Mentalfeld-Techniken - ganz praktisch. Dietrich Klinghardt

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Mentalfeld-Techniken - ganz praktisch - Dietrich Klinghardt Klopfakupressur

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und in diesem Moment kein verständnisvolles, tröstendes Umfeld zur Verfügung steht, kann ein Erlebnis besonders tiefe Verwundungen bewirken. In diesem Fall können die Erinnerungen an ein Schockerlebnis und die damit verbundenen Informationen nicht verarbeitet und integriert werden. Wir wissen, dass die Folgen eines Schocks nur dann heilbar sind, wenn man wieder in den gleichen tranceähnlichen Zustand geht, in dem man war, als die Verletzung passierte (engl.: state dependant learning).

      Die MFT-Arbeit ist ideal dazu geeignet, einerseits das bewusste Erleben der Gefühle, die die schlimmen Erlebnisse begleiteten, in abgeschwächter Form und in einem geschützten Raum noch einmal zu ermöglichen, andererseits aber mit geeigneten Maßnahmen auch eine schnelle Entlastung von Schmerz zu bewirken.

      Es gibt kein objektives Maß dafür, wie schwer eine Verletzung gewesen sein „muss“, um eine bleibende Störung zu verursachen. Eine Situation kann subjektiv auch dann als dramatisch erlebt werden, wenn bei seelischen Verletzungen oder Kränkungen ohne begleitende körperliche Gewalt trotzdem Lebensgefahr empfunden wird. Unangenehme Erfahrungen hinterlassen bei jedem Menschen andere Spuren. Nur durch Vertiefen in die Gefühle der zurückliegenden Zeit kann das Ausmaß einer Verletzung erahnt werden. So kann selbst schon der Verlust der Lieblingspuppe in der Zukunft Auslöser für unerklärliche Gefühle sein. Folgende Fragen sind dazu geeignet, uns zu zeigen, welche Erlebnisse nicht verarbeitet sind:

       Hat das Erlebnis etwas in mir verändert?

       Hat es mich in meiner inneren Freiheit eingeschränkt?

       Verhalte ich mich in meinem Leben anders, weil mir das passiert ist?

       Gibt es wiederkehrende, unangenehme innere Bilder oder Träume, die sich darauf beziehen?

       Gibt es Ängste oder Vermeidungsverhalten?

       Gibt es spezifische Stresssymptome?

       Gab es ähnliche Wiederholungen dieses Erlebnisses?

       Wie haben sich meine Beziehungen, Hoffnungen, Sehnsüchte verändert?

       Wie hoch war mein Niveau an Lebensfreude und Lebensmut vorher, wie ist es jetzt?

       Wie haben sich meine Einstellungen und Grundannahmen zum Leben und zu meinem Umfeld seitdem verändert?

       Wie hat sich mein Urvertrauen verändert?

       Welche körperlichen Symptome haben sich seitdem eingestellt?

      Nachdem Sie mit diesen Fragen für sich selbst geklärt haben, welche Ereignisse folgenschwer waren, sollten Sie diesen Situationen in der Selbstreflexion besondere Aufmerksamkeit widmen. Beispielsweise können Sie zunächst ein Bild malen, um unbewussten Zusammenhängen zwischen dem Erlebnis und aktuellen Einschränkungen auf die Spur zu kommen.

       Schritt 1: Auf die Gefühle achten, die beim Betrachten des Bildes hochkommen

       Schritt 2: Einen „Klopfdurchgang“ machen – mit besonderer Aufmerksamkeit für die Gefühle

       Schritt 3: Einschränkende Glaubenssätze, die mit dem Thema in Verbindung stehen, herausfinden und verändern

      Der Körper und die Seele werden durch jede Verletzung geformt und bekommen dadurch die Möglichkeit, zu wachsen. Mentalfeld-Techniken können eine enorme Unterstützung sein bei dem Bemühen, Leiden in Wachstum zu verwandeln. Natürlich sollten in jeder Biografie aber auch die schönen Zeiten gewürdigt werden, da diese immer wieder eine Quelle der Kraft sein können.

Traumatische Erlebnisse… können im Körper und in der Seele Spuren hinterlassen, je nachdem, ob in der betreffenden Zeit ein verständnisvolles, tröstendes Umfeld zur Verfügung stand (oder steht) oder ob die Verletzungen alleine verarbeitet werden mussten (oder müssen). Traumen, die in einem Familiensystem auftreten, können noch nach mehreren Generationen Auswirkungen auf die Nachfahren haben, die sich bei Enkeln und Urenkeln als Ängste, Traurigkeit oder in Form psycho-somatischer Störungen zeigen können. Mit den Mentalfeld Techniken gehen wir zum biografischen Ursprung zurück und empfinden die jeweilige Situation in abgeschwächter Form noch einmal nach, während wir gleichzeitig heilsame körperliche, energetische und gedankliche Impulse setzen.

