Protestantische Unternehmer in der Schweiz des 19. Jahrhunderts. Marcel Köppli

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Protestantische Unternehmer in der Schweiz des 19. Jahrhunderts - Marcel Köppli Basler und Berner Studien zur historischen Theologie (BBSHT)

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7.3 Forschungsdesiderat

       7.4 Wirtschaftsethischer Ausblick

      Anhang

      Einladung zu einer Konferenz über die soziale Frage ins christliche Vereinshaus, unterzeichnet von Adolf Christ, Ernst Staehelin und Karl Sarasin

      Abkürzungsverzeichnis

      8. Bibliographie

       8.1 Ungedruckte Quellen

       8.2 Gedruckte Quellen

       8.3 Sekundärliteratur

      9. Register

       9.1 Personen

       9.2 Orte

       9.3 Sachen

       9.4 Bibelstellen

      Fußnoten

      Übersicht über die bisher erschienenen Bände der Reihe

      Seitenverzeichnis |10|

       |11|

      1. Einleitung

      Unter der Überschrift «christlicher Patriarchalismus in der Industrie» beschreibt William Oswald Shanahan 1962, wie sich eine lose Gruppe protestantischer Unternehmer – einige von ihnen aus der Schweiz – im 19. Jahrhundert im Rahmen der Inneren Mission mit der sozialen Frage beschäftigte und welche Konzepte sie zu deren Lösung propagierte.1 In der Forschung wurde immer wieder betont, wie wichtig das Ringen dieser protestantischen Unternehmer in der Auseinandersetzung der Kirchen mit der sozialen Frage gewesen sei; gründlich erforscht wurde diese Gruppe jedoch bislang nicht. In der vorliegenden Arbeit wird nun deren Entstehung genauer untersucht und insbesondere nach der sozialpolitischen Einstellung der Schweizer Unternehmer dieser Gruppe gefragt.

      Insofern leistet diese Arbeit einen Forschungsbeitrag zur Auseinandersetzung des schweizerischen Protestantismus mit der sozialen Frage in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie fokussiert dabei auf diese Gruppe mehrheitlich protestantischer Schweizer Unternehmer, die gemeinsam die sozialen Folgen der industriellen Revolution analysierte und verschiedene Ansätze zur Lösung der sozialen Frage beisteuerte. Der Patriarchalismus spielte in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle. Die Anfänge des Zusammenschlusses liegen in der Inneren Mission in Deutschland, insbesondere am Kongress für Innere Mission in Stuttgart (1869) und an der Bonner Konferenz für die Arbeiterfrage (1870). Der Basler Unternehmer und Ratsherr Karl Sarasin (1815–1886) war nicht nur an beiden Zusammenkünften eine zentrale Person, sondern hat auch versucht, die propagierten Ideen in der Schweiz zu verbreiten, indem er einen schweizerischen Ausschuss für die Bestrebungen der Bonner Konferenz (SABBK) initiierte. Mitglieder dieses Ausschusses waren zum Teil sehr bekannte Schweizer Unternehmer, wie beispielsweise der Textilfabrikant und |12| Schöpfer der Jungfraubahn Adolf Guyer-Zeller (1839–1899) oder der Schuh­fabrikant Carl Franz Bally (1821–1899).

      Damit wird ein bislang kaum untersuchter Zusammenschluss protestantischer Schweizer Unternehmer historisch nachgezeichnet, im zeitgeschichtlichen Kontext situiert und mit der bestehenden Forschung zum sozialen Protestantismus in Verbindung gebracht. Es soll zudem der Frage nachgegangen werden, inwiefern es sich bei diesen «protestantischen Unternehmern» auch um «christliche Unternehmer» handelte, welche die soziale Frage mit ihrem Engagement und durch den christlichen Glauben zu lösen versuchten. Während einerseits die Trägerschaft als Ganzes sichtbar gemacht wird, werden andererseits an ausgewählten Persönlichkeiten sozialpolitische Haltungen, konkretes Handeln und religiöse Begründungsmuster nachgezeichnet.

