German Cop. Dieter Jandt

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German Cop - Dieter Jandt Mord und Nachschlag

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alles klar?«

      »Mach dir keine Sorgen, Johann. Nok hat mir erzählt, dass für Thailänder alle Farang zunächst mal gleich aussehen und –«

      »So ein Quatsch! Und dein Name? Im Reisepass?«

      »Ist doch ein anderer als im Dienstausweis. Die haben doch nur den Namen aus dem Dienstausweis. Und den habe ich ja auch geändert.«

      »Wie geändert?« Johann rutschte unruhig in seinem Sitz hin und her.

      »Ja nun, ich lasse doch nicht meinen Spezi vom BKA unnötig auflaufen. Dass der da womöglich mit reingezogen wird. Verliert er doch seinen Job. Also da ein bisschen am Namen rumdoktern, ist nun wirklich kein Problem.«

      »Na Mann! Aber in Mae Sai lässt du mich in Ruhe! Du bringst es fertig und gehst zur Polizei, um die genaue Adresse von Noks Eltern rauszukriegen. Wenn ich du wäre, würde ich in Mae Sai über die grüne Grenze verduften, dann wärst du schon mal in Burma.«

      »Burma? Warst du da auch schon mal?«

      »Ja. Aber nicht mir dir, Jens.« Johann wandte sein Gesicht zur anderen Seite und lehnte den Kopf ans Nackenpolster. Schlaf würde jetzt gut tun.

      8.

      Die Krathongs mit ihren Kerzen schaukelten wie kleine, runde Boote übers Wasser und trieben flussabwärts. Immer wieder kamen neue Krathongs um die Flussbiegung herum. Nur das unablässige Schrillen der Zikaden und die Rufe der Frösche hallten in die Nacht.

      Es war Loy Krathong, das Lichterfest, und Nok schaute nervös zu, wie die Kerzen in den kleinen Booten aus Styropor flackerten und Räucherstäbchen Funken sprühten. Sie stand untätig herum, und sah zu, wie der junge Akha zwei Rucksäcke, die neben einem Motorrad standen, vom Boden aufnahm, sie schulterte und die Böschung hinabstieg, um sie in ein schmales Ruderboot zu legen, das am Ufer im seichten Wasser dümpelte.

      »Du bist wahnsinnig«, maulte sie zu ihrem Bruder hin, der auf der Böschung auf und ab ging und die Uferstraße entlangschaute. »Ausgerechnet jetzt, bei all diesen Lichtern. Hattest du nicht etwas von Schleichwegen gesagt?«

      »Gerade jetzt«, rief Ton herüber. »Da feiern die Grenzer, auf beiden Seiten. Nur einer nicht«, fügte er lachend hinzu.

      »Du hast dein Versprechen gebrochen. Das war das letzte Mal, dass ich …« Nok verstummte. Von der nahen Grenze her kamen zwei Scheinwerfer schnell näher, und Nok erkannte bald, dass es ein Armeefahrzeug war, das auf sie zusteuerte.

      »Bleib ruhig, Nok. Ich weiß, was ich tue.« Ton blieb gelassen stehen.

      Auch der Akha schaute nur kurz auf und warf die Rucksäcke ins Boot. Er war ein stämmiger junger Mann mit großen, hellen Augen. Er lachte, als er Noks Aufregung bemerkte, und zeigte seine starken Zähne, die weiß im Dunkel leuchteten. Nok sprang über die Ufersteine an ihm vorbei ins Boot. Wenn das hier schiefgehen sollte, würde sie sich das Ruder schnappen und versuchen, schnell zum anderen Ufer zu gelangen. Oder lieber durchs Wasser waten? Das waren ja nur zehn, zwölf Meter bis an die thailändische Seite. Nok blieb unschlüssig im leicht schaukelnden Boot stehen. Sie suchte Balance zu halten und beobachtete, wie Ton auf den Wagen zuging, der scharf auf der Sandpiste bremste.

