Route 66. Frederik Hetmann

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Route 66 - Frederik Hetmann

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von einer gewissen Begeisterung über die weite Leere, die Größe des Himmels, den man hier tatsächlich als Gewölbe wahrnahm, und über die ungebrochene Linie des Horizontes erfasst. Aber man kam nicht umhin, sich an die Mühen jener zu erinnern, die in den alten Tagen hier durchgekommen waren. Sie hatten ihr Tempo dem ihrer Ochsengespanne anpassen müssen. Sie trieben die Tiere an mit keiner Landmarke, außer der unerreichbaren Abendsonne, auf die sie zuhielten und die ihnen täglich immer wieder aufs neue davonlief. Es gab nichts, so schien es, was sie hätten überholen können, nichts, an dem sich ihr Vorankommen abzeichnete, nichts, was ihnen Ruhe gegeben und Mut gemacht hätte; Wegstrecke um Wegstrecke die tote grüne Wildnis unter dem Fuß und den sich spottend entziehenden Horizont vor ihren Augen.

      Aber ihre Blicke, so sagte ich mir, müssen selbst hier noch Unterschiede ausgemacht haben, auch kam der Auswanderer, wenn er nur durchhielt, immerhin an das Ende all dieser Strapazen, die er während der Reise zu bestehen hatte. Es ist der Siedler, über dessen Durchhaltevermögen wir uns eigentlich noch mehr wundern müssen.«

      Robert Louis Stevenson, The Amateur Emigrant

      Während wir in einem vollklimatisierten, mit Toilette und Bar versehenem modernen Bus durch die Prärien schaukeln, lassen wir die Erlebnisse jener Männer und Frauen Revue passieren, die nur 150 Jahre vorher durch eben jene Gegend gezogen sind.

       11. Francis Parkman: Von St. Louis über den Oregon-Trail

      St. Louis war immer das Tor zum Wilden Westen. Das klassische Werk der Reise- und Abenteuerliteratur über den Wilden Westen trägt den Titel The Oregon Trail und bezeichnet einen der großen Wanderwege, auf dem damals die Entdecker und Pioniere zum Pazifik zu reisen pflegten. Sein Verfasser Francis Parkman war, als er Mitte des vorigen Jahrhunderts in den Westen ritt, 23 Jahre alt. Mit ihm reiste sein Studienfreund Quincy Adams Shaw. Parkman, ein junger Mann aus gutem Haus mit angegriffener Gesundheit, war Naturfreund und ein großer Spaziergänger. Den Wilden Westen kannte er, wie Shaw auch, nur vom Hörensagen. Die beiden jungen Männer waren waghalsig und tapfer; allerdings fragt man sich bald als Leser, ob sie tatsächlich voll und ganz begriffen, in welche Gefahren sie sich begaben. Bei Parkman verbanden sich Wagemut mit einer eigensinnigen Entschlossenheit, alles nur Mögliche über die Indianer zu lernen. Parkman benutzte bei seiner Reise schon jene Landkarte, die Fremont von seiner Expedition 1844 mitgebracht hatte. Von seinem Start in St. Louis erzählt er:

      »Der letzte Frühling, der des Jahres 1846, war eine lebhafte Saison in St. Louis. Nicht nur bereiteten sich Auswanderer aus allen Teilen des Landes auf die Reise nach Oregon und Kalifornien vor, auch eine ungewöhnlich große Zahl von Händlern machten ihre Ausrüstungen und Wagen zum Aufbruch nach Santa Fe fertig. Die Hotels waren überfüllt, und die Gewehrmacher und Sattler waren ständig bei der Arbeit, um die Waffen und Ausrüstungsgegenstände für die verschiedenen Gruppen von Reisenden fertigzustellen. Dampfboote legten vom Ufer ab und fuhren überfüllt mit Passagieren zum Missouri und auf ihm zur Frontier.

      In einem von ihnen, der Radnor, verließen mein Freund und Verwandter Quincy Adams Shaw und ich am 28. April St. Louis auf einer Tour in die Rocky Mountains, auf die uns unsere Neugierde trieb. Das Boot war so voll beladen, dass das Wasser über die Reling schwappte. Auf dem Oberdeck standen die großen Wagen, die eine eigenartige Form haben und für den Santa Fe-Handel benutzt werden. Dann gab es da all die Ausrüstungsgegenstände und den Proviant der Reisegesellschaft nach Oregon: Maultiere und Pferde, Stapel von Sätteln und Zaumzeug, eine Vielzahl unbeschreiblicher Gegenstände, die für eine Reise über die Prärien unverzichtbar sind. Fast verborgen unter dem Durcheinander stand ein kleiner französischer Karren von der Art, die man angemessenerweise ›Maultierkiller‹ nennt. Und nicht weit davon ein Zelt, zusammen mit einem Stapel von Kisten und Fässern. Das ganze Gepäck war nicht sehr eindrucksvoll, doch wie es da stand, war es für eine lange und harte Reise bestimmt. Die Passagiere an Bord der Radnor entsprachen dieser Fracht. Im Salon sah man Santa Fe-Händler, Spieler, Spekulanten und Auswanderer, Mountain-Men, Neger und eine ganze Gruppe Kansas-Indianer, die von einem Besuch in St. Louis zurückkamen.«