      Mit der vorliegenden Arbeit sollen primär zwei Ziele verfolgt werden. Zum einen soll die Entstehung des bislang weitgehend unerforschten SABBK geschichtlich rekonstruiert, zum anderen sollen die darin involvierten protestantischen Unternehmer sozialpolitisch charakterisiert werden. Zur geschichtlichen Rekonstruktion der Entstehung des SABBK gehört dessen Verortung innerhalb des Themas «Kirchen und soziale Frage im 19. Jahrhundert», insbesondere in der Auseinandersetzung des schweizerischen Protestantismus mit der sozialen Frage. Für die sozialpolitische Charakterisierung der involvierten Unternehmer werden diese protestantischen Unternehmer und ihre sozial­politischen Haltungen mit der Forschung zum Thema «Christliche Unternehmer» und zur «Inneren Mission» in Beziehung gebracht.

      Weiter besteht das Ziel der Untersuchung darin, das Verhältnis von religiösem Denken und sozialpolitischem Handeln zu beleuchten. Dabei soll geklärt werden, was unter dem Projekt der «Christianisierung» respektive der «Humanisierung der Industrie», verstanden wurde und wie die untersuchten protestantischen Unternehmer dieses Projekt umzusetzen versuchten.

      Die dieser Arbeit zugrunde liegende These lautet folgendermassen: Die protestantischen Unternehmer des SABBK kamen aus dem theologisch konservativen, erwecklich-pietistischen Lager und wollten die soziale Frage als christliche Unternehmer mit Hilfe eines betrieblichen Patriarchalismus lösen. Die zentrale Motivation ihres Patriarchalismus lag dabei in ihrem christlichen Glauben. Zum Patriarchalismus kommen jedoch auch Ansätze der sozialkonservativen Haltung hinzu, indem auch staatliche Interventionen zur Lösung der sozialen Frage als notwendig erachtet wurden. Zudem propagierten einzelne Unternehmer auch die sozialdiakonische Haltung zur Lösung der sozialen |13| Frage. Grundsätzlich führte die mehrheitlich sozialpatriarchale Haltung zwar zu eindrücklichen sozialen Initiativen, eine angemessene und wirkmächtige Strategie zur umfassenden Lösung der sozialen Frage stellte dieses Handeln jedoch nicht dar.

      Wie bereits angedeutet, liegt zum SABBK bislang keine gründliche historische Untersuchung vor, obwohl verschiedentlich darauf hingewiesen wurde, dass eine solche gerade aufgrund des dürftigen Forschungsstandes zu begrüssen wäre. Josef Mooser schreibt dazu: «Die Ursachen für diese deutsch-schweizerische Verbindung [des SABBK] in der konservativ-protestantischen, grossindustriellen Sozialreform harren noch der Aufklärung.»2 Auch wenn der SABBK und insbesondere die Ursachen für dessen Entstehung noch nie gründlich aufgearbeitet wurden, so finden sich dennoch einige Monographien und Aufsätze, in denen der SABBK dargestellt wurde. Der ausführlichste Beitrag zum SABBK, insbesondere zu seiner Entstehung innerhalb der Inneren Mission, bietet die bereits erwähnte Monographie Shanahans.3 Martin Gerhardt berichtet über die Hintergründe, die zur Bonner Konferenz geführt haben.4 Unter der Überschrift «Die Bonner Industriekonferenz von 1871 und ihr Ableger in der Schweiz»5 beschreibt Erich Gruner den SABBK und seine Bedeutung für die sozialpolitische Diskussion in der Schweiz. Arthur Bernet verweist in zwei seiner Publikationen auf den Einfluss des SABBK auf die Entwicklung der betrieblichen Sozialpolitik in der Schweiz.6 Da Sarasin das wichtigste Mitglied des SABBK war, finden sich auch in Beiträgen zu seiner Person Hinweise auf diesen Ausschuss.7 In sämtlichen Untersuchungen wird betont, dass die Unternehmer des SABBK in der schweizerischen Debatte

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