Slumlords. Alexander Broicher

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Slumlords - Alexander Broicher

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bumse eben gern«, flüsterte sie mir zum Beweis zu. Und schon war ich richtig verliebt.

      Julia hatte eine komplett rasierte Pussy. Ich hob ihre trainierten Schenkel beiseite und leckte sie oberflächlich. Eigentlich wollte ich ihn ihr zeitnah reinstecken, aber Julia hatte was dagegen.

      »Reib mich mit deinem besten Koka ein«, verlangte sie von mir. Kein außergewöhnlicher Wunsch, aber offenkundig wusste sie, wovon ich das Bett bezahlt hatte, in dem wir nahezu übereinander lagen.

      »Wie kommst du darauf, dass ich was da habe?«

      »Du bist mir empfohlen worden.« Da war sie wieder, diese sachliche Controllerin-Art. Zudem schien es für sie nicht verhandelbar. Ihr Blick war entschlossen. Kein Kokain auf der Pussy, kein Sex. Ernüchtert ging ich in die Küche und trug meine Latte vor mich her, die allmählich an Kraft verlor. Ich öffnete die Schublade mit dem Besteck, bei dem sich ein silberner Dreizack befand, mit dem man heiße Pellkartoffeln aufspießte. Ich schraubte den hohlen Griff auf, in dem drei G für den Hausgebrauch gebunkert waren. Im Schlafzimmer hatte Julia bereits alle Vorbereitungen getroffen.

      Sie hielt einen kleinen Schminkspiegel und eine alte Kreditkarte in der Hand. Mein Pulver sollte also nicht nur ihre Schamlippen narkotisieren, sondern auch ihre Nasenschleimhäute stimulieren. Ich reichte Julia das Gummitütchen. Sie machte sich gierig darüber her. Hinterher griente sie solange dreckig, bis sie meinen schlaffen Schwanz sah. Doch dann nahm sie ihn komplett in den Mund und saugte sich an mir fest.

      Als ich vormittags aufwachte war Julia verschwunden. Dafür lag ihre Visitenkarte neben meinem Handy. Ich brauchte lange, bis ich aufstehen konnte. Nicht, weil ich kaputt war vom Sex. Nein, ich war schwermütig. Weil es statt einer Liebesbeziehung wieder auf die übliche Geschäftsbeziehung hinauslief. Ich bekam 60 Kilo strammes Fleisch geboten und musste als Gegenleistung ein paar Gramm Kokain auf den Tisch legen. Das war der Deal.

      Meine letzte Beziehung war bereits über dreieinhalb Jahre her. Das konnte auch mit Frankfurt zu tun haben. Hier spielte die berufliche Karriere die entscheidende Rolle, und das zog eine bestimmte Art von Frauen an, für die Geld alles war. Finanziell konnte ich mir solche Frauen durchaus leisten, aber ich wollte eine, die mich nicht nach dem Shopping, dem Luxus, dem Lifestyle oder dem Kokain beurteilte. Ich suchte in Wirklichkeit eine, der egal war, ob ich gut verdiente oder von der Hand in den Mund lebte.

      Und auch die meisten Partnerschaften, die ich um mich herum sah, wirkten nicht wie Liebeshochzeiten, sondern eher wie strategische Allianzen. Als würden zwei Firmen fusionieren, um auf dem Markt gemeinsam bessere Umsätze erzielen zu können. Dies war nie meine Vorstellung von Liebe, sondern von der Hölle. Bis ich ausgerechnet bei Apartment-Nutten etwas entdeckte, das mir in dieser Stadt verlorengegangen war: Aufrichtigkeit. Klar, sich eine Frau für eine Stunde zu kaufen, das war schmucklos, aber auch eine ehrliche Angelegenheit: Die Ladies verkauften dir keine Illusionen oder Gefühle, sondern Sex. Sie hielten ihre Pussy hin und dafür bezahlte man. Das war ein fairer Trade. Mit meinen letzten Affären hingegen war es verlogen, weil sie von Liebe redeten, aber eigentlich nur umsonst an meinen Stoff wollten und dafür ihre Pussy hinhielten. Und das machte mich traurig. Dass ich nur noch Frauen kennenlernte, die ich ficken durfte, weil sie sich möglichst preisgünstig ihre Nasen pudern wollten. Es war so bitter wie der Nachgeschmack meines Kokains. Auch Julia hatte sich das schwarze Gummitütchen eingesteckt, das bestimmt noch halb voll mit Pulver war. Mit dem Rest würde sie sich am Wochenende amüsieren, und ich würde frühestens in sechs oder sieben Tagen wieder von ihr hören. Wenn sie Nachschub brauchte. Für die Nase.

