Slumlords. Alexander Broicher

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Slumlords - Alexander Broicher

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hieß, russische Frauen würden sich vor allem für zwei Dinge interessieren: Geld und teuren Schmuck. Ludmilla hatte nichts von beidem. Deshalb besorgte ich morgens die Brötchen und auf ihren Wunsch Buttermilch. Wir frühstückten wortkarg zusammen, denn ich wollte weder aufdringlich, noch abweisend wirken. Ludmilla hatte ihre Haare gewaschen. Sie hingen ihr glatt und nass herunter, aber es sah hinreißend aus.

      »Wo kommst du denn jetzt unter?«, fragte ich.

      Sie zuckte mit den Schultern, als ob sie sich noch nicht weiter mit dem Thema beschäftigt hätte. »Mal sehen.«

      Ich fühlte mich in meinem Single-Haushalt eigentlich sehr wohl, aber eine Gelegenheit wie Ludmilla hatte sich mir schon lange nicht mehr geboten. Sie war ganz nach meinem Geschmack: Sexy, natürlich, wild und sinnlich. Vielleicht sagte ich ihr einfach, dass ich mich total in sie verguckt hatte? Das würde ihr alle Trümpfe in die Hand geben. Das wäre nicht gut. Ich wollte nicht abhängig von weiblicher Willkür sein.

      »Kannst erstmal hierbleiben«, schlug ich ihr nebulös vor.

      »Cool. Dann hole ich später zwei Taschen aus einem Schließfach vom Hauptbahnhof, okay?«

      »Sind die voller Geld oder voller Klamotten?«

      »Ach, da sind nur meine Dessous drin«, grinste sie mich gespielt naiv an. Es genügte. Ich war geliefert.

      »Sind da auch deine High Heels drin?«

      »Nein. Die stehen noch im Laden. Bei Gucci, Prada und Versace im Schaufenster«, reagierte sie schlagfertig.

      Als Ludmilla unterwegs war, kümmerte ich mich ums Business. Mitch, Paul und Rolf hatten BWL, Mathe und Informatik studiert. Aus ihnen waren zwar nur ordinäre Banker geworden, trotzdem verdiente jeder von ihnen im Jahr mehr als die Bundeskanzlerin. Dafür saßen sie täglich 16 Stunden umzingelt von einem Dutzend Bildschirmen und hackten auf den Tastaturen rum wie Kids bei einem Ballerspiel an der Konsole. Ich machte mir nichts vor über meine Kunden: Die drei Ego-Shooter würden jeden Konkurrenten gnadenlos vom Markt schießen, als wäre er ein lästiger Partisan in einem Computergame. Ich hoffte inständig, sie würden niemals in den Drogenhandel einsteigen. Dann müsste ich mir einen anderen Gelderwerb suchen.

      »Wir ackern so viel, wir haben uns ein bisschen Spaß verdient«, klopfte sich Rolf genüsslich auf seinen fetten Bauch. Bei ihm wunderte ich mich, wie er bei seinem Übergewicht den Stress wegsteckte.

      »Wieder eine Escort-Hostess?«, fragte ich desinteressiert.

      »Viel geiler«, teilte mir Paul vom Sofa aus mit.

      »Viel geiler als eine 750-Euro-Nutte?« Ich guckte die Jungs neugierig an.

      Mitch winkte mich an den flachen Designertisch heran. Dort lag das Tablet. Er drückte mit dem Zeigefinger auf ein paar Symbole, um einen kurzen Videoclip abzuspielen. Ich sah eine mittelmäßig attraktive Sekretärin, die in einem Büro am Schreibtisch saß und wohl eine Mail schrieb. Dann bemerkte sie die Kamera und lächelte freundlich. Nach einem Schnitt stand die Sekretärin an einer Kaffeemaschine. Hier sah man ihre Waden unterhalb des knielangen Rocks. Sie trug ein Businesskostüm, flache Schuhe und trank aus einer Tasse.

      »Naja, die muss man sich aber schönkoksen«, schwenkte ich zum geschäftlichen Teil meines Besuchs um.

      Rolf lachte. Sein massiger Körper ruckelte dabei. Mitch deutete auf das Standbild des Clips, auf dem noch die Frau zu sehen war. »Das ist die mit Mindestlohn bezahlte Gattin eines schlecht bezahlten Kundenbetreuers aus einer anderen Abteilung«, referierte er.