       American Memories

      »Greely schrie dem überbevölkerten Osten ins Ohr: ›Go West, junger Mann!‹ Diese Überschrift eines seiner Artikel wurde zum geflügelten Wort, zur Parole für einen neuen Aufbruch nach Westen.«

       Überlieferung aus Denver, Colorado

       12. Wir in St. Louis oder Die kleine rote Postkutsche

      Das moderne Wahrzeichen von St. Louis ist ein gewaltiger, begehbarer Torbogen, der den »Eingang« zum Wilden Westen symbolisieren soll. In seiner Basis ist das Museum Of Westward Expansion untergebracht. Ich bin nicht schwindelfrei. Während meine Mitreisenden zu luftigen Höhen aufsteigen, durchstreife ich das Museum, lese Berichte von Reisen in den Wilden Westen aus dem vorigen Jahrhundert und bleibe schließlich im Vorhof vor einer kleinen roten Postkutsche stehen. Sie erscheint mir ganz einfach schön in ihren Ausmaßen, der gediegenen Verarbeitung der einzelnen Teile. Sie hat Eleganz und ist ein Symbol, ein Symbol für die Art der Fortbewegung durch dieses Land, ehe die Eisenbahn kam.

      Wie selbstverständlich braust unser Bus funkelnagelneu – der Fahrer hat ihn, ehe er uns an Bord nahm, aus dem Werk in Kanada abgeholt – über die Route 66. Und wenn auch nur das Geringste nicht in Ordnung ist und der schnauzbärtige Fahrer, dessen Souveränität man nur bewundern kann, nicht in der Lage sein sollte, die Störung selbst zu beheben, wird über Nacht aus Kanada ein Techniker eingeflogen, der alles wieder in Ordnung bringt. Damit wir, die Touristen der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts, nur auf keinen Gran unserer Bequemlichkeit verzichten müssen. Und damals?

      Die Kunst des Kutschenbaus, so belehrt mich ein kleines Schild, hatte ihre Blütezeit mit Zunahme der Siedlerzüge nach Westen in dem Jahrzehnt nach dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Die große Zeit der Kutschen als wichtigstes Verkehrsmittel im Westen lag zwischen 1850 und 1870. Danach ersetzte die Eisenbahn zunehmend die von Pferden gezogenen Wagen als Transportmittel für Passagiere und Post. Aber in diesen zwei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts schob sich die Frontier, die Grenze, gemäß des zuvor erwähnten Manifest Destiny, nach Westen vor, und das Kutschengeschäft mit ihr. 1820 tauchten die ersten Fahrgäste befördernden Kutschen in St. Louis auf. 1837 verband schon ein regelmäßiger Kutschenverkehr die Orte am Mississippi. 1876 betrieb die Minnesota Stage Company eine Netz von 2000 Meilen, das bis nach Wisconsin ins Dakota-Territory und nach Kanada reichte. Im Südwesten wurde ab 1865 Santa Fe durch die Southern Stage Line mit Denver verbunden, und in Texas verkehrten 1860 schon 31 Linien. In den 50er und 60er Jahren breiteten sich die Bergwerksstädte von Kalifornien ostwärts in die Sierra Nevada und die Rocky Mountains aus. Mit jedem neuen Fund an Edelmetall schossen sie wie Pilze aus dem Boden, die Nachfrage nach Kommunikations- und Transportmöglichkeiten wuchs. Vor allem bestand der dringende Wunsch nach einem zuverlässigen Postdienst zwischen Ost und West. Dem trug der amerikanische Kongress 1857 durch ein Gesetz Rechnung, das den Postminister ermächtigte, von privaten Gesellschaften Gebote auf einen halb- oder wöchentlichen transkontinentalen Postdienst entgegenzunehmen. Den Zuschlag erhielt die Butterfield Overland Mail, und am 15. September 1858 begann sie ihren regulären Kutschenverkehr über 2812 Meilen auf der südwestlichen Route zwischen Tiptoen, Missouri, und San Francisco. Zwei Kutschen fuhren pro Woche in jede Richtung, und die normale Reisezeit lag unter 25 Tagen.

      Wenn die Kutsche damals auch noch, abgesehen von den berittenen Boten des Pony-Express, das schnellste Fortbewegungsmittel von einem Ort zum anderen darstellte, so war es doch kein einfaches und bequemes Reisen. Die Fahrgäste waren unterwegs Hitze und Kälte ausgesetzt, an Schlaf war meistens nicht zu denken; die Speisen, die man ihnen an entlegenen Orten vorsetzte, waren miserabel. 1877 erschien im Omaha Herold unter dem Titel »Hinweise für die Reisenden über die Plains«, die folgenden guten Ratschläge:

      »Der

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