Dr. Norden Extra Staffel 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Der ist weg vom Fenster, aber um Geli Möller ist es schade. Sie war eine erstklassige Laborantin. Das weiß ich von Hanno Schmiedel. Es passiert leider allzuviel durch diese verkorksten Typen wie Brack. Sie haben zuviel Chancen bei den Frauen.«
Jedenfalls waren sie sich wieder mal einig, wie meistens. Es passierte ganz selten, daß sie mal geteilter Meinung waren. Dann ging es um Grenzfälle, bei denen Dieter für sofortige Operation war, Daniel aber für eine andere Behandlung plädierte.
Als Daniel sich wieder zu Fee setzte, seufzte sie tief. »Das war mal wieder ein ereignisreiches Wochenende«, meinte sie.
»Was an einem einzigen Tag alles passieren kann«, meinte Daniel, »man sollte es wahrlich nicht für möglich halten.«
*
Am Montagmorgen rief Kirsten in der Behnisch-Klinik an. Jenny schlug ihr vor, doch gleich persönlich zu kommen, sie wären schon von Daniel Norden vorbereitet.
Bei Geli konnte sie nichts ausrichten. Sie war zwar kurz zum Bewußtsein gekommen und hatte Kirsten wohl auch erkannt, aber sie konnte nicht mal erfahren, daß sie das Kind nicht bekommen würde. Die Fehlgeburt hatte sie zusätzlich geschwächt, aber sie war danach auch ruhiger geworden und schlief nun.
Kirsten blieb erst einige Minuten vor der Behnisch-Klinik stehen, und der Gedanke, hier vielleicht arbeiten zu können, beflügelte sie förmlich.
Als sie vor Dr. Behnischs Zimmer wartete, wurde Frank Derksen gerade im Rollstuhl von dort zur Station gebracht. Kirstens und sein Blick waren sich kurz begegnet. Sie hatte dabei ein eigenartiges Gefühl.
Irgendwie paßte dieser Mann nicht in einen Rollstuhl.
Von Dieter und Jenny Behnisch wurde sie herzlich begrüßt. Man kannte sich von früher, bevor Kirsten als ganz junge Ärztin nach Wien gegangen war. Sie hatten sich auf dem Chirurgenkongreß kennengelernt, und durch ihren gemeinsamen Bekannten Dr. Norden waren sie sich schnell nähergekommen.
Zweifel, daß Kirsten alles an medizinischen Kenntnissen mitbrachte, was gebraucht wurde, gab es nicht. Das Arztehepaar konnte feststellen, daß sie auch eine selbstbewußte junge Frau geworden war.
Sie sprachen über die Operation an Frank Derksen, und ohne daß sein Name erwähnt wurde, hatte es Kirsten im Gefühl, daß es sich um den Mann im Rollstuhl handelte.
Sie betrachteten gemeinsam die Röntgenbilder. Kirsten war ganz konzentriert.
»Wir hatten in Wien einen ähnlichen Fall«, erklärte sie. »Es stellte sich aber heraus, daß es sich um ein Hämatom handelte, das eine Knochenwucherung umgab. Es wurde mitsamt dem lädierten Gelenk entfernt und dem Patienten wurde ein künstliches Hüftgelenk eingepflanzt.«
»Gab es Komplikationen?« fragte Jenny.
»Nein, allerdings muß man sehr bedacht sein, daß der Operationsherd frei von jeder Entzündung ist. Wodurch ist das entstanden?«
»Durch einen Skiunfall.«
»In diesem Winter?« fragte Kirsten.
Das wurde ihr bestätigt.
