500 Jahre Reformation: Bedeutung und Herausforderungen. Группа авторов

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feiern möchten und welche Bedeutung die Botschaft der Reformation für die Kirche und Gesellschaft von morgen haben kann.

      Wir freuen uns, dass Sie von nah und fern, aus über 35 Ländern und fünf Kontinenten, hierher nach Zürich gereist sind. Sie stehen dafür, dass die Botschaft der Reformation sich weltweit in den verschiedensten Kontexten ausgebreitet hat und Menschen bis heute bewegt. Die verschiedenen Erfahrungen und Horizonte, die Sie mitbringen, werden |25| unseren Kongress bereichern. Dabei sollen Brücken zwischen Menschen mit kirchlichem und universitärem Hintergrund geschlagen werden. Wir wollen miteinander in ein kritisch-konstruktives Gespräch eintreten über die Epoche der Reformation, um neue Perspektiven auf unsere kirchliche und gesellschaftliche Gegenwart zu gewinnen.

      Die Schätze gegenseitig entdecken

      «Über die Zeit, in der wir die reformatorischen Traditionen gegeneinander ausspielten, sind wir hinaus. Wir wollen vielmehr die Schätze entdecken, die sie bergen.» Dieser Satz Wolfgang Hubers anlässlich des Calvinjahres 2009 ist wegweisend für diesen Anlass und den Weg bis 2017. Wir wollen den Reichtum der jeweiligen anderen Tradition sehen und voneinander lernen. Ökumene ist Lerngemeinschaft.

      Zürich – ein Ursprungsort der Reformation

      Für diesen Kongress sind wir Gast bei der Evangelisch–reformierten Landeskirche des Kantons Zürich in Zürich, einem Ursprungsort der Reformation. In Zürich und dann an anderen Orten in der Schweiz, etwa in Bern, St. Gallen, Basel und in Genf, hat die Reformation bekanntlich eine eigene Wendung genommen. Ganz vergessen sind die unversöhnlichen Urteile Luthers über Zwingli und das bedauerliche Scheitern des Marburger Religionsgesprächs 1529 ja noch nicht. Doch nach der Leuenberger Konkordie und den ihr vorangegangenen guten Erfahrungen, die es neben der konfessionellen Gleichgültigkeit zwischen Lutheranern und Reformierten im Laufe der Kirchengeschichte auch gab, wissen wir: Die Reformation war eine Epoche evangelischer Gemeinsamkeiten, auch wenn dies aus politischen und teilweise persönlichen Gründen nicht von allen Akteuren gesehen wurde. Da ist die Freude darüber umso größer, dass sich in diesen Tagen Lutheraner, Reformierte, Unierte und Angehörige weiterer Konfessionen in dieser Form erstmals in dieser Stadt begegnen, die neben Wittenberg und später Genf für den weltweiten Protestantismus eine große Bedeutung hatte. Ohne Zwingli, Bullinger und Calvin wäre die Reformation wohl ein deutschsprachiges und nordeuropäisches Phänomen geblieben. An diesem Kongress wird also evangelische Katholizität sichtbar werden, zu der die Vielfalt dazugehört. Ein Stück weit haben wir dies soeben im Gottesdienst erlebt. |26|

      Erinnern für die Zukunft

      «Erinnern für die Zukunft.» Dies soll in den nächsten Tagen die Devise sein. Reformationsgedächtnis soll primär heißen, nach dem Stellenwert der reformatorischen Botschaft in den evangelischen Kirchen und der Gesellschaft heute zu fragen. Vermögen die Kirchen Gottes Wort der Versöhnung und Veränderung genügend kräftig zu bezeugen? Wie steht es mit der Klarheit und Verständlichkeit ihrer Verkündigung? Die Interpretation der reformatorischen Befreiungsbotschaft heute und damit theologische Fragestellungen sollen im Zentrum dieses Kongresses und des Jubiläums stehen.

      Die bleibende Wirkung der Reformation

      Als Teil einer Gedächtniskultur bringt das Reformationsjubiläum aber auch die Aufgabe mit sich, sich an die Vergangenheit zu erinnern. Die Reformation hat die Welt geprägt. Sie hat eine vielfältige Wirkung auf die frühneuzeitliche Gesellschaft ausgeübt. Einzelnen Spuren, etwa im Bereich des Verhältnisses von Kirche und Staat, soll in diesen Tagen exemplarisch nachgegangen werden. Wie stehen Kultur, Wirtschaft und Politik heute zur Reformation? Um solche Fragen soll es in diesem Zürcher Kongress auch gehen. Im Mittelpunkt der Debatten soll jedoch, wie gesagt, Reformation als gegenwärtige Aufgabe stehen. Evangelische Glaubensinhalte und Weltverantwortung wirken in unseren Gesellschaften bis heute. Welches Potenzial hat die Botschaft der Reformation für Kirche und Gesellschaft morgen?

