Dr. Norden Extra Staffel 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Extra Staffel 2 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Extra

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warst du solange?« wurde sie empfangen.

      »Einkaufen, ich kann nicht fliegen«, erwiderte sie, »und außerdem hat mich Manfred Köhler wieder belästigt. Ich gehe abends nicht mehr zum Einkaufen, damit du es weißt.« Sie konnte nicht anders, ihre Erregung mußte sich entladen.

      »Die Köhlers sind anständige Leute, und sie haben Geld, aber du wartest wohl auf einen Märchenprinzen«, bekam sie zu hören.

      »Bestimmt nicht auf einen, der mich verfolgt und mich gewaltsam ins Haus zerrt. Ich verstehe dich nicht, Mutter.«

      »Du hattest doch früher nichts gegen ihn.«

      »Da gingen wir zur Schule, und er hat sich nicht so unverschämt benommen. Er ist in schlechte Gesellschaft geraten und hatte schon mit der Polizei zu tun. Gefällt dir das etwa?«

      »Davon weiß ich nichts, und in diesem Ton brauchst du nicht mit mir zu reden. Was ist nur in dich gefahren?«

      »Ich fühle mich nicht wohl, und ich habe Angst vor diesem Kerl, auch wenn du das nicht begreifen willst.«

      »Ich will jetzt meinen Tee haben«, sagte ihre Mutter.

      Wie soll das nur weitergehen, dachte Franzi. Wie lange kann ich Dr. Derksen noch ein heiteres Gesicht zeigen? Sie fühlte sich leer, ausgebrannt und unsagbar müde.

      *

      Frank Derksen lag in einem weißen Bett und wartete, daß Dr. Behnisch kommen und ihm sagen würde, daß er nun wieder aufstehen und nach Hause gehen könnte. Er erinnerte sich plötzlich, daß sein Bruder Jürgen am Abend zu ihm kommen wollte.

      Was mochte er diesmal wieder von ihm wollen? Wenn Jürgen doch nur ein bißchen strebsamer wäre, dachte er. Er ist so talentiert, und er verplempert so die Zeit.

      Er hatte Vaterstelle an ihm vertreten müssen, und als dann auch die Mutter starb, die ihn so sträflich verwöhnt hatte, konnte er nicht so streng mit ihm sein, wie es nötig gewesen wäre. Jürgen war acht Jahre jünger als er, ein Nachkömmling. Seine Geburt hatte die Mutter zuviel Kraft gekostet.

      Was wird aus ihm werden, wenn ich sterben muß, dachte Frank. Warum war er nur so pessimistisch? Warum wurde er diesen Gedanken nicht los?

      Dr. Behnisch kam endlich herein. Frank sah ihn forschend an. »Ist es ein Tumor?« fragte er heiser.

      »Möglicherweise, aber nach den bisherigen Befunden kein bösartiger. Es handelt sich um eine Kontraktur des Hüftgelenks. Sie haben sich bei dem bösen Sturz eine Hüftverletzung zugezogen, verbunden mit einem Bluterguß, dem eine Entzündung folgte. Man sollte sich nach solchen Stürzen gleich gründlich untersuchen lassen.«

      »Es war in Cortina, und der Arzt stellte nur eine Gehirnerschütterung fest. Ich fühlte mich danach auch bald wieder wohl. Die Schmerzen beim Gehen kamen erst später. Was wird nun gemacht?«

      »Wir sollten baldmöglichst operieren. Sie sollten es nicht mehr hinausschieben.«

      »Ich muß einiges regeln. Ich habe ein paar sehr wichtige Sachen in Arbeit. Meine Mitarbeiter und meine Assistentin müssen genau informiert werden.«

      »Könnten Sie das nicht ausnahmsweise morgen gleich tun? Dann kommen Sie am Sonntag und wir können am Montag gleich operieren.«

      »Ich werde es versuchen. Ich sage Ihnen morgen Bescheid.«

      Er erhob sich und zuckte zusammen, als er den Fuß aufsetzte. »Habe ich eine echte Chance, daß ich wieder normal gehen kann?«

