Tot am Ring. Wolfgang Wiesmann

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Tot am Ring - Wolfgang Wiesmann Kommissarin Fey Amber

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      „Mensch, Inge, dünn bist du geworden. Na ja, dick warst du noch nie. Aber an deiner Schönheit hat sich nichts verändert.“

      „Ach, hör auf. Du bist aber auch noch schlanker geworden, liebe Karla.“

      „Das ist so gewollt und musste sein.“

      „Wieso, bist du krank?“

      „Nee, aber ich will im Alter nicht zur Matrone mutieren, ich laufe jetzt Marathon.“

      „Klasse! Kein Wunder, dass du durchtrainiert bist.“

      „I do my very best”, scherzte Karla. „Jetzt erkläre mir mal genau, was passiert ist.“

      Inge setzte sich neben Karla und erzählte: „Es ging alles ruck zuck. Im Dezember wurde ein Knoten in der linken Brust festgestellt. Anfang Januar war die Operation. Jetzt bin ich hier zur Anschlussheilbehandlung.“

      „Und? Wie ist deine Prognose?“

      „Nicht schlecht, die Wächterlymphknoten sind frei. Das heißt, der Krebs hat noch nicht gestreut. Aber ich will jetzt gar nicht in die Tiefe gehen. Bestrahlung und die Chemo bleiben mir erspart. Ich habe großes Glück gehabt.“

      Karla nahm Inges Hand und streichelte sie liebevoll.

      „Nun mach dir mal keinen Kopf, ich packe das schon.“

      Karla lächelte. „Mensch, wie lange haben wir uns nicht gesehen? Was für eine Freude, deine Stimme zu hören, die mag ich an dir besonders gern.“

      „Du olle Schmeichlerin, jetzt trieft es aus allen Löchern.“ Inge lachte. „Gefühlte zwanzig Jahre, oder mehr?“

      „Mehr“, meinte Karla. „Ich hätte mir allerdings bessere Nachrichten bei unserem Wiedersehen gewünscht.“

      „Es ist, wie es ist“, antwortete Inge.

      „Stimmt.“

      „Bist du noch beim Jugendamt in Witten, oder hast du den Rat deines Professors aus Mönchengladbach befolgt? Der wollte doch, dass du Jura und Kriminologie studierst. Ich erinnere mich noch gut daran.“

      „Nee, die Stadtverwaltung habe ich vor sieben Jahren verlassen. Gemeinsam mit einem Kollegen habe ich einen Verband für Resozialisation von entlassenen Straftätern in Witten gegründet. Berufsbegleitend studiere ich seit zwei Jahren an der Ruhruni Bochum Kriminologie, Kriminalpolitik und Polizeiwissenschaft. Wenn alles klappt, schließe ich zum Ende des Sommersemesters mit dem Master ab. Die Studiengebühren sind zwar krass, nehme ich aber gern in Kauf.“

      „Was? Das ist ja ein Hammer, klasse.“ Karla war beeindruckt. „Hut ab! Na, siehst du, auf Umwegen erfüllst du dir noch deinen Herzenswunsch und den deines alten Professors. Und wie schaffst du das neben dem Job?“, wollte Karla genau wissen.

      „Meine wöchentliche Arbeitszeit habe ich auf zwanzig Stunden reduziert. Ansonsten kannst du das bei dem Arbeitspensum, das wir im Verein bewältigen müssen, nicht stemmen.“

      „Mein Mann Dirk ist Psychologe und Lehrbeauftragter an der Uni Bochum. Er arbeitet in der JVA Bochum ebenfalls an einem Projekt mit, in dem es um Strafgefangene geht, die kurz vor der Entlassung stehen.“

      „Sag nur, das ist spannend. Wir haben bisher mit den Sozialarbeitern der JVA zusammengearbeitet. Meist dann, wenn die Entlassung kurz bevorstand.“

      „Das denke ich“, lachte Karla. „Wenn du zurück bist, kannst du mit Dirk Kontakt aufnehmen und schauen, wie sich eine Zusammenarbeit organisieren lässt.“

      „Oh ja, das ist eine gute Idee.“

      „Und wie geht es weiter, wenn du den Master hast?“, fragte Karla.

      „Keine Ahnung, einen Schritt nach dem anderen. Meinen Doktor vielleicht?“

      „Genauso kenne ich dich, du hattest immer Power bis zum Abwinken. Das ist der beste Weg zum Gesundwerden.“

      „Na ja, schauen wir mal, wie sich alles weiterentwickelt. Und du? Arbeitest du noch bei der Kripo?“

      „Na klar, ich bin bei der Mordkommission gelandet. Dort bleibe ich bis zur Pensionierung, da kannst du Gift drauf nehmen.“

      „Machst du Urlaub oder bist du dienstlich hier?“

      „Meine Familie und Freunde haben mir zum Fünfzigsten den Urlaub geschenkt und die Kollegen haben mich mit Malutensilien beglückt. Ich plane nichts, lasse mich treiben, bin kreativ … Alles, was mir guttut, mache ich jetzt und gleich sehr viel davon.“

      „Herzlichen Glückwunsch nachträglich! Nach fünfzig siehst du nicht aus, immer noch die sportliche, fitte Karla.“

      „Danke.“

      „Ich werde auch noch in diesem Jahr fünfzig, wir sind doch ein Jahrgang“, erinnerte Inge sie.

      „Genau.“

      Karla nahm einen Schluck vom köstlichen Cappuccino. Sie genoss die Friesentorte und ließ die Föhrer Leckerei auf der Zunge zergehen.

      „Ich muss los.“ Inge schaute auf die Uhr und sprang auf. „Der Bus fährt gleich zurück zur Klinik. Ich muss noch zur Powergymnastik.“

      „Kann ich dich mitnehmen? Meine Ferienwohnung ist in Utersum.“

      „Nee, komm du erst mal an, wir sehen uns. Wenn du magst, können wir was verabreden.“

      „Klar, lass uns die Handynummern austauschen“, schlug Karla vor.

      „Ach, schau mal. Hier habe ich das Veranstaltungsprogramm für April für dich, in der Klinik liegen genug aus. Dann weißt du, was auf der Insel angeboten wird. Im Föhrer Kunstmuseum läuft eine tolle Ausstellung und im Dörpshus in Nieblum ebenfalls. Die Vernissage im Museum war leider schon und morgen Nachmittag wird die Ausstellung in Nieblum eröffnet. Zwei Wittener Künstlerinnen stellen im Dörpshus aus und sind auch bei der Museumsausstellung dabei.“

      „Ach ja, wer?“

      „Violetta Fey und Lena Beck“, antwortete Inge.

      „Nee, das glaube ich nicht. Die beiden haben den ersten und zweiten Kunstpreis aus der Jürgen-Grume-Stifung in Witten gewonnen.“

      „Genau, stimmt. Leider habe ich die Preisverleihung im Märkischen Museum verpasst. Da war ich schon hier auf Föhr“, erzählte Inge.

      „Und ich habe es in der Presse gelesen, hatte aber keine Zeit hinzugehen.“

      „Eine Freundin hat mir berichtet, dass es unter den Bewerbern für den Preis Zoff gegeben haben soll. Den Gewinnerinnen gönnte man den Preis nicht und es wurde schmutzige Wäsche gewaschen. Vor allen Dingen haben die männlichen Künstler interveniert. Auch Kunstkritiker haben mitgemischt.“

      „Neider gibt es viele unter den Künstlern.“

      „Na gut, wenn du von der Kunst leben musst, geht es oft ums nackte Überleben!“

      „Das ist richtig,

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