Bewusstsein ist alles. Rupert Spira
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Eine bessere Metapher wäre die von einem Tropfen Milch in einem Glas Wasser. Die Milch ist im Wesentlichen die gleiche Substanz wie das Wasser, auch wenn sie durch einen Hauch Objektivität eingefärbt ist. Sie ist weiß, nicht farblos. Wir beobachten den Tropfen Milch, wie er sich im Wasser ausdehnt, allmählich die Form verliert, bis er völlig mit dem Wasser der Umgebung verschmolzen ist …
So geht es dem Denken, das BEWUSSTSEIN sucht und auf PRÄSENZ gerichtet ist. Es ist im Wesentlichen aus dem gleichen BEWUSSTSEIN gemacht, das es sucht, weiß dies jedoch noch nicht, und so entsteht eine scheinbare Unterscheidung zwischen ihm und BEWUSSTSEIN. Es ist opak. Es ist nicht transparent.
Während es nach BEWUSSTSEIN sucht, wird es mehr und mehr wie BEWUSSTSEIN, das heißt, es verliert sein Anderssein, seine Opazität, seine scheinbare Objektivität.
Das Wasser, das bereits in der Milch gegenwärtig war, verliert seine Weiße und bleibt, wie es ist: Wasser.
Das Ausdehnen des Tropfens Milch im Wasser der Umgebung entspricht dem Prozess des Verfeinerns, den unsere Gedanken durchlaufen, während wir versuchen, dem BEWUSSTSEIN näher zu kommen. BEWUSSTSEIN kann nicht als Gedanke gefunden werden, also wird der Gedanke allmählich von seiner Objektivität gereinigt, während er versucht, BEWUSSTSEIN zu finden.
Und dann kommt der Zeitpunkt, da der Gedanke seine letzte Schicht an Objektivität aufgibt und in PRÄSENZ aufgeht. Tatsächlich ist er PRÄSENZ, die allmählich die Identifikation mit feineren und feineren Schichten der Objektivität aufgibt, bis sie den Gedanken als das eigene Selbst erkennt.
WAHRHEIT findet der Geist nicht. REALITÄT findet der Geist nicht. Er wird darin aufgelöst.
Der Geist kann sich nicht selbst loslassen. Er wird in die unendliche Weite des BEWUSSTSEINS losgelassen, die seine Grundlage ist.
Verstehen ist das Auflösen des Geistes in seine Grundlage, in das, was ihn trägt. Es ist die Erfahrung von BEWUSSTSEIN, das um sich selbst weiß und wissentlich zu sich zurückkehrt.
Es ist keine objektive Erfahrung. Es ist die Erfahrung von WISSEN. Diese Erfahrung ist immer gegenwärtig, unabhängig davon, ob Objekte gegenwärtig sind.
Wir werden zu dem, an das wir denken.
Wir sind gleichzeitig das Subjekt und das Objekt des Gedankens, der BEWUSSTSEIN sucht.
Um sich selbst zu wissen bedeutet für BEWUSSTSEIN, es selbst zu sein; und es selbst zu sein bedeutet, um sich selbst zu wissen.
In jeder Erfahrung schimmert Bewusstsein
Meditieren ist keine Aktivität. Es ist das Enden einer Aktivität.
Letzten Endes kann über Meditation nichts absolut Wahres gesagt werden, noch nicht einmal, dass sie das Enden einer Aktivität sei. Denn Meditation findet jenseits des Geistes statt oder präziser, ist jenseits des Geistes präsent. Daher hat der Geist, per Definition, keinen Zugang zu ihr.
Um jedoch zu verstehen, dass Meditation keine Aktivität ist, müssen wir zunächst verstehen, dass sie das Enden einer Aktivität ist.
Dieses Verständnis ist ein sehr effizientes Hilfsmittel zum Ausräumen der Vorstellung, dass Meditieren etwas sei, was wir tun.
Haben wir erst einmal vollständig verstanden, dass Meditation keine Aktivität ist, so kommt die Aktivität, die wir zuvor als Meditation angesehen haben, ganz natürlich zu einem Ende. An diesem Punkt hat das Verständnis, dass Meditation keine Aktivität ist, seinen Zweck erfüllt und kann ebenfalls aufgegeben werden.
Hat der Dorn erst einmal den Dorn entfernt, so werden beide weggeworfen.