      »Aber sicher. Warum so skeptisch?«

      »Ich dachte, daß es das Ende sein könnte.«

      »Also schon Weltuntergangsstimmung. Sie sind doch nicht labil.«

      »Aber diese Kopfschmerzen.«

      »Sie haben Ihrem Kopf nach der Gehirnerschütterung eben gleich wieder zuviel zugemutet, das rächt sich. Sie werden sehen, daß sich Ihr Gesamtzustand bessern wird.«

      »Das wäre sehr erfreulich. Dann werde ich mal sehen, auf wen ich mich verlassen kann.«

      *

      Sein Bruder Jürgen wartete bereits auf ihn. »Wo hast du denn so lange gesteckt?« fragte er. »Sonst bist du doch immer der Pünktliche.«

      »Darüber reden wir. Frau Lania ist gegangen?«

      »Ich habe sie heimgeschickt. Sie ist es anscheinend nicht gewohnt, daß du so spät kommst. Wie kommst du mit ihr klar?«

      »Sehr gut, sie ist fleißig und zuverlässig. Sie ernährt ihre ganze Familie in Griechenland mit dem, was sie bei mir verdient.«

      »Höre ich da den leisen Vorwurf, daß ich nicht mal fähig bin, meinen eigenen Unterhalt zu bestreiten?«

      »Ich mache dir keinen Vorwurf, ich hoffe nur, daß du mir jetzt hilfst und dein Studium nicht ganz umsonst war. Ich muß operiert werden.«

      Jürgen wurde blaß, und seine Augen weiteten sich schreckensvoll. »Operiert, wieso?« fragte er tonlos.

      »Mein Sturz beim Skifahren hat Spuren hinterlassen, dieser Raser scheint auf eine empfindliche Stelle gestürzt zu sein.«

      Er versuchte es herunterzuspielen, weil Jürgen gar so betroffen aussah.

      »Du hättest ihn anzeigen müssen.«

      »Wie denn, wenn ich ihn nicht kannte. Ich war auch so benommen, daß ich ihn nicht mal richtig beschreiben könnte. Ich sah nur eine gezackte Narbe auf seiner Hand.«

      »Eine gezackte Narbe«, wiederholte Jürgen rauh.

      »Komisch, daß so was einem doch auffällt, auch wenn man nicht ganz da ist. Dieser Rowdy war dann jedenfalls weg, und ich mußte warten, bis mir andere halfen.«

      »Und nun mußt du dich operieren lassen«, sagte Jürgen schleppend.

      »Was hat sich denn herausgestellt?«

      »So genau weiß ich das auch nicht. Dr. Behnisch hat was von Kontraktur geredet. In der Medizin weiß ich leider nicht Bescheid, aber ich werde mich damit befassen. Hier muß es aber weitergehen. Kress und Neubert sind in Ordnung, aber sie brauchen Anweisungen. Franzi weiß zwar bestens Bescheid, aber zwei alte Hasen lassen sich ungern etwas von einem jungen Mädchen vorschreiben.«

      »Und du traust mir zu, daß ich dich vertrete. Welche Ehre.« Das war keineswegs spöttisch gemeint. »Ich weiß nicht, ob ich dazu fähig bin, Frank.«

      »Du kannst es versuchen. Ich zeige dir morgen die Pläne. Und wenn etwas schiefgeht, kann ich es auch nicht ändern. Wenn ich sterben würde, ginge es ja auch nicht mehr weiter.«

      »Rede nicht solchen Unsinn«, erregte sich Jürgen. »Du wirst nicht sterben, und wenn es dich beruhigt, werde ich mir die größte Mühe geben, dich nicht zu enttäuschen.«

      Vielleicht kommt er dadurch zur Vernunft, dachte Frank. Er scheint den guten Willen zu haben. Ich bin für ihn doch nicht der schreckliche Bruder, wie ich gefürchtet habe.

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