Heute oder nie!. Valentin Krasnogorov

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Heute oder nie! - Valentin Krasnogorov страница 2

Heute oder nie! - Valentin Krasnogorov

Скачать книгу

Dass ich ein Mann bin? Wenn Sie das bestätigen, dann glaube ich Ihnen. (Grübelnd.) Falls Marina, dann ist das nicht mein Name, aber wessen dann?

      DOKTOR: (Beginnt nervös zu werden.) Eigentlich wollte ich Sie das fragen.

      BESUCHER: Wahrscheinlich ist das der Name meiner Frau.

      DOKTOR: Was heißt „wahrscheinlich“? Erinnern Sie sich nicht an den Namen Ihrer Frau?

      BESUCHER: Sie beleidigen mich. Natürlich erinnere ich mich.

      DOKTOR: Also, ist sie das, oder nicht?

      BESUCHER: Natürlich, sie. Meine zärtliche, liebende und geliebte Frau. Eine treue Freundin seit den ersten Jugendtagen. Sie glauben es nicht, aber ich bin mir ihr seit der ersten Klasse bekannt. Wir haben doch in ein und derselben Schule gelernt. Ach, Doktor, erinnern denn Sie sich an Ihre Flitterwochen?

      DOKTOR: (Ungläubig.) Und Sie erinnern sich?

      BESUCHER: Und wie! Ach, was war das für eine Zeit! Jede Vertiefung auf ihrem Körper war noch von einem Geheimnis umgeben. Jede Berührung war aufregend, und jede Nacht erschien wie ein Wunder. Ein nicht enden wollendes Wunder. Erinnern Sie sich denn an all das, Doktor?

      DOKTOR: (Seufzend, mit Gefühl.) Wer von uns erinnert sich nicht daran?

      BESUCHER: Glauben Sie mir, aber unsere Flitterwochen dauern auch jetzt noch an.

      DOKTOR: Sie kann man nur beneiden.

      BESUCHER: Jeden Abend, wenn ich mich ins Bett lege, setze ich die Brille auf und lese Zeitung, und meine Frau dreht sich die Haare ein und macht sich in der Zeit eine Gesichtsmassage.

      DOKTOR: Das heißt, Sie erinnern sich trotzdem an irgendetwas?

      BESUCHER: Natürlich. Sonst wäre ich ein Vollidiot. Leider kommen manchmal Aussetzer vor. Irgendwelche Teile entfallen. Dann tauchen sie auf. Dann entfallen sie wieder. Tauchen wieder auf. Entfallen wieder. Tauchen wieder auf. Entfallen…

      DOKTOR: (Unterbricht ihn.) Ich hab´ verstanden. Tauchen wieder auf.

      BESUCHER: Ja. Tauchen wieder auf. Aber insgesamt habe ich ein hervorragendes Gedächtnis.

      DOKTOR: Tatsächlich?

      BESUCHER: Natürlich. Ich liebe Literatur, Philosophie, Kunst. Haben Sie Hegel gelesen?

      DOKTOR: Irgendetwas habe ich gelesen.

      BESUCHER: Erinnern Sie sich, wie schön er von Architektur und Skulptur gesprochen hat?

      DOKTOR: Hm… Und Sie erinnern sich?

      BESUCHER: Natürlich. (Mit Gefühl.) „Die Konkretisierung der abstrakten Ideen auf dem Gebiet der Plastik erzeugt jenen Satz des sich selbst suchenden Geists, in dem er, von sich selbst abstoßend, sich auf dem Gebiet der bildenden Erkenntnis der darin enthaltenen Schönheit potenziert“.

      DOKTOR: Und das hat Hegel gesagt?

      BESUCHER: Ja, und?

      DOKTOR: Nicht, nichts. Wenn schon, dann erinnern Sie sich vielleicht doch, wie Sie heißen?

      BESUCHER: Ich?

      DOKTOR: (Verliert die Geduld.) Sie. Doch nicht ich? Können Sie denn nicht irgendwie machen, dass Ihr Name auftaucht?

      BESUCHER: Natürlich. Ich heiße… Ich erinnere mich nicht.

      DOKTOR: Vielleicht rufen wir Ihre Frau an und erfahren Ihren Namen mit ihrer Hilfe?

