er weich.
»Joana hat das nie gesagt. Nun weiß sie wenigstens auch mal, wie das ist, wenn man im Bett liegen muß. Dabei war sie selber mit schuld. Sie hätte besser aufpassen müssen. Mami war nicht schuld, daß wir abgestürzt sind.«
Er stand schon auf den Beinen, schwankte aber noch ein bißchen.
»Langsam, Ulrich. »Ich hole lieber die Schwester.«
»Mir ist bloß ein bißchen schwindelig.« Der Junge griff sich an eine Kopfseite. »Da tut es auch noch weh.«
Jenny Behnisch kam herein. »Wie, du bist schon aus dem Bett, Ulrich? Wie fühlst du dich denn?«
»Es geht schon. Ich will jetzt zu meiner Mami.«
»Wir können dich im Rollstuhl rüberfahren«, schlug sie vor.
»Was soll Mami denn denken? Wir wollen sie doch nicht aufregen.« Er dachte wirklich an alles, und auch die Ärztin staunte über seine Intelligenz.
»Aber bis vor die Tür können wir dich fahren«, sagte sie.
»Es geht schon. Ich muß mich jetzt anziehen. Constantin hat Sachen mitgebracht.«
»Aber du mußt sagen, wenn du dich nicht wohlfühlst und dir das Gehen schwerfällt«, ermahnte Jenny den Jungen.
»Constantin ist doch bei mir, da passiert mir nichts. Er ist unser allerbester Freund.«
Frau Werner hatte hübsche Sachen ausgewählt, natürlich auch
Jeans, wie ein richtiger Junge sie braucht. Die Größe stimmte auch. Ulrich bemerkte es anerkennend.
»Frau Werner hat auch Kinder«, sagte Constantin. »Sie sind jetzt zwar schon groß, aber sie waren auch mal klein, und Mütter vergessen das nicht.«
»Hast du sie gern?« fragte Ulrich stockend. »Vielleicht lieber als uns?«
»Du lieber Himmel, nein! Sie ist sehr nett und eine gute Sekretärin, aber mehr nicht.«
»Dann hast du Mami lieber?«
»Ja, Ulrich. Aber warum fragst du?«
»Weil Papi und Mami geredet haben, auch über dich. Ich habe es gehört. Ich konnte nicht schlafen. Da hat Papi gesagt, warum Mami eigentlich nicht dich geheiratet hat.«
»War er zornig?«
»Nein, sie streiten doch nicht. Sie haben bloß geredet.« Er schlang die Arme um Constantins Hals. »Ich habe dich mächtig lieb. Danke, daß du mich geholt hast.«
»Ich habe dich auch mächtig lieb, Ulli. So, und nun gehen wir zu deiner Mami.«
*
Cordula war zwischendurch schon mehrmals aufgewacht, aber sobald sie konzentriert über alles, was geschehen war, nachdenken wollte, war sie müde geworden.
Die Nachmittagsvisite war vorbei, sie hatte eine Infusion bekommen und fühlte sich danach frischer.
Ob die Konferenz schon zu Ende ist, überlegte sie jetzt. Ob Constantin alles erreicht, was er erreichen will? An ihm zweifelte sie keinen Augenblick, aber sie wußte, daß andere Leute Ärger bereiten konnten. Thomas hatte in letzter Zeit häufig Schwierigkeiten gehabt mit seinen Direktoren. Aber er war auch schneller erregbar und aufbrausender als Constantin.
Da hörte sie draußen Stimmen.
Dann ging die Tür auf. Ulrich kam an ihr Bett getrippelt. Er bekam schon einen Schrecken, als er seine Mami sah, obgleich er auf ihren Anblick vorbereitet war. Aber das merkte Cordula ja nicht. Sie sah nur ihr Kind.
»Mein Liebling, mein alles«, kam es bebend über ihre Lippen.
»Mami, mein Mamilein«, schluchzte Ulrich auf, »ich wollte immer zu dir. Es hat so lange gedauert.«
»Jetzt bist du bei mir.« Tränen rannen über ihre Wangen, ihre Hand tastete sich zu seiner Wange. Sie konnte ihn berühren. Er war da, er lebte! Immer noch hatte sie insgeheim gefürchtet, daß man sie nur täuschen wollte. Sie ahnte nicht, was am Vormittag geschehen war. Zum Glück ahnte sie es nicht, denn schon die Freude, das Glück des Wiedersehens war fast zuviel für sie.
»Constantin hat mich geholt, Mami«, erzählte Ulrich, »und nun bleibe ich bei dir. Ich brauche nicht mehr zurück.«
»Aber ich muß doch in der Klinik bleiben, Ulrich, mein Schatz.«
»Er wird auch hierbleiben, Cordula«, sagte Constantin, der nun auch an ihr Bett getreten war. »Er wird bei dir sein, wann immer du wach bist und ihn sehen willst.«
»Man kann das doch einem so kleinen Kind nicht zumuten, Constantin.«
»Ich bin nicht klein, und Benny liegt auch in der Klinik. Ihn kann ich auch besuchen, Mami, das ist alles schon klar. Ich bin sehr vernünftig, hat Constantin gesagt.«
»Und sehr lieb«, fügte der Mann hinzu.
»Ja, sehr lieb«, wiederholte Cordula. »Ich bin so dankbar, so unendlich dankbar!«
Constantin hob den Jungen empor. »So kannst du der Mami einen Kuß geben, Ulli«, sagte er.
»Tu ich ihr auch nicht weh?«
»O nein«, flüsterte Cordula, und ganz gelöst wirkte nun ihr Gesicht, als die weichen Kinderlippen ihren Mund berührt hatten. Sie lächelte, aber Ulrich blieb ernst und sehr nachdenklich. Seine Lippen zuckten. Er unterdrückte das Weinen, das ihm in die Kehle stieg. Cordulas Lider sanken wieder herab.
»Mami ist müde«, flüsterte Ulrich.