      Ein Mann mit mürrischem Gesicht stieg bei laufendem Motor aus. Er trug eine olivfarbene Uniform mit einem großen roten Stern auf dem Ärmel seiner Jacke. Ton grüßte zackig wie ein Soldat, indem er die rechte Hand an die Stirn hielt, und lachte. Der Mann erwiderte nichts, ging auf Ton zu, und Nok hörte, wie Ton etwas auf burmesisch sagte. Der Mann hielt die Hand auf, und Ton legte einen Umschlag hinein, den der Grenzer schnell in der Innentasche seiner Uniform verschwinden ließ, ohne etwas zu sagen, ohne jegliche Regung. Der mürrische Blick blieb auf Ton haften, wechselte dann auf den Akha, der mit einem Fuß auf dem Bootsrand stand, und schließlich auf Nok. Kalt, ein kalter Bick, und Nok bekam von Neuem Angst, während sich einige der Krathongs mit ihren flackernden Lichtern an der Außenwand des Bootes vorbeimogelten. Kleine Stücke von Kiwis und Bananen lagen darin sowie chinesisches Gebäck. Nok erkannte die roten Schriftzeichen darauf, die aussahen wie gestempelt, wie postalische Absender aus China. Nok wusste, dass auch Fingernagelstücke und Haarsträhnen derjenigen darin lagen, die die Krathong aufs Wasser gesetzt hatten, vielleicht 500 Meter entfernt von hier, unter der Grenzbrücke. Eine Kerze auf einem der Krathongs war bereits im Wind erloschen, und Nok hätte sie am liebsten wieder angezündet, um die Wünsche, die mit diesem Krathong ausgesandt worden waren, erfüllbar zu halten, aber auch um etwas zu tun zu haben, da der Blick des Grenzers immer noch auf ihr lag. Dann drehte er sich abrupt um, stieg in den Wagen und fuhr mit hohem Tempo los. Sand spritzte auf. Nok nahm erst jetzt wieder die Zikaden und die Frösche wahr, als wären sie für Minuten verstummt gewesen.

      Ton sprang die Böschung hinab und stieg ins Boot, während der Akha sich das Ruder nahm und mit langsamen Bewegungen das andere Ufer ansteuerte.

      »Wenn du diese verdammten Pillen nicht wieder dabei hättest, könnten wir uns sogar das Boot sparen und durchs Wasser gehen«, hetzte Nok. »Aber das Zeug darf ja nicht nass werden.«

      »Weißt du noch, wie du als Kind hier abgetrieben bist, bis dort drüben? Weil du dich mit der Strömung verschätzt hast?«

      »Rubine können ruhig nass werden. Das schadet denen nicht.«

      »Und wie Vater dich anschließend verprügelt hat, weil du ins Wasser gegangen bist, obwohl er es uns verboten hatte?«

      »Er hätte besser dich verprügeln sollen!«

      »Lass mal, Nok. Vielleicht haben wir solche Aktionen in Zukunft nicht mehr nötig.«

      »Wie meinst du das?«

      »Ich meine, dass unser leider verblichene Bun gar nicht so unrecht hatte. Man kann das ganze Zeug doch viel leichter über Burma verkaufen. Auch die Steine, und mit den Amphetaminen, das geht dich ohnehin nichts an. Wir brauchen diesen Übergang hier eigentlich gar nicht. Dann sparen wir uns auch das Geld für diesen burmesischen Grenzer. Irgendwann wird der ohnehin noch gieriger oder er wird komisch, fängt an zu drohen, was weiß ich?«

      »Ich sag’s dir doch: Das ist zu riskant, nicht nur wegen diesem Grenzer. Das alles gefällt mir nicht«, erwiderte Nok, während der Akha das Boot seitlich gegen den Uferrand der thailändischen Seite steuerte. »Das wird vor allem Dääng nicht gefallen. Wenn du an dem vorbeiwirtschaftest, kriegst du schnell ein Problem. Da kannst du sicher sein. Hast du schon mal daran gedacht, dass Bun vielleicht deswegen getötet worden ist?«

      Ton antwortete nicht. Nok sprang aus dem Boot und lief flink die wenigen Meter die Böschung hinauf, schaute sich um und lauschte in die Nacht: nichts als Frösche und Zikaden. Drüben am Wegesrand stand das Motorrad, mit dem sie am Morgen gekommen waren, bevor sie übergesetzt hatten.

      »Man darf das eben nicht so plump machen wie Bun«, rief Ton hinauf, während er sich vom Akha einen der Rucksäcke reichen ließ. Nok stand oben mit verschränkten Armen und beobachtete, wie der Akha den zweiten Rucksack ans Ufer legte und begann, das Boot an einem kleinen Steg zu vertäuen. Um das Motorrad drüben auf der burmesischen Seite würde sich ein Freund kümmern. Die Akha siedelten zu beiden Seiten der Grenze. Sie führten ein möglichst unabhängiges Leben und wickelten ihre Geschäfte ab, als wäre da keine Grenze. Und auch, wenn ihre Dörfer auf beiden Seiten immer mal wieder vom Militär nach Rauschgift durchsucht wurden, war die Gefahr, des Handels überführt zu werden, sehr gering, zumal Offiziere oft selbst in den Handel verstrickt waren. Die Kuriere, die an den Kontrollposten der thailändischen Armee und der Polizei im Hinterland erwischt wurden, waren »kleine Fische«, Gelegenheitsdealer, die so unvorsichtig waren, den Bus

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