Route 66. Frederik Hetmann
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Man vermutete einen Zusammenhang mit einem anderen Gebiet, das vom Atlantik und der Golfküste bis weit ins Landesinnere reichte. Manches erinnert in der Tat an Funde in Mesoamerika und könnte durch mexikanische Kaufleute, die Pochteca, in dieses Gebiet gelangt sein.
Doch auch diese Hypothese ist heute weitgehend entkräftet. Der Stil der Southern Culture, so der letzte Stand der Forschung, scheint weit mehr mit der Kultur des östlichen Waldlandes als mit Mexiko im Zusammenhang zu stehen. Die Übernahme der Kultivierung von Mais und Bohnen ging offenbar Hand in Hand mit der Vermittlung mythologischer Symbole. Die ältesten Kunstgegenstände aus der frühen und mittleren Waldlandkultur weiter im Osten haben Ähnlichkeit mit den am Mississippi benutzten Dingen. Hier wie dort kannte man beispielsweise die Symbole des Vogels und der weinenden Augen. Das heißt aber nicht, dass es im gesamten Süden und Südosten eine gemeinsame künstlerische Tradition oder einen weit verbreiteten Glauben gegeben hat. Vielmehr ergibt sich die Verbindung aus der Verbreitung des Rohmaterials, beispielsweise der Seemuscheln. Es muss bis ins 13. Jahrhundert ein über Tausende von Jahren hin intaktes Tauschnetz für Kupfer, Seemuscheln und Produkte aus diesen Materialien gegeben haben. Auch die Ähnlichkeiten der religiösen Motive in diesem weiten Raum dürften sich so ergeben haben. Andererseits widersprechen die Archäologen der Vorstellung von einer »Staatsreligion des Südostens«, und reden in ihrer Fachsprache vielmehr von »komplexen, sehr variablen religiösen Mechanismen«, auf die sich die Autorität der örtlichen Häuptlinge stützte. Ohne Zweifel waren somit einige der zeremoniellen Fundstücke Abzeichen für Rang und Status, während der Glaube der Mississippi-Kultur seinen Ursprung in Traditionen und Ritualen hatte, die damals schon tausend Jahre alt waren.
15. Oklahoma Dustbowl
Auf der Route 66 gelangt man nun nach Oklahoma und in jenen Teil von Texas, der wie ein Pfannenstiel in diesen Bundesstaat hineinreicht. Auch heute noch ist dies eine Gegend, der eine gewisse Rückständigkeit oder besser: Entlegenheit anzumerken ist, sobald man die Route 66 oder die Interstates verlässt.
Das nordwestliche Oklahoma ist ein Teilgebiet der Großen Ebenen, in dem gemischte Grasprärien die vorherrschende Landschaftsform sind. Das Land ist überwiegend baumlos. Kleine Wäldchen mit Pappeln und China-Berries finden sich lediglich in den Senken nördlich des North Canadian River und seiner Nebenflüsse. Rote Zedern wachsen in den zerklüfteten Canyons des Cimarron, die zusammen mit denen des North Canadian River von Nordwesten nach Südosten die Region durchziehen.
Regen, im Durchschnitt 58 Zentimeter jährlich, fällt reichlich oder gar nicht. Eine Redensart der Gegend lautet: »Manchmal regnet es für vier Jahre auf einmal und dann wieder überhaupt nicht.« Die Alteingesessenen behaupten, dass das Salbeigebüsch während der Dürreperioden das Erdreich zusammenhält, dazu kommen Yucca, Sandpflaumen und dichte Gebüsche einer Eichenart.
Die Natur hat die Gegend zum Weideland bestimmt. Über 10.000 Jahre hin grasten hier Büffel. Indianische Stämme lebten fast ausschließlich von diesen Tieren. Durch die Einführung der Pferde im 16. Jahrhundert verbesserten sich die Jagdbedingungen grundlegend.
Ab 1877 aber begann auf der Prärie die systematische Abschlachtung der Büffel durch die Weißen. Die weißen Jäger, denen die Regierung 50 Cent pro Büffel zahlte, häuteten die Tiere ab, schnitten ihnen die Zungen als Beweis heraus und ließen die Kadaver dann liegen.