Um zu verstehen, dass Meditation keine Aktivität ist, verwenden wir das Beispiel einer geballten Faust. Nehmen wir unsere offene Hand, schließen wir sie langsam und drücken sie zusammen, dann bedeuten sowohl das Zusammendrücken als auch das Aufrechterhalten dieser kontrahierten Position eine gewisse Anstrengung.
Halten wir die Hand einige Zeit in dieser kontrahierten Stellung, so gewöhnen sich die Muskeln an die neue Position. Bald werden wir nicht mehr bemerken, dass ständig eine gewisse Anstrengung nötig ist, um sie beizubehalten.
Würde uns nun jemand dazu auffordern, die Hand zu öffnen, wäre unser Eindruck der, dass das Öffnen der Hand eine Anstrengung (Aktivität) erfordert. Irgendwann, während wir die Hand öffnen, werden wir der Tatsache gewahr, dass wir nicht eine neue Anstrengung leisten, um die Hand zu öffnen, sondern eine vorherige Anstrengung loslassen, beenden, deren wir schon gar nicht mehr gewahr waren.
Die scheinbare Anstrengung, die Hand zu öffnen, stellt sich als Loslassen oder Beenden der ursprünglichen Anstrengung heraus, die Hand zu kontrahieren. Was der Beginn einer Anstrengung zu sein schien, erweist sich als das Beenden einer Anstrengung.
Bei Meditation ist das ganz ähnlich. Unsere wahre Natur ist offen, unbegrenzt, frei, bewusst, selbstleuchtend und selbstverständlich. Dies ist unsere Erfahrung, von Moment zu Moment, auch wenn wir dessen vielleicht nicht gewahr sind.
Dieses offene, freie, unbegrenzte BEWUSSTSEIN hat von selbst kontrahiert. Es hat sich scheinbar in den engen Rahmen eines Körpers und eines Geistes geschrumpft und sich selbst auf einen winzigen Ort in einem riesigen Raum und auf einen kurzen Moment in einer unendlichen Zeitspanne begrenzt.
Dies ist die primäre „Selbst-Kontraktion“, die das offene, freie, unbegrenzte BEWUSSTSEIN von Moment zu Moment aus freiem Willen wählt.
Es zieht in dem nahtlosen Ganzen seiner Erfahrung eine Linie und sagt zu sich selbst: „Dies bin ich, das bin ich nicht.“ – „Ich bin hier, nicht dort.“ – „Ich bin ich und nichts anderes.“
Es fühlt sich isoliert und somit verletzlich und verängstigt. Daher beginnt das offene, freie, unbegrenzte BEWUSSTSEIN nun, seine neue, sich selbst auferlegte Identität als Fragment zu unterstützen und zu beschützen.
Dafür verstärkt es seine Grenzen durch viele Schichten von Kontraktionen. Auf der Ebene des Geistes sind diese Kontraktionen auf der einen Seite aus Wünschen und Abhängigkeiten gemacht, auf der anderen Seite aus Ängsten, Widerständen und Ablehnungen. Alle zusammen bilden die vielen Gesichter unserer Vorlieben und Abneigungen, unser „Ich möchte …“ und „Ich will nicht…“.
Auf der Ebene des Körpers sind diese Kontraktionen aus körperlichen Empfindungen gemacht, mit denen das BEWUSSTSEIN sich identifiziert. Sie bilden den scheinbaren Ort des ‚Ich‘ im Körper.
Mit jeder neuen Schicht von Kontraktionen vergisst das freie, unbegrenzte BEWUSSTSEIN seine eigene unbegrenzte Natur immer mehr. Und verhüllt sich so selbst. Es versteckt sich selbst vor sich selbst.
Trotzdem durchdringt häufig etwas, was das BEWUSSTSEIN an seine wahre Natur erinnert, die selbst erzeugte Isolation, etwa das Lächeln eines Fremden, das Weinen eines Kindes, ein unerträglicher Kummer, ein kurzer Moment der Wunschlosigkeit nach der Erfüllung eines Wunsches, ein Moment des Humors, der Friede des Tiefschlafs, eine Pause im Denkprozess, eine Erinnerung an die Kindheit, der Übergang zwischen Schlafen und Aufwachen, das Erkennen von Schönheit, die Liebe eines Freundes, ein flüchtiges Verstehen …
Dies sind Momente, die der mittlerweile verschleierten