      Das Reformationsjubiläum als ökumenische Aufgabe

      Reformationserinnerung soll also nicht der Selbstdarstellung von Kirchen, Konfessionen und Kulturräumen dienen, sondern zur produktiven und gemeinsamen Gestaltung des heutigen Kircheseins anstiften. Voraussetzung dafür ist, dass die damals gestellten theologischen Fragen neu bedacht werden. Voraussetzung dafür ist auch, dass wir uns immer wieder kritischen Anfragen stellen. Ich freue mich sehr, dass wir gleich schon mit dem Referat von Rowan Williams, dem ehemaligen Erzbischof von Canterbury, mit einer etwas anderen Sicht auf die Reformation konfrontiert werden (ein Blick von außen ist es angesichts der Tatsache, dass die Kirche von England in ihren Anfängen eng mit Zürcher Reformatoren verbunden war, nicht). |27|

      Wenn Reformationserinnerung also der Gestaltung des Kircheseins heute dienen soll, schließt dies, wie zu Beginn gesagt, eine ökumenische Dimension ein. An diesem Kongress wollen wir bewusst auch das Gespräch mit ökumenischen Partnern suchen. Im Hinblick auf das Verhältnis zur römisch-katholischen Kirche bedeutete es einen großen Schritt, wenn es uns gelänge, eine gemeinsame Sicht auf die Geschichte der Reformationszeit zu gewinnen, wie sie gerade jüngst das Dokument des vatikanischen Einheitsrats und des Lutherischen Weltbundes «Vom Konflikt zur Gemeinschaft» angeregt hat. Nicht nur die evangelischen Kirchen, sondern auch die römisch-katholische Kirche ist bekanntlich von der Reformation geprägt. Heute bietet sich die zukunftsträchtige Chance einer gemeinsamen ökumenischen Auseinandersetzung. Dies könnte die große Besonderheit des Reformationsjubiläums im beginnenden 21. Jahrhundert sein. Im Hinblick auf das Verhältnis zu denjenigen Freikirchen, die sich auf die radikale und damals verfolgte Reformationsbewegung berufen, bedeutet die ökumenische Dimension des Reformationsjubiläums für uns eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit.

      Der Kongress: Einladung zur Zusammenarbeit

      Neben der Reflexion soll dieser Kongress aber auch ganz praktisch eine Plattform für den Austausch von Ideen bieten. Aus verschiedenen Kirchen werden Vorhaben und Perspektiven im Blick auf das Reformationsjubiläum präsentiert werden. Schön wäre es, wenn Kooperationsmöglichkeiten angedacht und gemeinsame Projekte auf lokaler, regionaler, nationaler oder internationaler Ebene angestoßen würden. Zunächst aber soll dieser Kongress bei Ihnen allen die Motivation für die aktive Teilnahme am Reformationsjubiläum fördern und das Interesse wecken für die Reformation und ihre Bedeutung für die Gegenwart. Dabei soll die Reformation als vielgestaltig und der Protestantismus als weltweite und plurale Bewegung sichtbar werden.

      Für diesen Kongress und das Reformationsjubiläum insgesamt scheint mir wichtig, was Zwingli am Ende seines «Kommentars über die wahre und falsche Religion» von 1525, der ersten Darstellung der evangelischen Lehre überhaupt, schreibt: «Alles, was ich hier gesagt habe, habe ich zur Ehre Gottes, zum Nutzen der christlichen Gesellschaft und zum Besten der Gewissen gesagt. Gott sei gedankt.»

       |28|

      Nikolaus Schneider, EKD, Hannover

      «Was ist das Reformationsjubiläum? Wem gehört es? Warum sind wir alle hier zusammen in Zürich?»

      Sehr geehrte Damen und Herren

      Das Reformationsjubiläum 2017 ist ein Ereignis von Weltrang!

      In Deutschland ging der erste Anstoß zum Thema «Reformationsjubiläum» schon 2003 aus den Reihen der katholischen Kirche hervor, nämlich von Kardinal Kasper auf der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes in Winnipeg. Kardinal Kasper verwies damals auf dieses Datum 2017 und stellte die Frage

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