      7

      Seit dem Crash 2008 waren die Banken verpflichtet, sich für ihre gegenseitigen Geldleihgeschäfte Sicherheiten zu stellen. Deshalb waren Papiere so begehrt, die von den Rating-Agenturen mit der Höchstnote Triple A bewertet wurden. Entsprechend rar waren diese Aktien mittlerweile auf dem Markt. Und genauso ging es meinem Liebesleben. Die Triple A-Pussies waren vergriffen, die kursierten unter den Global Playern wie Harro Strahlenberg, die eine Villa im Westend, einen guten Namen und haufenweise altes Geld zu bieten hatten. Zudem war er der Head of Strategy eines weltweit agierenden Hedge Fonds. Damit konnte ich nie im Leben mithalten. Ich stammte leider aus einer Dynastie von Losern, die mehrheitlich menschlich schwer in Ordnung waren, es aber nie auch nur zum mickrigsten Wohlstand gebracht hatten. Deshalb war ich auf Schulen, an denen die Mathematiklehrer einem erklärten, dass die Grundrechenarten genügten, um den Alltag zu bewältigen. Ausgerechnet ich landete bei einer Bachelorabsolventin wie Julia, die in einer Welt aus Zahlen und Effektivitätsdiagrammen lebte und mir für eine Line ihren geilen Körper als Sicherheit anbot.

      Ein Stammkunde wartete auf mich vor dem »Wilden Mann« am Gerechtigkeitsbrunnen. Wie bei einer Zufallsbegegnung fragte er mich inmitten der Leute nach Feuer, weil er sich eine Zigarette anzünden wollte. Ich drückte ihm eine Packung Streichhölzer in die Hand. Er bedankte sich und gab mir seine Schachtel Kippen. Wir lächelten uns freundlich an, und dann war der Deal schon vorbei. Er konnte zurück ins Büro. Ich ging an Justitia vorbei zum Auto, wo ich kontrollierte, ob sich in der Box ordnungsgemäß 140 Euro befanden, die ihn die zwei Gramm Kokain in der Streichholzpackung kosteten. Es war alles glatt gelaufen, so dass ich weiter zu einem Café fuhr, das den Investmentbankern zu unhip oder unstylish war. Exakt deswegen nutzte es ein Banker als Treffpunkt mit mir, weil er dort garantiert keine Kollegen traf. Wir hatten ein Business-Date in einer Kabine auf der Herrentoilette.

      »Weißt du, wo die meisten Schweinereien gemacht werden?«, fragte der Kunde mich, bevor er sich mit dem Kopf über den Spülkasten beugte und eine Nase nahm. »Im Private Equity«, erklärte er mir, während er sein Gesicht vom Geschmack der Droge verzog. Es war eine absolut nutzlose Information für mich, denn ich hielt mich von solchen Geschäften fern, aber Kokain ließ selbst Banalitäten wie die Entdeckung der Relativitätstheorie wirken. Entsprechend staatstragend musterte er mich, als hätte er mir soeben ein hoch brisantes Dossier zugespielt.

      »Sieht man noch was?«, erkundigte er sich und gewährte mir einen Blick in seine Nasenlöcher. Sie waren frei von Kokainspuren. Ich schüttelte den Kopf. »Gut«, sagte er. »Ich muss jetzt nämlich in ein Meeting mit Private Equity-Fuckern.«

      An einem Wochentag war Frankfurt um kurz vor Mitternacht tot. Als hätte man der Bevölkerung einen Hausarrest angeordnet. Perfekt für mich, um viel von dem Spam zu löschen, der sich auf der Festplatte in meinem Kopf angesammelt hatte: Die Zustände im Ghetto, Hakan, Luisa Strahlenberg, ein geplantes Kidnapping, Harro und die zwei Geldeintreiber. Nach einer Dreiviertelstunde an der frischen Luft war ich in einer Wohngegend gelandet, in der schön renovierte Altbauten standen und die Laternen ein sanftes Licht warfen. Die ganze Straße runter parkten fette Karossen ordentlich hintereinander aufgereiht, blitzblank wie in einem Werbespot der deutschen Automobilindustrie. Es war so idyllisch und leise wie es mitten in einer Großstadt nur sein konnte. Hier lebten Familien mit Kindern. Leute in meinem Alter, die spießig waren wie ihre Großeltern, sich aber für total modern und weltoffen hielten, weil sie eine türkische Putzfrau hatten und ihren Nachwuchs auf eine internationale Schule schicken konnten.

      Doch irgendwas irritierte mich an dieser gelackten Kulisse. Ich hatte etwas wahrgenommen, das ein Fuchs sein konnte, der sich aus der nahegelegenen Parkanlage verirrt hatte. Oder ein Junkie aus dem Bahnhofsviertel, der wartete, bis ich an ihm vorbei war, um mir dann von hinten eins über den Schädel zu hauen. Ich war augenblicklich angespannt und hellwach. Nicht, dass ich viel Geld bei mir trug, aber so ein durchgeknallter Freak, der dich mit einer Aids-infizierten Spritze bedrohte, war nicht lustig.

      Dann bemerkte ich auf der anderen Straßenseite in circa 30 Metern Entfernung eine dunkle Gestalt hektisch zwischen den Wagen hin und her rennen. Ich blieb stehen und stellte mich in den Schatten, um zu checken, was da los war. Ich hatte keine Lust, in dieser einsamen Ecke einer Jugend-Gang in die Arme zu laufen, die hier gerade teure Autos anzündete. Aber es war nur ein

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