Patrick Hohmann - Der Bio-Baumwollpionier. Nicole Müller

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Patrick Hohmann - Der Bio-Baumwollpionier - Nicole Müller rüffer&rub visionär

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der Maximierung zu widerstehen erfordert menschliche Wärme, Mut und sehr viel Erfindungsgabe von der Art, wie sie David zum Sieg gegen Goliath verholfen hat.

      Patrick Hohmann hat Verantwortung übernommen und diese Verantwortung im Bereich der Baumwolle konkretisiert. Das ist zweifellos beeindruckend, aber nur ein Teil dessen, was ihn als Zeitgenossen so inspirierend macht. Patrick Hohmann ist ein Wirtschaftskünstler. Wenn man sein Lebenswerk verfolgt, dann verblüfft vor allem die Mischung aus nüchterner Analyse, Kreativität und Rechenkünsten, knochentrockenem technischen Wissen und Experimentierlust. Er ist Buchhalter und Philosoph in einer Person. Die absolute Akzeptanz von Schwierigkeiten hat ihn als Unternehmer erfolgreich gemacht. »Es steht nirgendwo geschrieben, dass das Leben einfach sein soll. Das Leben ist immer ein bisschen Glück und ein bisschen Unglück«, so der Unternehmer. Patrick Hohmann weiß, dass das, was er erreicht hat, fragil und beweglich bleibt. In diesem Sinne besteht die eigentliche Inspiration dieses Pioniers in einer Geisteshaltung, die mit agilen, leicht beweglichen Konstellationen umzugehen versteht und angemessen auf sie reagieren kann. Kreativ und mit feinem Gefühl für die Bedürfnisse von Mensch, Natur und Tieren.

      Patrick Hohmann und sein Team weigern sich, sich entmutigen zu lassen. Einem weitgehend gesichtslosen System setzen sie das Vertrauen auf den einzelnen Menschen entgegen. Die Mächtigen werden uns nicht retten, so viel ist klar. Pioniere wie Patrick Hohmann oder Filme wie »Tomorrow« und »Fair Traders« zeigen auf, dass Veränderung im Kleinen beginnt, als eine »Grass-root«-Bewegung, die andere inspirieren und begeistern kann. Das Neue entsteht fast immer an den Rändern der Gesellschaft. Es bereitet sich langsam vor, oft im Verborgenen, getragen von einzelnen Menschen, die unzufrieden sind mit den Verhältnissen und neue Wege gehen möchten. »He may be a dreamer«, könnte man über Patrick Hohmann in Abwandlung von John Lennons Song sagen. »But he is not the only one.« Mit etwas Glück und weiteren Menschen, die bereit sind, Verantwortung zu tragen, kann das Neue vom Rand in die Mitte der Gesellschaft wandern, bis man eines Tages den Kopf darüber schütteln wird, was man einst für »normal« zu halten bereit war. »Eine Systemauflösung ergibt sich nur, wenn das System überflüssig geworden ist«, meinte Patrick Hohmann einmal. Das war einer von diesen Sätzen, die er so bescheiden ins Gespräch streut und die man erst hört, lange nachdem sie gesagt worden sind. Es lohnt sich, über diese Aussage nachzudenken.

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      Große Zeiträume, mehrere Kontinente: Der Weg vom Anbau der Baumwolle bis zum fertigen Kleidungsstück ist beeindruckend lang und arbeitsteilig. Mit dem Anbau von Bio-Baumwolle alleine ist es nicht getan. Patrick Hohmann hat mit seiner Firma Remei und den bioRe® Stiftungen große Anstrengungen unternommen, um die gesamte Lieferkette nach folgenden Werten zu gestalten:

       Biologische Baumwolle

       Faire Produktion

       Ökologisch und hautfreundlich

       CO2-neutral

       Rückverfolgbar bis zum Anbau

      Es gibt unzählige Stellschrauben und Parameter, die die Lieferkette beeinflussen können. Zu ihnen zählen klimatische und kulturelle Gegebenheiten, regulatorische Bestimmungen, Infrastrukturen und Innovationen, Trends und nicht zuletzt die Bereitschaft der Konsumentinnen und Konsumenten, komplizierte Prozesse zu verstehen, finanziell und ideell mitzutragen. Partnerschaftliche Beziehungen und gegenseitiges Verständnis sind wichtig auf dem Weg zu Kleidungsstücken, die mit der Natur und mit den Menschen und nicht gegen sie produziert werden.