      BESUCHER: Gute Idee.

      DOKTOR: Wer ruft an, ich, oder Sie?

      BESUCHER: Besser Sie. Sonst sagt sie meinen Namen und ich vergesse ihn wieder.

      DOKTOR: (Sieht auf den Zettel und wählt die Nummer.) Guten Tag. Kann ich mit Marina sprechen? Das sind Sie? Sehr angenehm. Entschuldigen Sie die Vertraulichkeit, aber ich weiß einfach nicht, wie ich Sie anders anreden soll. Ich rufe aus der Klinik an. Halten Sie mich nicht für taktlos, aber möchte erfahren, wie Ihr Mann heißt. Ja, ich verstehe, dass diese Frage etwas seltsam klingt… Ihr Mann interessiert mich ausschließlich aus medizinischer Sicht. Nein, ich spaße nicht und spiele Ihnen nichts vor… Ich bin wirklich Doktor, und meine Nummer steht in jedem Telefonbuch… (Trocken, mit Nachdruck.) Ihr Mann hat Probleme, und Sie wissen selbst, was das für Probleme sind… (Ärgerlich.) Entschuldigen Sie, aber Frechheit ist, wenn man einen unbekannten Menschen grundlos als frech bezeichnet. Ihr Mann…

      Das Gespräch wird unterbrochen. Der Doktor legt verärgert den Hörer auf.

      BESUCHER: Nun, was hat sie gesagt?

      DOKTOR: Sie hat gesagt, dass sie überhaupt keinen Mann hat.

      BESUCHER: Meine Frau hat keinen Mann? Das ist seltsam.

      DOKTOR: Wirklich seltsam.

      BESUCHER: Und wer ist sie denn dann?

      DOKTOR: Das wollte ich von Ihnen erfahren.

      BESUCHER: Und warum haben Sie sie nicht gefragt?

      DOKTOR: Weil sie den Hörer aufgelegt hat. Entschuldigen Sie, aber Ihre Ehefrau ist ein ziemlich nervöses Geschöpf.

      BESUCHER: Wahrscheinlich, gerade weil sie keinen Mann hat.

      DOKTOR: Aber sie ist doch Ihre Frau!

      BESUCHER: (Bestürzt.) Richtig. Sagen Sie, weshalb brauchen wir denn überhaupt meinen Namen? Das hilft der Behandlung, nicht wahr?

      DOKTOR: Um die Krankengeschichte zu beginnen. Um Sie zu beobachten. Um Sie zur Untersuchung zu schicken. Um Ihnen die Rechnung zu schicken, verdammt nochmal!

      BESUCHER: Rechnung? Ich fürchte, dann erinnere ich mich nie an meinen Namen.

      DOKTOR: Mit Ihnen kann man den Verstand verlieren.

      BESUCHER: Nehmen Sie das nicht zu sehr zu Herzen. Rauchen Sie eine, entspannen Sie sich. Ich habe gute Zigaretten. Möchten Sie? (Greift in die Tasche.) Hier, nehmen Sie das ganze Päckchen.

      DOKTOR: (Nimmt das Päckchen.) Das sind keine Zigaretten, das sind Spielkarten.

      BESUCHER: Karten? Umso besser. Lassen Sie uns spielen, das lenkt Sie ab.

      DOKTOR: Ich hab keine Zeit für solche Dummheiten. Außerdem, kann ich gar nicht spielen.

      BESUCHER: Ich bring es Ihnen bei. (Mischt die Karten schnell und verteilt sie.) In welcher Währung nehmen Sie das Honorar für die Behandlung, in Euro oder in Dollar?

      DOKTOR: Ich bevorzuge Euro.

      BESUCHER: Ausgezeichnet. Nehmen wir an, Sie setzen 10 Euro auf die Pik-Dame. Dann..

      DOKTOR: (Nimmt automatisch Karten auf, aber zu sich kommend, wirft er sie auf den Tisch.) Sie befinden sich im Behandlungszimmer eines Arztes und nicht im Casino! Das haben Sie wohl vergessen? Ich bin ein Privatarzt, und meine Zeit ist teuer. Sehr teuer! Wollen Sie die verspielen?

      BESUCHER: Entschuldigen Sie. (Räumt die Karten weg.)

Скачать книгу