Im Osten bestand ein wachsender Bedarf an Rindfleisch. In Texas gab es große Rinderherden, andererseits war 1866, kurz nach dem Ende des Sezessionskriegs, das Bargeld rar. Also trieb man die Longhorn-Rinder auf den Markt von Texas, durch das heutige Oklahoma an die Endpunkte der Eisenbahnstrecken und brachte sie von dort als Schlachtvieh nach Chicago und in die Städte des Ostens. Mitte der 70er Jahre schob sich dann der Schienenstrang immer weiter nach Westen vor, bis er Dodge City in Kansas erreichte.
Nun grasten die Longhorns dort, wo zuvor die Büffel gegrast hatten. Oklahoma war offiziell als Indianer-Territorium bekannt. Es war eines der Gebiete östlich der Rockys, das noch nicht Bundesstaat geworden war. Es war ein weißer Fleck auf der Wirtschaftskarte des Landes, ein Vakuum, das die Eisenbahnmagnaten und Landspekulanten verzweifelt zu füllen versuchten. Tatsächlich aber war das Land besetzt, nämlich von den fünf »zivilisierten Stämmen«, den Choctaw, den Cherokee, den Chickaw, Creek und Seminolen.
Die Stämme wurden »zivilisiert« genannt, weil sie den weißen Mann dadurch zu beeindrucken versucht hatten, dass sie seine Zivilisation nachahmten und als Gegenleistung auf eine zivilisierte Behandlung hofften. Sie hatten gesetzgebende Körperschaften eingerichtet, eine Schriftsprache zur Übersetzung der Bibel entwickelt und hielten Sklaven. All dies half ihnen wenig, als die Weißen sie um 1830 aus ihren Heimatgebieten im Südosten der USA vertrieben, weil sie eine Konkurrenz für die weißen Bauern in dieser Gegend darstellten. Man schickte sie auf einen erniedrigenden »Marsch der Tränen« in das Indianer-Territorium westlich des Mississippi, ein Gebiet, das – wie man ihnen versicherte – den Indianern so lange gehören sollte, »wie das Gras grünt und die Wasser der Flüsse fließen«.
Tatsächlich war das, wenn man die Haltung der meisten weißen Amerikaner damals berücksichtigt, die sich in dem Spruch »Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer« ausdrückt, eine vergleichsweise humane Lösung. Die Indianer ließen sich in ihrer neuen Heimat nieder und gründeten in dem Land der »rollenden Hügel«, die allmählich in eine Ebene auslaufen und zur Trockensteppe werden, ihre Nationen neu.
American Memories
»Dies«, sagte der Neuankömmling, »wäre ein gutes Land, wenn es hier nur Wasser gäbe.« – »Tja«, antwortete ein anderer, der eben seinen Wagen wieder beladen hatte und in den Osten zurück wollte, »das sagt man in der Hölle auch.«
»Keine Frau sollte in diesem Land zu leben versuchen, die nicht auf eine Windmühle klettern oder ein Gewehr abfeuern kann.«
»Freilich wird es hier manchmal auch trocken«, erzählen die Leute, »so trocken, dass die Rinder ganz zusammenschrumpeln und durch die Löcher des Maschendrahts in den Hühnerhof kriechen. Dann verstecken sie sich unter den Hühnern. Das ist schon unangenehm.«
Und die Leute sagen auch, dass einer so lange ein Greenhorn ist, wie er den Unterschied zwischen Texas, Oklahoma, Colorado, Kansas und den Dakotas nicht in der Luft schmeckt.
Mündlich von Leuten im Mittelwesten
Es war ein Land, in dem man Baumwolle anbauen und Vieh züchten konnte. Aber die fünf Stämme machten sehr bald einen fatalen Fehler. Da sie schwarze Sklaven besaßen, vielleicht aber auch aus Empörung über die ihnen während der Deportation zugefügten Leiden, schlugen sie sich im Sezessionskrieg auf die Seite der Südstaaten. Als der Norden den Krieg gewonnen hatte, erklärte die siegreiche Union, die Indianer hätten durch ihre Parteinahme alle Rechte auf Grund und Boden für immer verwirkt.
Die Konfiszierung erfolgte nicht sofort. Zunächst wurden nur die westlichen Teile eingezogen, die man nun Oklahoma-Territory nannte. Territory war die staatsrechtliche Bezeichnung für Gebiete, die noch nicht die Rechte und Pflichten eines Bundesstaates besaßen. Die Osthälfte des Indian Territory blieb den fünf Stämmen, die alle eine eigene Stammesregierung besaßen. Es kam zu einer Folge von spekulativen Landkäufen und auch zur Vereinnahmung des Westteils. Die Weißen drangen nun in das verbliebene Gebiet der American Natives vor, einige pachteten