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       Eine Kindheit in Alexandria

       »Ich bin schon sehr früh einem Ruf gefolgt.«

      Treibende Kraft in der Familie, in die Patrick Hohmann hineingeboren wurde, war zweifelsohne seine Mutter. Ellen Hohmann, geborene Collins, wurde 1920 im französischen Städtchen Bar-sur-Aube geboren. Ihr Vater Charles Collins war ein nach Amerika ausgewanderter Ire mit britischem Pass. Im Ersten Weltkrieg musste Collins nach Europa zurückkehren, um unter britischer Flagge zu kämpfen. Irland war damals noch nicht unabhängig, sondern Teil des Vereinigten Königreiches. Als Collins sich in die Französin Annemarie Thierry verliebte, heiratete er und blieb bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Bar-sur-Aube.

      In den Adern von Ellen Hohmann Collins floss das Blut der Revolution. Zu ihren Vorfahren gehörte nämlich Daniel O’Connell (1775–1847), dem in jeder irischen Kleinstadt eine Straße gewidmet ist. Daniel O’Connell war ein Freiheitskämpfer, der die Gleichstellung von Katholiken und Protestanten anstrebte und auch erreichte. Er strebte außerdem die Gleichberechtigung der Bauern und der Juden an. Das zweite große Anliegen von Daniel O’Connell als Abgeordneter im britischen Unterhaus war die Aufhebung der Union von Großbritannien und Irland. Dabei setzte der überaus populäre Politiker auf Massendemonstrationen und gewaltfreien Widerstand. Seine Prophezeiung, dass dieser Kampf ein gewaltsames Ende nehmen würde, wenn sich die britische Elite nicht rechtzeitig bewege, sollte sich leider bewahrheiten.

      Ellen Collins war eine groß gewachsene, überaus intelligente und attraktive junge Frau, die umgehend gegen die Nazis Stellung bezog, als diese in Europa an die Macht kamen. Noch minderjährig, bewarb sie sich bei der Royal Air Force, konnte aber die Stelle nicht antreten, weil ihr der Vater die Unterschrift verweigerte: Irland war inzwischen unabhängig geworden, und eine Collins sollte seiner Ansicht nach nicht freiwillig unter britischer Flagge kämpfen.

      Als die Deutschen im Frühling 1940 den Blitzkrieg beginnen und Frankreich besetzen, flüchtet die Familie mit dem letzten Schiff nach Dover und von dort aus nach London. Inzwischen ist Ellen Collins volljährig. Sie bewirbt sich erneut als Teletypistin bei der Royal Air Force und wird angenommen. Sie ist bereits auf dem Schiff auf dem Weg zu ihrem Posten in Palästina, als es dort zu Bombardierungen kommt. Das Schiff wird umgeleitet und landet schließlich in Alexandria, Ägypten.

      Eine ganz andere Vorgeschichte hat der Vater von Patrick Hohmann. Gerhart Wilhelm Hohmann, geboren 1910, ist ein Waisenkind und stammt aus bescheidenen Verhältnissen. Sein Vater stirbt 1926 an einem Herzversagen, kurz darauf erkrankt seine Mutter an Tuberkulose und stirbt ebenfalls.

      Für Gerhart, den ältesten von insgesamt vier Brüdern, organisiert sein Vormund ein Zimmer bei einer Familie,

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