      Die Familienbiografie und ihr Einfluss auf das Leben des Einzelnen

      Die Familienbiografie besteht aus der Summe aller Erlebnisse und Erfahrungen der väterlichen und mütterlichen Vorfahren. Je nachdem, wie eine Familie in der Lage war, Konflikte zu ihrer Zeit zu lösen, kann das einen großen Einfluss auf die körperliche und seelische Gesundheit der nachkommenden Generationen haben. Jede Familie hat ihre eigenen Gesetze und Regeln, ihre besondere Atmosphäre, ihre Umgangsformen und Erwartungen an die einzelnen Mitglieder. In der Familie findet auch die Prägung der Kinder für spätere Verhaltensweisen und Einstellungen zum Leben statt. Alle aktuellen Erfahrungen können mit Erlebnissen in der Familie in Verbindung gebracht und auf diese Weise besser verstanden werden. Der systemische Umgang mit MFT, also das Einbeziehen familiensystemischer Hintergründe in die aktuelle Situation (Erläuterung folgt), kann Sie dabei unterstützen, sich in Ihrem familiären Kontext zu sehen, Ihre Herkunft zu akzeptieren und alte Wunden zu heilen.

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      Aus der Sicht der systemischen Familientherapie genügt es nicht, die Wurzeln eines Traumas nur in aktuellen Erlebnissen zu suchen. Beobachtungen und Erfahrungen aus unserer langjährigen Praxis haben gezeigt, dass unterbrochene Verbindungen zu Familienmitgliedern geheilt werden können, wenn man versucht, den anderen mit seinem Erfahrungshintergrund zu verstehen, und wenn man imaginär, also mithilfe der Vorstellungskraft, eine neue Form der Verbindung aufnimmt. Solche Erfahrungen brachten Familientherapeuten auf die Idee, in einer Art Rollenspiel Begegnungen ihrer Klienten mit deren Vorfahren zu arrangieren. Hier haben die Studien von Bert Hellinger und seine Aufstellungsarbeit einen großen Beitrag geleistet. Er zeigt in zahlreichen Veröffentlichungen auf, wie der Einsatz „heilender Sätze“ uns dabei helfen kann, die Verbindung auch zu bisher abgelehnten Familienmitgliedern wieder zu heilen. Das kann folgendermaßen aussehen:

Beispiel: Mutter und TochterDie Tochter hat sich von ihrer überängstlichen Mutter abgewandt. Jetzt versucht sie, die Mutter zu verstehen, und erkennt, dass die Ängste der Mutter mit dem Tod ihres Bruders bei einem Verkehrsunfall zusammenhängen könnten. Sie stellt sich vor, dass sie der Mutter in die Augen schaut, und sagt:„Liebe Mama, ich sehe den Schmerz um deinen Bruder und die Angst, auch mich zu verlieren. Diese Angst lasse ich in Achtung bei dir, aber die Liebe nehme ich gerne von dir.”Durch diese Worte und die damit verbundenen Gefühle können sich die Vorwürfe an die Mutter auflösen und die Tochter kann tiefe Liebe zu ihrer Mutter spüren.

      Ziel der Selbsthilfe oder einer Beratung sollte eine gesunde Verbindung aller Familienmitglieder untereinander sein. Jeder möchte ja letztlich dazugehören, in seiner Eigenart geachtet werden und einen guten Platz in der Familie haben.

      Die Familienbiografie, in diesem Beispiel veranschaulicht am frühen Tod des Bruders der Mutter, kann durch vielfache Schicksalsschläge und individuelle Umstände Einfluss auf die Gegenwart haben. Kriegserlebnisse, Vertreibung, Bankrott, Verlust geliebter Menschen, Krankheiten, Feindschaften und Gewalterfahrungen von Familienmitgliedern haben auch auf die Nachfahren belastenden Einfluss. Die Last verteilt sich dann oft auf die einzelnen Mitglieder des Familiensystems; jeder trägt etwas mit, damit die Familie als Ganzes in schweren Zeiten „überleben“ kann.

Die Familienbiografie… ist die Summe aller Erfahrungen, die in der mütterlichen und

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