      »Jedenfalls hat er uns in der Kantine erzählt, dass sich seine Frau sehnsüchtig ein Paar Louboutins wünscht, er sich eine solch teure Anschaffung aber nicht leisten kann«, grinste Mitch verschlagen. Dann holte er eine Designertüte neben dem Sofa hervor, die ich bisher nicht bemerkt hatte. Er öffnete sie. Ein Schuhkarton befand sich drinnen. Mit Schleife. Mitch stellte sie wieder beiseite.

      »Sie wird ihre edlen Treter bekommen«, sagte Paul. »Von uns.«

      Ich ahnte, dass die Sekretärin dafür keine Diktate abtippen sollte.

      »Sie hat einen geilen Arsch, auf den bin ich schon lange scharf«, erklärte Rolf.

      »Aber nicht, dass du ihr eine halbe Stunde das Arschloch ausleckst, während wir doof rumstehen«, beschwerte sich Paul.

      »Kack dich nicht voll.« Rolf sah mich an. »Das ist ein Mal vorgekommen.«

      »Heute maximal fünf Minuten«, sagte Paul.

      »Wieso gebt ihr so viel Geld für eine Sekretärin aus?«, wunderte ich mich über dieses Investment in ein zweitklassiges Girl.

      Die drei Trader guckten sich an. Dann weihte mich Mitch ein. »Wir bumsen seit Jahren diese Professionellen, das reicht uns nicht mehr. Wir brauchen ein wenig mehr Exklusivität.«

      »Nein!«, unterbrach ihn Paul. »Wir sind geil auf Exklusivität!«

      »Exakt«, stimmte Mitch ihm zu. »Deshalb versuchen wir es jetzt mit verheirateten Frauen. Mit artigen Mädchen, die das eben nicht hauptberuflich machen. Wir bieten denen so viel Geld, bis die sich exklusiv für eine Nacht zu unserer Ficknutte machen lassen.«

      Ich hob die Augenbrauen. »Da werdet ihr ja einen ganz hübschen Bedarf an Frischfleisch haben«, vermutete ich.

      »Ja«, räumte Rolf ein, »wir bräuchten glatt einen Lieferservice.«

      »Wäre das nicht eine Geschäftsidee?«, fragte mich Mitch. »In deiner Bar sitzen bestimmt einige klamme Hausfrauen rum?«

      »Top!«, begeisterte sich Paul sofort dafür. Er sah mich an.

      »Dann wirst du unser Clearer! Wir würden uns das was kosten lassen.«

      Ich hatte einen Clearer als Kunden. Das war ein ziemlich gut bezahlter Broker, der als Mittelsmann zwischen zwei Banken fungierte, um deren Deals miteinander seriös abzuwickeln.

      »Danke, aber ich habe bereits eine florierende Geschäftsidee.«

      Ich hielt ich ihnen drei G unter die Nase.

      Rolf bedeutete Paul missmutig, mich zu bezahlen. Er legte mir vier Fünfziger hin, die ich einsteckte. Dann haute ich ab. Ich hatte den Kanal randvoll von Schlampen, die für eine Line Kokain oder ein Paar Schuhe ihre Pussy zur allgemeinen Verfügung stellten.

      Ich fuhr in die Cocktailbar. Stunden vor den Öffnungszeiten.

      Weil Harro sich angekündigt hatte, da er morgen einen akuten Geschäftstermin in München wahrnehmen musste.

      »Wann geht der Flieger?«, erkundigte ich mich der Form halber.

      »Ich nehme gleich die Bahn. Wenn da wieder Nebel über dem Moor ist, kreisen wir eine halbe Stunde in der Warteschleife, und ich komme zu spät ins Meeting.«

      Harro war stets vorbildlich organisiert. Ich bewunderte das an ihm. Immer straight, alles unter Kontrolle, ein echter Top-Manager. Ich überreichte ihm die drei G und erhielt im Gegenzug 200 Euro. Er verstaute die kleine Lieferung in einem Zigarettenetui, das er dann die Innenseite seiner Manteltasche schob, um das Kokain auf dem Wege nach Bayern zu schmuggeln.

      »Auf

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