»Dann muß, meines Erachtens nach, da schon vorher eine Verletzung vorgelegen haben. Hat sich der Patient dazu geäußert?«
»Daran hat bisher niemand gedacht«, erwiderte Dieter. »Sie können Dr. Derksen ja befragen, dann machen Sie sich gleich mit ihm vertraut.«
»Gern, aber vorher wollte ich Sie noch wegen meiner Freundin Geli fragen. Würden Sie sie hier aufnehmen, damit ich sie mit unter Kontrolle habe?«
»Daniel Norden hat es schon angedeutet. Dem steht nichts im Wege, wenn der Gynäkologe seine Arbeit getan hat.«
»Die ist bereits getan«, erklärte Kirsten.
»Und Sie sind daran interessiert, hier zu arbeiten?«
»Wenn Sie mich nehmen wollen?«
Das wurde durch einen Handschlag besiegelt, und Jenny geleitete Kirsten zu Dr. Derksen.
Er saß am Fenster und schien ganz in Gedanken versunken.
»Darf ich Sie mit unserer neuen Mitarbeiterin Dr. Lorenz bekannt machen, Dr. Derksen«, sagte Jenny.
Frank Derksens Gesicht verriet keine Gefühlsregung, aber sein Blick ruhte jetzt intensiv auf Kirsten.
»Sehr erfreut«, sagte er. Es war nur die übliche Floskel, aber irgendwie klang es ehrlich.
»Frau Dr. Lorenz würde sich gern mit Ihnen über die bevorstehende Operation unterhalten. Sie ist Chirurgin und Psychotherapeutin.«
Jetzt war er sichtlich erstaunt. Aber er bewies auch, daß er um Worte nicht verlegen war.
»Ich bin für jede Unterhaltung dankbar«, erklärte er.
Jenny nickte Kirsten aufmunternd zu und verließ das Krankenzimmer.
»Bitte, setzen Sie sich doch«, sagte Frank. »Und was möchten Sie von mir hören?«
»Das werde ich Ihnen gleich erklären. Ich habe die Röntgenbilder gesehen und die Vermutung geäußert, daß Sie an dieser Hüfte schon früher mal eine Verletzung gehabt hätten. Können Sie das bestätigen?«
Er lächelte flüchtig. »Da muß ich aber erstmal überlegen. Ich war sehr sportlich, schon als Schüler. Da hat es schon öfter mal Karambolagen gegeben. Natürlich gab es auch Blutergüsse, aber ohne schmerzhafte Folgen. Zumindest waren sie schnell vergessen!
»Nicht so, daß Sie mal Schmerzen bis ins Bein spürten?«
Er versank in Nachdenken. »Doch, da Sie mich jetzt daran erinnern. Beim Segeln schlug mir mal der Baum an die Seite, als ein kräftiger Wind aufkam. Ich habe es beim Treppensteigen gemerkt, aber schon lange nicht mehr daran gedacht. Es ist fast zwanzig Jahre her.«
»Und die Schmerzen gingen dann wieder weg.«
»Ja, so war es, aber wenn ich später mal was spürte, habe ich es nicht auf diesen Vorfall zurückgeführt. Ich habe Tennis gespielt und schwimme gern, und im Winter natürlich das Skifahren. Da hat es mich heuer schwer erwischt. Mir ist so ein Raser direkt über die Bretter gefahren und hat mir dann auch noch seinen Stock in die Seite gebohrt. Es hat arg weh getan, als ich wieder bei Bewußtsein war. Mehr kann ich Ihnen aber nicht sagen.«
»Das ist doch schon eine ganze Menge«, meinte sie lächelnd. »Ich habe in Wien mit einem ähnlichen Fall zu tun gehabt, deshalb bin ich nur darauf gekommen, daß schon früher mal eine Verletzung gewesen sein könnte. Das habe ich dann mit Herrn und Frau Dr. Behnisch besprochen.«
»Es handelt sich mit größter Wahrscheinlichkeit um eine Knochenwucherung mit einem Hämatom. Dem Patienten in Wien wurde das Gelenk mitsamt der Geschwulst herausgenommen und dann durch ein künstliches Hüftgelenk ersetzt.«
»Und damit kann man leben?«
»Natürlich. Was meinen Sie, wie viele Menschen mit künstlichen